Der „Wasserstreit“ von Egloffstein – Ist schon bald wieder Wasser im Kneippbecken ?
Von Thomas Weichert
Egloffstein
Sonne und Sommer satt und kein Wasser in der Egloffsteiner Kneippanlage die für etwas Abkühlung sorgen könnte. Darauf machte uns unser Leser Werner Elsel aufmerksam und bat den FT sich der Sache anzunehmen. Das heuer kein Wasser im Kneippbecken ist, ist inzwischen Ortsgespräch in Egloffstein. Laut Elsel wurde die Wasserzufuhr zum Kneippbad durch einen Anlieger, über dessen Grundstück das Wasser der gemeindlichen Quelle seit etwa 80 Jahren geführt wird, gesperrt.
Ist schon bald wieder Wasser in der Kneippanlage ?
„Damit ist die bei Einwohnern und Touristen beliebte Anlage nicht benutzbar, was besonders in der jetzigen Hitzeperiode ein Verlust an Lebensqualität im Luftkurort ist“, sagt Elsel, der selbst schon bei den Anliegern vorstellig wurde und sich auch an Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) wendete, dem FT. „Die Abschaltung der Wasserdurchleitung, ohne ein rechtskräftiges Urteil abzuwarten, ist als Selbstjustiz zu werten. Vor diesem Hintergrund bitte ich die Gemeinde, vor Gericht eine einstweilige Verfügung zu erwirken“, schrieb Elsel außerdem an den Bürgermeister. Auf der gemeindlichen Homepage ist dazu zu lesen, dass die Kneippanlage derzeit nur sehr eingeschränkt betrieben werden kann, da die seit Jahrzehnten bestehende Zuleitung des Quellwassers auf einem Privatgrundstück plötzlich und eigenmächtig von den Grundstückseigentümern abgedreht wurde. Den Mitarbeitern des Marktes Eggloffstein seien bereits strafrechtliche Konsequenzen im Falle des Betretens des Grundstücks angedroht worden, heißt es weiter auf der Gemeindeseite zur Kneippanlage. Diese Darstellung weist einer der Grundstückseigentümer entschieden zurück. „Die Behauptung, dass Teile unserer Familie den Gemeindemitarbeitern rechtliche Konsequenzen angedroht hätten ist falsch. Das haben wir nie getan“, so der Grundbesitzer. Inzwischen hat sowohl die Gemeinde als auch die betroffenen Grundstückseigentümer einen Anwalt beauftragt um eine einvernehmliche außergerichtliche Lösung im „Wasserstreit“ herbeizuführen. Diese Lösung steht nun offenbar kurz bevor, wie einer der Anlieger unserer Zeitung auf Nachfrage bestätigte. „Wir wollen eine schöne Lösung bekommen, daran ist uns sehr gelegen“, sagt Grundstücksnachbar von Freibad und Kneippanlage. Was ihn ärgert ist zum einen der Eintrag auf der Homepage der Gemeinde und zum anderen, das Infos lückenhaft an die Öffentlichkeit gegeben wurden. Im Grunde ginge es nur darum, dass der alte Vertrag über die Heidsquelle weiterhin bestand hat, betont der Nachbar. Dieser Vertrag besagt, das für den symbolischen Preis von einem Euro pro Jahr das Wasser aus der Heidsquelle, die später durch einen neuen Besitzer der Gemeinde geschenkt wurde, durch das Grundstück der nun neuen Besitzer geleitet werden darf. Die aktuelle Misere begann vor über 80 Jahren, als die Gemeinde das Freibad gebaut hat. Damals wurde das Wasser dafür aus der Heidsquelle entnommen und durch Privatgrund geleitet, ohne eine Grunddienstbarkeit eintragen zu lassen. Über die Wasserentnahme wurde 1955 zwischen Frau Heid und der Gemeinde ein Vertrag geschlossen. Kernpunkt war, dass das Freibad das Wasser von der damals noch auf Frau Heids Grundstück entspringenden Quelle für eine Jahresgebühr von einer D-Mark erhält. Dieser Vertrag verlängerte sich automatisch jedes Jahr, auch mit den Rechtsnachfolgern. Im Rahmen des Neubaus eines Hauses wurde die Leitung später erneuert und zur besseren Wasserentnahme eine Wartungshäuschen errichtet. Damals noch auf einem Privatgrundstück, das nun heute samt Quelle der Gemeinde gehört. Als die jetzigen Grundstückseigentümer 2018 das Heidsche-Grundstück erwarben, gingen sie davon aus, dass sie auch die Quelle mit gekauft haben. „Anfang 2020 beauftragte die Gemeinde das Vermessungsamt mit der Grenzfeststellung, nachdem der Wasserzulauf zum Freibad und zur Kneippanlage bereits 2019 manipuliert worden sei“, teilt dazu Bürgermeister Förtsch mit. Am 8. Januar 2020 bestätigte das Vermessungsamt, dass die Quelle zweifelsohne auf einem gemeindeeigenen Grundstück liegt und somit dem Markt Egloffstein gehört. Bereits im Oktober 2019 habe sich der Markt Egloffstein auch um die Eintragung eines Leitungsrechtes in Form einer Grunddienstbarkeit gekümmert. Dazu war bereits ein Notartermin anberaumt, der jedoch von den Vertragspartnern kurzfristig abgesagt wurde, weil noch juristischer Beratungsbedarf bestand, so Förtsch. Kurz danach sei ihm von den Vertragspartnern das Vertrauen entzogen worden. Weitere Verhandlungen durch seinen Stellvertreter und einen Gemeinderat führten in der Folge auch zu keinem Ergebnis. „Um die Emotionen aus der Angelegenheit herauszubekommen, haben sowohl der Markt Egloffstein als auch die beiden betroffenen Familien mittlerweile ihren jeweiligen Anwälten die Verhandlungsführung übergeben“, so Förtsch. Laut Förtsch und laut des einen Grundstücksbesitzers stehen diese Verhandlungen nun kurz vor einem guten Abschluss. Beide Parteien betonen, dass sie eine schnelle einvernehmliche Lösung und einen aktualisierten Vertrag haben wollen, der sich nach dem Ursprungsvertrag richtet. „Auch uns ist es daran sehr gelegen, dass in der Kneippanlage und später im Freibad wieder Wasser ist“, sagt der Grundstücksnachbar.