Waischenfelds Stadthistoriker Helmut Wunder fand 2012 im Staatsarchiv Bamberg den Sündenerlass von den Päpsten Alexander VII. und Clemens XIV.
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD
Zwei interessante Ablassbriefe von Waischenfeld, ausgestellt im Auftrag der Päpste Alexander VII. (1655 bis 1667) und Clemens XIV. (1769 bis 1774), hat Stadthistoriker Helmut Wunder im Jahre 2012 im Staatsarchiv Bamberg gefunden.
Helmut Wunder und die Leiterin des Gößweinsteiner Wallfahrtsmuseums, Dr. Regina Urban, sprechen von interessanten Dokumenten, da sie zum einen direkt von den Päpsten selbst stammen und zum anderen bisher nicht bekannt war, dass es für Waischenfeld Ablassbriefe gegeben hatte. Zudem könne man davon ausgehen, dass beide Ablassbriefe für „gottgefällige Werke“ für die Kirchenbesucher ausgestellt worden sind, da beide Ablassbriefe für alle Kirchenbesucher Gültigkeit hatten. Vermutlich sollte damit den Kirchenbesuchern die Sünden erlassen werden, wenn sie Geld für den Bau, beziehungsweise die Renovierung der Kirche spendeten.
Von zwei Päpsten
Der Ablassbrief von Papst Alexander VII. ist für die Waischenfelder Stadtpfarrkirche St. Johannis der Täufer ausgestellt worden und der Ablassbrief von Papst Clemens XIV für die Stadtkapelle St. Laurentius, die auch dem heiligen Michael geweiht ist. Der Ablass für die Stadtpfarrkirche galt für alle Gottesdienstbesucher und zwar nur am Namenstag des heiligen Johannes des Täufers, jeweils am 24. Juni eines Jahres. „Dieser Ablass kann für die Sünden der Vergangenheit gelten und der Pfarrer konnte dies entsprechend gestalten“, sagt Wunder nach Auswertung des einmaligen Dokuments.
Das Gleiche gilt für den Ablassbrief der Stadtkapelle von Waischenfeld, der für die Gottesdienstbesucher am Namenstag des Heiligen Michael gegolten hat und der am 17. April 1771 ausgestellt wurde. Wunder vermutet, dass beide Ablassbriefe einst in den beiden Kirchen öffentlich ausgehängt waren.
Der Ablasshandel ist in der römisch-katholischen Kirche zwar seit 1567 streng verboten, jedoch kann der Papst bis heute noch einen Ablass ausstellen. Der Handel mit sogenannten Almosenablässen, für deren Gewinnung als Ablasswerk ein Geldbetrag gespendet werden musste, war ein besonders in der Renaissancezeit verbreiteter Missbrauch für die Vergebung der Sünden und Auslöser der Reformation durch Martin Luther. Mit den Einkünften aus dem Ablasshandel hatten einige Päpste beträchtliche Summen aus ganz Europa nach Rom gelenkt, die auch für den Bau des Petersdoms verwendet wurden. Nach Verbot ausgestellt
Da die beiden nun von Wunder entdeckten Ablassbriefe nach dem Verbot des Ablasshandels ausgestellt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass entsprechende Geldspenden der Gottesdienstbesucher für Renovierungen oder Neubauten der beiden Waischenfelder Kirchen verwendet wurden. Insoweit könnten sie für die Waischenfelder Kirchengeschichte auch wichtige Zeitdokumente darstellen. Da der Ablassbrief für die Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer auf den 26. Februar 1665 datiert ist, könnte er zur Spendensammlung bei den Gläubigen für die 1661 erfolgte Erneuerung der Kanzel, oder für den 1771 erfolgten Neubau des Hochaltars ausgestellt worden sein. Zwischen 1750 und 1756 bekam diese Kirche zudem eine neue Ausstattung.
Die Stadtkapelle in der heutigen Form wurde von 1699 bis 1701 unter der Leitung von Pfarrer Kohler mit Unterstützung des Bürgermeisters Michael Hofmann und tatkräftiger Hilfe der Bürger neu errichtet, nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg total ruiniert gewesen sein soll.
Stadthistoriker Helmut Wunder und Museumschefin Regina Urban mit Kopien der Ablassbriefe von Waischenfeld. Foto: Thomas Weichert