Großes Regenrückhaltebecken für Reifenberg muss gebaut werden – Baupreise explodieren
Von Thomas Weichert
Kirchehrenbach/Weilersbach
Zur Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands der Ehrenbach-Weilersbach-Gruppe waren mit Max Brust vom Büro Weyrauther und Christian Dremel von der Höhnen & Partner gleich zwei Diplomingenieure aus Bamberg nach Kirchehrenbach gekommen. Brust referierte zum Sachstand der Sanierung der Weißenbacher Straße in Weilersbach und zum Neubau eines Regenrückhaltebeckens für Reifenberg und Dremel stellte die geplanten Sanierungsmaßnahmen in der oberen Sportplatzstraße in Kirchehrenbach vor.
Archivbild: Die Bauarbeiten in der Weißenbacher Straße in Weilersbach verlaufen nach Plan und sind im Kostenrahmen
In der Weißenbacher Straße in Weilersbach, in der seit letzten Jahr gebaut wird, verläuft alles nach Plan. Verlegt sind 545 Meter Wasserleitung mit einer Nennweite von 150 Millimetern, 800 Meter Regenwasserkanal und 665 Meter Mischwasserkanal. Auch liege man ganz gut im Kostenrahmen. Bei geschätzten Gesamtkosten von 850 000 Euro wurden bisher 465 000 Euro abgerechnet. Auch die Anwohner machen laut Brust wunderbar mit. Am 8. April soll teilasphaltiert werden und ab Ostern erfolgt der nächste Abschnitt der Kanalleitung. Während in Weilersbach alles nach Plan verläuft, wird es beim Einleiten des Niederschlagswassers aus Reifenberg in die Wiesent kompliziert. Hier fordert das Landratsamt nun ein wesentlich größeres Regenrückhaltebecken im Reifenberger Graben. Das lange bestehende Becken hat 75 Kubikmeter Fassungsvermögen und reicht nun auf einmal nicht mehr aus. Das neue muss mindestens 735 Kubikmeter fassen, also über zehn mal mehr als das alte. Da sei auch mit dem Amt nicht zu verhandeln gewesen, um einen Kompromiss zu finden, hieß es. Brust hatte versucht eine andere Regenhäufigkeit anzusetzen, damit das neue Becken mit einer Wasserfläche von 550 Quadratmetern bei 80 Zentimeter Tiefe nicht so groß werden muss. „Keine Chance“, kommentierte der Planer. Denn wenn es auf dem Berg in Reifenberg stark regnet können pro Sekunde bis zu 200 Liter Wasser ins Tal rauschen. Ruckzuck sind dann die Äcker und Wiesen überschwemmt, was nicht sein dürfe, weil man Fremdwasser nicht auf fremden Grund ableiten darf. Für ein größeres Regenrückhaltebecken gibt es zwei Probleme. Dort wo es gebaut werden könnte ist alles Privatgrund und teilweise geschütztes Biotop. Bürgermeister Marco Friepes hat mit den dortigen Anliegern gesprochen. Einer sei eventuell bereit sein Grundstück an die Gemeinde zu verkaufen. „Es ist aber noch nichts fix und nur einer der wenigen Eigentümer wäre dazu bereit“, so Friepes. Ein Bodengutachten hat man schon in Auftrag gegeben, allerdings liegen die Laborwerte noch nicht vor. Brust präsentierte vier mögliche Varianten. Einmal komplett außerhalb es Biotops auf Privatgrund wo man dann aber eine Stützmauer bräuchte. Geschätzte Nettokosten 425 000 Euro. Dann ohne Stützmauer aber mit Ausweitung auf ein ebenfalls privates Nachbargrundstück für 470 000 Euro. Weiterhin nur auf einem privaten Grundstück, jedoch teilweise im Biotop gelegen für 375 000 Euro. Günstigste Lösung für 310 000 wäre ebenfalls mit Eingriff in da Biotop, jedoch mit einem darüber liegendem Becken. Geringfügige Eingriffe in das Biotop sind mit der Naturschutzbehörde bereits abgeklärt. Brust warnte jedoch vor den Kostenschätzungen. Die Baupreise ändern sich fast täglich und zwar nicht nach unten, sondern deutlich nach oben hin. Die Kostenschätzungen sind Stand Januar diesen Jahres. Inzwischen hat sich vieles verteuert, manches ist gar explodiert. „Ich sage dass ganz bewusst“, so der Planer. Siegfried Adami schlug eine viel günstigere Lösung vor. Rohre unter der B 470 einziehen und das Wasser durchleiten. „Wenn dann mal ein Feld überschwemmt ist, ist das nicht so schlimm“, so Adami. „Wo kein Kläger da kein Richter“, gab im Verbandsvorsitzender Johannes Schnitzerlein zurück und betonte, dass dies schlichtweg nicht erlaubt sei. Eine andere Idee hatte Rainer Gebhardt. Kein Becken zu bauen, sondern große unterirdische Rohre nebeneinander zu verlegen die das Regenwasser sammeln und danach in die Wiesent abgeben können. Ähnlich einem unterirdischen Feuerlöschbehälter. „Das ist noch teurer“, gab ihm Brust zurück. „Ich möchte aber trotzdem, dass dies gegengerechnet wird“, ließ Gebhardt nicht locker. Schnitzerlein sagte ihm zu das auch sein Vorschlag geprüft werde. Ist das zu teuer oder geht gar nicht, wird die Variante vier und somit die günstigste bevorzugt. Bis 31. März will das Landratsamt den Entwurf haben. Der Verband hat aber bereits drei Monate Fristverlängerung beantragt. Zur oberen Sportplatzstraße informierte Dremel das diese Straße schon seit 2007 sanierungsbedürftig sei. Es wird nun alles neu gemacht, Straße, Kanal und Wasserleitung bis zum Waldrand. Die Wasserleitung ist bereits erneuert worden. Der Kanal wird in öffentlichen Grund umverlegt und die acht Hausanschlüsse bis zum jeweiligen Grundstück erneuert. Die 282 Meter lange neue Kanalleitung ist brutto mit 223 000 Euro geschätzt. „Der Markt ist sehr diffus und in zwei Monaten kann ich vielleicht mehr sagen“, warnte auch Dremel vor der Kostenschätzung. Denn Kunststoff wird ab 1. April zehn Prozent teurer, anderes Material gar 20 Prozent oder mehr. Auch stocken derzeit Materiallieferungen wegen vielen coronabedingten Personalausfällen bei den Firmen. Dremel hofft das im Juni der Auftrag vergeben werden kann. Es soll losweise ausgeschrieben werden, gut wäre jedoch wenn eine Firma alles macht.