Brief meines Kollegen Andreas Rosenfelder von "Der WELT"

Brief meines Kollegen Andreas Rosenfelder von "Der WELT"

21.01.2022 13:04

Brief meines Kollegen Andreas Rosenfelder von "Der WELT" den ich gerade erhielt und den ich unseren Mitgliedern und Lesern nicht vorenthalten möchte:


Lieber Herr Weichert,

im März 2020 ging ein Artikel viral, der die Welt veränderte. Er hieß: „Coronavirus: Why we must act now“, wurde in dreißig Sprachen übersetzt – und binnen weniger Tage lasen ihn vierzig Millionen Menschen. Auf Deutsch erschien der Text mit dem Titel: „Warum du jetzt handeln musst“.

Es war ein Alarmruf an alle. Doch der Autor Tomas Pueyo, ein ehemaliger Berater aus dem Silicon Valley mit Stanford-Abschluss in Verhaltenspsychologie, richtete sich besonders an Politiker, Bürgermeister und Unternehmer – also an die Verantwortlichen. Seine Botschaft: Wenn die Welt nicht dem Beispiel Wuhans folgt und sofort harte Lockdowns verhängt, droht überall der Zusammenbruch des Gesundheitssystems. „Flatten the curve“, die Kurve abflachen – das Motto der globalen Pandemiepolitik wurde von Pueyo erfunden.

Sein Appell schlug ein: Fast alle westlichen Länder folgten dem chinesischen Modell und setzten auf Lockdowns und andere Maßnahmen zur Kontaktreduzierung. Manche, darunter auch Deutschland, tun das noch heute, zwei Jahre später – mit unübersehbaren Folgen für Kinder und Jugendliche, Wirtschaft und gesellschaftliches Klima.

Aber ist heute immer noch richtig, was unter dem Ansturm der neuen Gefahr richtig erschien? Tomas Puyeo, der Prophet des Lockdowns, hat gerade einen neuen Text publiziert. Er heißt: „Coronavirus: Game Over“, Unterzeile: „Es ist Zeit, dass wir wieder anfangen zu leben.“

Pueyo vertritt darin die Auffassung, dass die Omikron-Variante, die Impfstoffe sowie das Paxlovid-Medikament die Gefahr so drastisch abgesenkt haben, dass Corona inzwischen weit weniger tödlich ist als die normale Grippe. Spätestens in einem Monat müsse die Pandemie offiziell beendet werden, selbst Maßnahmen wie die Maskenpflicht sollten dann fallen.

Die größte Gefahr sieht Puyeo inzwischen darin, dass wir nicht begreifen, dass die Corona-Gefahr überwunden sei – und dass die Regierungen, die sich an ihre „Spielzeuge“ gewöhnt haben, einfach weiter Maßnahmen verhängen, wer weiß, wie lange. „Die nächsten Monate werden sein wie die nächsten Jahre“, warnt Puyeo. „Handelt entsprechend!“

Genau das tun die Verantwortlichen in vielen Ländern gerade: Israel, das als „Labor der Welt“ mit harten Lockdowns und straffen Impfkampagnen den Kurs des Westens vorgab, denkt darüber nach, Corona in Zukunft wie eine Grippe zu behandeln – und das bei Inzidenzen von über 4000. Der Finanzminister spricht dort bereits von der Abschaffung der „Green Passes“, also der Impfausweise, die medizinisch und epidemiologisch keinen Sinn mehr ergäben. Die Impfquote liegt in Israel derzeit bei 65 Prozent, deutlich niedriger als in Deutschland.

In Großbritannien hat Boris Johnson gerade unter dem Jubel der Parlamentarier das Ende fast aller Maßnahmen und sogar der Maskenpflicht zu Ende Januar verkündet – bei einer Impfquote von 71,9 Prozent, ebenfalls etwas geringer als in Deutschland. Auch bei unseren Nachbarn in Frankreich will die Regierung einen Kalender der Lockerungen vorlegen, es herrscht Optimismus – bei 7-Tage-Inzidenzen von über 3000 und einer Impfquote von 75,5 Prozent, also höher als bei uns.

Diese Länder haben verstanden, dass Corona bleiben wird, aber selbst bei hohen Infektionszahlen keine gravierende Gefahr mehr darstellt – und dass es allerhöchste Zeit ist, wieder anzufangen zu leben. Nur Deutschland starrt geradezu panisch auf eine vergleichsweise niedrige 7-Tage-Inzidenz von 706, obwohl die Krankenhausinzidenz seit Wochen fällt. Das Land zerstreitet sich bei einer mehr als soliden Impfquote von 73 Prozent über „die Ungeimpften“ – und traut sich nicht, die Zeichen der Zeit zu lesen.

Das liegt nicht zuletzt an einem Gesundheitsminister, der die Kurve nicht kriegt – und der seinen Job vor allem darin versteht, die Angst wieder anzuheizen, wenn sie schwindet. Doch auch Karl Lauterbach wird die Entwicklung nicht aufhalten. Wir können aufatmen, es ist bald vorbei. Wir trauen uns nur noch nicht, es zu merken.


Jahcousi hat sich bedankt!
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