Höhenschwimmbad Gößweinstein macht wieder auf – Wenn auch mit Einschränkungen
Von Thomas Weichert
Gößweinstein
„Es herrscht Aufbruchsstimmung im Förderverein.“ So kommentierte es Martin Redel in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Fördervereins Höhenschwimmbad Gößweinstein nach der Entscheidung des Gößweinsteiner Marktgemeinderats gegen die Stimme von Benno Beck (BMG), das Naturbad heuer nach zweijähriger coronabedingter Pause mit Einschränkungen und in abgespeckter Form zu Beginn der Freibadesaison wieder öffnen zu wollen.
Archivbilder aus meinem Bilderarchiv: So soll es heuer wieder im Höhenschwimmbad Gößweinstein zugehen. Wenn auch mit einigen Einschränkungen.
Allerdings ohne Badpächter den man noch letztes Jahr händeringend gesucht hatte und für den es nach Informationen der Freunde der Fränkichen Schweiz inzwischen auch vier an der Zahl mit guten Konzepten gab. Bisher waren offiziell nur zwei potentielle Bewerberinnen, beziehungsweise Bewerber, bekannt die sich nach einer Anzeige im Gößweinsteiner Gemeindeboten dafür beworben hatten und ihre Konzepte für den Freibadbetrieb auch während einer nichtöffentlichen Marktgemeinderatssitzung vorstellten. Davon wird nun aber, zumindest zunächst, Abstand genommen. Eine Verpachtung des Bades wird jedoch in Zukunft nicht gänzlich ausgeschlossen. So der Kompromiss nach den inoffiziellen Verhandlungen zwischen der Gemeinde und dem Fördervereins. Dieser Kompromiss sieht aber nach dem nun vorliegenden Sicherheitskonzept weitreichende Einschränkungen nicht nur bezüglich der eingeschränkten Öffnungszeiten des Bades vor, die noch nicht feststehen und laut Redel auch noch zwischen Gemeinde und Förderverein näher definiert werden müssen. Es sind insgesamt noch viele Absprachen nötig um das Bad heuer wieder aufmachen zu können. Ganz klar ist so gut wie noch nichts Konkretes. Bis auf dass, was das in Auftrag gegebene Sicherheitskonzept bindend vorschreibt. Zum Beispiel der Genuss von Alkohol auf dem Freibadgelände. Oder die Auflassung des sogenannten „Matschbeckens“ für kleine Kinder im in der Zwischenebene. Dieses muss zurück gebaut werden. Es war allerdings noch nie so recht in Betrieb. Ob es wieder einen Badkiosk oder ein Café geben wird, oder nicht, steht ebenfalls noch in den Sternen. Also ob man im Bad wie früher Getränke, Kuchen oder Snacks käuflich erwerben kann. Auch dies muss sich erst noch zeigen, sagt Redel, der auf Internas nicht näher eingehen will, weil diese der vereinbarten Geheimhaltung unterliegen. Genauso wie ein Schreiben des Fördervereins an die Gemeinderäte. Es ist also sehr Vieles noch geheim und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Öffentlichkeit kann sich aber schon einmal freuen, weil auch in absehbarer Zukunft es keinen Eintritt kostet wenn man in das kühle Nass des höchstgelegensten Freibads der Fränkischen Schweiz mit romantischem Burg- und Basilikablick hüpfen will. Der kostenlose Besuch ist aber auch das Resultat aus dem Sicherheitsgutachten, bei dem zukünftig unter anderem auf Alkoholgenuss während der Bade-und Sonnenfreuden verzichtet werden muss, weil es eben keine Bade- beziehungsweise Geländeaufsicht gibt. Die große Frage ist allerdings, wer dies dann kontrollieren soll, wenn sich jemand selbst sein Seidla Bier oder den Schoppen Wein mitbringt ? Zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) betonte, dass der Kompromiss mit dem Förderverein insgesamt betrachtet ein gangbarer Weg ist. CSU/JuF-Fraktionschef Maximilian Sebald sagte, dass ja alle damit einverstanden sind. Daher stehe aus seiner Sicht dem Ganzen nichts im Wege. Völlig anders sah dies Benno Beck (BMG). „Auf uns kommen 388 000 Euro Kosten zu, alleine heuer 63 000 Euro.“ „Damit sind wir eigentlich keinen Schritt weiter, weder mit den Treppen- noch sanitären Anlagen.“, so Beck. Nächstes Problem, laut Beck, sei auch die Haftungsfrage, nach der die Gemeinde nach wie vor bedingt haftbar sei. Deshalb könne man laut Beck auch keinen Eintritt verlangen. Außerdem bezweifelte der Morschreuther, dass man durch die Baderöffnung mehr Zulauf im Fremdenverkehr bekomme. Für Hermine Haas vom Förderverein ein Unding. Sie musste sich da als Zuhörerin schon auf die Lippen beißen um während der Sitzung nicht dazwischen zu rufen. Gerade Auswärtige, sogar aus Nürnberg und weiter her würden extra in das chlorfreie Bad kommen. Beck hingegen sieht die Gößweinsteiner Außenorte benachteiligt. Das Geld dass man ins Freibad investiert – „in zehn Jahren haben wir eine Millionen Euro verbraten“, so Beck. Dieses Geld sollte man viel lieber in den Straßenausbau und -unterhalt investieren. Mit den 420 000 Euro die man in den nächsten Jahren in das Bad investieren will, habe man weder etwas erneuert noch neue Attraktionen geschaffen, so Beck. „Es bleibt ein altes Bad und deshalb habe ich Bauchweh.“ Dem entgegnete Fördervereinschef Martin Redel nach der Sitzung gegenüber unserer Zeitung, dass man ja gar kein neues Bad und keine neuen Attraktionen haben wolle, weil eben gerade die Besucher diese Ursprünglichkeit und Einfachheit sehr schätzen. Becks Schwarzmalerei entgegnete Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) das man heuer etwa 43 000 Euro investiere müsse. Für was genau sagte er nicht und auch Redel konnte es nicht sagen. In den nächsten fünf Jahren fielen weitere 45 000 Euro an. Also rund 100 000 Euro in den nächsten fünf Jahren. Und die jährlichen Betriebskosten bezifferte Zimmermann auf 80 000 Euro. Carolin Keller (FW) hatte auch Bauchschmerzen. Und zwar von Anfang an. „Aber“, wie die Rätin betonte, „hat man bei jedem größerem Projekt Bauchschmerzen.“ „Glaubst du dass die Straßen deshalb schneller gemacht werden?“ So ihre Frage an ihren Fraktionskollegen Beck. Und schön sei schließlich auch, wenn man in Gößweinstein nicht alles zumache. „Wir haben nicht viel Geld, wir wollen sparsam sein, es ist jedoch eine überschaubare Summe die wir für das Freibad ausgeben“, so noch einmal der Rathauschef. Und dies erst mal auf die Dauer für fünf Jahre. „Wohin die Reise danach hingeht wissen wir noch nicht“, so Zimmermann. FW-BMG Fraktionschefin Daniela Drummer erklärte, das in ihrer Fraktion sehr kontrovers diskutiert wurde. Sie persönlich denkt jedoch, das das Freibad kein Fass ohne Boden ist. „Wir müssen dieses Projekt erst einmal mit Vernunft unterstützen und wenn es nicht geht, auch den Mut dazu haben zu sagen, dass es nicht geht“, so die Lehrerin. „Wenn man als Urlauber nach Gößweinstein kommt schaut man sich schon vorher an, was hier geboten ist“, so SPD-Rätin Kerstin Hölzel, Mutter des CSU/JuF-Fraktionsvorsitzendem. Gewisse Bauchschmerzen könne sie jedoch absolut nachvollziehen. Heuer betrieben werden soll letztendlich nur das Schwimmbecken und die Liegeweise. Ein Kompromiss mit dem laut Redel auch der Förderverein leben kann. Alles Weitere muss sich erst noch in den folgenden Gesprächen zwischen Gemeinde und Förderverein ergeben. Bald ist Mitgliederversammlung des Fördervereins. Eines steht fest: Ohne den Förderverein gäbe es das Höhenschwimmbad nicht mehr. „Wir werden alles tun um das Bad zu erhalten“, betont Kränzleins Nachfolger Redel.