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JHV Feuerwehr Waischenfeld - Jeden Tag im Feuerwehrhaus - Kreisbrandrat kritisiert unterschiedliche Lehrmeinungen zu Erste-Hilfe-Einsätzen der Feuerwehren
JHV Feuerwehr Waischenfeld - Jeden Tag im Feuerwehrhaus - Kreisbrandrat kritisiert unterschiedliche Lehrmeinungen zu Erste-Hilfe-Einsätzen der Feuerwehren
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD
„Die Feuerwehr Waischenfeld ist für uns ein sehr wichtiger Partner.“ Dies betonte Kreisbrandrat Hermann Schreck während seines Grußworts bei der Jahreshauptversammlung der Wehr zu der 69 der insgesamt 115 Vereinsmitglieder in das Feuerwehrhaus gekommen waren.
Die Geehrten mit der Feuerwehrführung. Foto: Thomas Weichert
Mit 46 Einsätzen, die Kommandant Roland Huppmann alle akribisch aufgelistet hatte, sei 2018 laut Schreck ein sehr arbeitsintensives Jahr für die 39 Dienstleistenden der Stützpunktfeuerwehr gewesen. Die Einsätze der Wehr werden sich laut Schreck in Zukunft auf einem hohen Niveau einpendeln. Auch deshalb weil die Feuerwehr Waischenfeld über Geräte verfügt die es nur einmal im südlichen Landkreis und in der Fränkischen Schweiz gibt. Den Abrollbehälter Hochwasser, den der Freistaat Bayern in Waischenfeld stationiert hat, bezeichnete Schreck als „Montagskind“ und „Trauergeschichte“. Dies deshalb weil viele Mängel nach Monaten noch immer nicht behoben wurden. Nach Schrecks Erkenntnis seinen nun aber dreiviertel der Mängel behoben. Die Anschaffung des Abrollbehälters Wasser bezeichnete Schreck als „gute sinnige Entscheidung“ des Stadtrats. Damit habe man zusammen mit der Feuerwehr Breitenlesau-Siegritzberg nicht nur eine wirtschaftliche interessante Lösung für den Fall eines Großbrands mit unabhängiger Löschwasserversorgung, sondern auch „enorm viel Wasser in der Region“, betonte Schreck. Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) bescheinigte den Aktiven eine sehr gute Arbeit die sie in allen Bereichen geleistet haben. In den letzten acht Jahren wurden in Waischenfeld über 5 Millionen Euro für den Feuerschutz ausgegeben. Laut Pirkelmann ein gut angelegtes Geld für eine leistungsfähige Waischenfelder Feuerwehr. Als notwendig erachtet es der Rathauschef dies auch nach außen hin für die Bürger zu dokumentieren. Mit 14500 Euro konnte die Stadt die höchste jemals erreichte Einnahmezahl für die in Rechnungsstellung nach Einsätzen verbuchen. Man habe damit aber auch Probleme wenn die Leute nicht versichert sind. Dann wird diskutiert ob der Einsatz wirklich nötig war oder es kommt der Vorwurf, das man nicht so viele Einsatzkräfte gebraucht hätte. Dies sei jedoch nicht das Problem der Feuerwehren, sondern der Politik.
Feuerwehrfonds des Landkreises ?
Pirkelmann schlug daher die Einrichtung eines Feuerwehrfonds auf Landkreisebene für überörtliche Katastrophenfälle vor. Letztes Jahr habe die Stadt 148300 Euro für ihre zehn Wehren ausgegeben mit denen man gut aufgestellt sei. 13,91 Prozent aller Waischenfelder Bürger sind in einer Feuerwehr aktiv. Im Landkreisdurchschnitt seien dies nur 5,63 Prozent, hat Pirkelmann ausgerechnet. Trotz dieser für Waischenfeld noch guter Aktivenzahl werde das Thema Jugendförderung in den Vereinen noch nicht ernst genommen, so Pirkelmann. Auch dies belegte er mit Zahlen. Im Alter von 0 bis 15 Jahren leben in der gesamten Gemeinde aktuell 167 Personen. Im Alter von 45 bis 60 Jahren sind es mit 343 doppelt so viele. „Alleine an diesen zwei Zahlen ist erkennbar das sich das Potential, aus dem die Feuerwehr ihre Mitglieder bekommt, halbiert hat“ so Pirkelmann. „Wir sind aber immer noch gut aufgestellt gegenüber anderer Gemeinden“, betonte der Rathauschef weiter und bedauerte, das man mit dem Ahorntal keine Verwaltungsgemeinschaft gründen konnte. Denn dann hätte man für die dann insgesamt 20 Feuerwehren halbtags einen Gerätewart einstellen können. Mit der vom Stadtrat beschlossenen Förderrichtlinie für die Feuerwehren, die Zuschüsse nach 30 Prozent der Aktivenanzahl und 70 Prozent nach Einsätzen gewichtet, seien hinter den Kulissen nicht alle einverstanden. Dazu betonte Pirkelmann das man für neue Vorschläge immer offen sei. Kommandant Roland Huppmann legte eine eindrucksvolle Bilanz vor. Es verging fast kein Tag in dem die Aktiven nicht im Gerätehaus waren. Manchmal sogar mehrmals am Tag. Auf den elf Einsatzfahrzeugen über die die Wehr derzeit verfügt sind 992 verschiedenste Gerätschaften verlastet. 725 Einsatzstunden leisteten die Aktiven bei 17 Brandeinsätzen, 20 technischen Hilfeleistungen, und neun weiteren Einsätzen im vergangenen Jahr.
Stadt spart Geld wegen Atemschutzwerkstatt
Besondere Einsätze waren der Großbrand in Schnackenwöhr bei dem man einen verletzten Kameraden beklagen musste und zwei Sturmeinsätze mit Drehleiter und Abrollbehälter Sturm in der Gemeinde Pottenstein mit einer neuen Herausforderung einer heruntergerissenen Photovoltaikanlage auf einem Firmenhallendach. Außerdem wurden während der 26 Übungen 959 Übungsstunden geleistet. Atemschutzgerätewart Matthias Lindek verfügt aktuell über 22 Atemschutzgeräteträger und betonte das sich die Stadt Waischenfeld wegen der nun eigenen Atemschutzwerkstatt im letzten Jahr 7411 Euro eingespart hat. Alle Atemschutzgeräteträger leisteten im letzten Jahr 249 Übungsstunden. Jugendwart Fabian Linhardt betreut mit seinem Team derzeit 11 Feuerwehranwärter im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Sie trafen sich im letzten Jahr insgesamt an 150 Stunden die vorwiegend der feuerwehrtechnischen Ausbildung dienten. Julian Linhardt und Kevin Görl absolvierten das Jugendwartseminar des Landkreises. Neuer dritter Jugendwart ist nun Kevin Görl.Besucht wurde unter anderem auch die Feuerwehrschule in Würzburg. Die Kinderfeuerwehr hat aktuell 18 Kinder im alter von 6 bis 11 Jahren in ihren Reihen. Zwei Kinder konnten im letzten Jahr in die Jugendfeuerwehr wechseln. Angestrebt wird nun eine Zusammenarbeit mit den Kinderorganisationen der Malteser und der Wasserwacht. Umfangreich mit vielen Terminen war auch der Bericht von Vorsitzendem Helmut Herzing. Ehrungen gab es natürlich am Schluss auch. Im Auftrag von Landrat Hermann Hübner verliehen Schreck und Pirkelmann an Wolfgang Schmitt das Goldene Feuerwehrehrenkreuz des Bayerischen Innenministers für 40-jährige aktive Dienstzeit. Vorsitzender Herzing konnte Schmitt für den Verein ehren. Ebenso wie Manfred Keller und Alois Wolf für 60-jährige Vereinstreue. Kassier Robert Hofknecht wurde für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt, davon für 25 Jahre als Kassier. In die Jugendfeuerwehr konnte Kommandant Huppmann drei neue Jugendliche per Handschlag aufnehmen und in die Kinderfeuerwehr sieben neue Kinder. Weiterhin konnte er zwei neue Feuerwehrleute im aktiven Dienst begrüßen. Der Zweitagesausflug führt die Feuerwehrleute heuer vom 31. August bis 1. September in das Salzburger Land.
Die Kritik des Kreisbrandrats:
„Ich lasse nicht auf dem Rücken von mir und den Feuerwehren ein unterschiedliches Meinungsbild in anderen Organisationen austragen, da werde ich alle Register ziehen.“ Diese und andere deutliche Worte fand Kreisbrandrat Hermann Schreck zu den umstrittenen Erste-Hilfe-Alarmierungen der Feuerwehren durch die Integrierte Leitstelle Bayreuth/Kulmbach während der Jahreshauptversammlung der Stützpunktfeuerwehr Waischenfeld. Wie Schreck betonte müsse zu diesem Thema einiges gerade gerichtet werden. Denn die Feuerwehrleute hätten im Grunde keine andere Erste-Hilfe-Ausbildung wie sie jeder Bürger auch haben müsste. „Die Erste-Hilfe-Einsätze zu denen wir alarmiert werden sind zunächst einmal keine Aufgabe der Feuerwehren“, betonte Schreck. Sondern eine freiwillige Leistung auf deren Kosten die zuständigen Kommunen dann auch noch sitzen bleiben. Das die Feuerwehr dennoch zu Erste-Hilfe-Einsätzen alarmiert hat laut Schreck seinen Grund darin, das 20 Prozent aller medizinischer Notfälle in Bayern innerhalb der Hilfsfrist von 12 Minuten von den Rettungsdiensten nicht leistbar sind. Dies deshalb weil die Krankenkassen laut Gesetz nur 80 Prozent aller Notfälle in Bayern abdecken müssen. Das der Disponent der Rettungsleitstelle dann die Feuerwehr alarmiert wenn absehbar sei das der Rettungsdienst nicht innerhalb der Hilfsfrist beim Patienten sein kann, habe laut Schreck den Grund darin, dass der Disponent dann selbst juristisch angreifbar wäre. Für den Disponenten bleibt in so einem Fall dann eben nur noch die Möglichkeit die Feuerwehr zu alarmieren, weil diese fast in jedem Ort schnell beim Patienten ist. Somit sei nun für die Feuerwehren ein neuer Aufgabenbereich entstanden, „den wir nicht mit großem Hurra angegangen sind“, betonte der Kreisbrandrat. Außerdem befinde man sich nun in einem Zwiespalt, weil es zwei verschiedene Lehrmeinungen gäbe. Die eine besage nämlich das eine normale Erste-Hilfe-Ausbildung, die auch jeder Bürger haben muss, für Erste-Hilfe-Einsätze ausreicht. Nach der anderen Lehraussage sei dies jedoch nicht der Fall. Dies sei nun ein Zwiespalt der nicht nur unschön sei, sondern auch irgendwie am Ansehen der Feuerwehren kratzt, obwohl diese gar nicht dafür können, so Schreck, der dies nun dringend geklärt wissen will.