Kampfabstimmungen im Marktgemeinderat Gößweinstein zum Bau einer Sport- und Eventhalle
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Kampfabstimmungen im Marktgemeinderat zum Bau einer Sport- und Eventhalle im Forchheimer Oberland: Vor fast genau einem Jahr fasste der Marktgemeinderat damals noch einstimmig den Beschluss die alte Einfachturnhalle abzureißen und an deren Stelle eine neue, viel größere Doppelturnhalle zu bauen die als Eventhalle auch für größere Veranstaltungen genutzt werden kann. Die erste Kostenschätzung damals lag bei rund 4 Millionen Euro. Während der Ratssitzung am Dienstagabend präsentierte Architekt Tobias Back vom Planungsbüro BaurConsult nun einen Planentwurf mit dem Titel „Sport und Event im Oberland“ der eine Doppelturnhalle für den Schulsport mit einer Eventhalle für bis zu 1000 Besucher zeigte. Kosten dafür nun rund 6,45 Millionen Euro.
Würde die neue Halle so gebaut wie Back es den Räten vorschlug, dann hätte der Anteil des Marktes Gößweinstein nur rein für den Mehraufwand der Veranstaltungshalle bei rund 1,1 Millionen Euro gelegen. Vor einem Jahr rechnete man auch noch damit, das es auf den Teil der Versammlungsstätte auch einen staatlichen Zuschuss gibt. Diesen gibt es aber nun nicht weil der Standort der Schule außerhalb des festgesetzten Sanierungsgebiets des Marktes Gößweinstein liegt und eine Förderung von Mehrzweckhallen aus Mitteln der Städtebauförderung ohnehin ausgeschlossen ist. Würde man eine Sport- und Eventhalle in der Luxusausführung, jedoch ohne „goldene Wasserhähne“, bauen, dann würde der Eigenanteil des Marktes Gößweinstein bei rund 2,36 Millionen Euro liegen, da auch die Gesamtkosten nur für eine reine Sporthalle auf rund 5,33 Millionen Euro angestiegen sind. Weil die Mehrheit des Rates diese enorme Kostensteigerung, und noch dazu ohne jegliche Förderung für den Veranstaltungsteil, wohl nicht mittragen wird, musste Back in der Zwischenzeit umplanen und den Rotstift ansetzten. Eine Flächenreduktion soll Einsparungen in Höhe von 400000 Euro bringen. Schmäler wird beispielsweise der Gang von der Schule zur Halle und 225 Quadratmeter kleiner die Lagerräume für die Sportgeräte. Anstatt einer Teeküche ist nun nur noch eine kleinere Küchenzeile geplant. Für das erste soll auch am Mobiliar für die Veranstaltungshalle gespart werden und weitere Einsparungen sollen günstigeres Material bringen. Dies alles soll rund 513000 Euro einsparen was den Eigenanteil des Marktes für die Ausgestaltung der Veranstaltungshalle auf geschätzte 592000 Euro verringert. An den Außenanlagen könne man laut Back nicht viel sparen. Würde man noch weiter einsparen, dann ist irgendwann Ende mit der Veranstaltungsstätte, betonte der Planer. Für Veranstaltungen müssen außerdem die Toiletten im Schulgebäude genutzt werden. In der Halle selbst wird es lediglich ein behindertengerechtes WC geben. „Damit verlassen wir nun die bewährte Lösung hin zu einer Einsparung“, stellte Back mit sichtlichem Bedauern fest. Die Räte standen nun vor der Entscheidung ob sie der Übernahme der Mehrkosten für den Bau einer Versammlungsstätte nach der Versammlungsstättenverordnung zustimmen, oder sich von einer Eventhalle verabschieden und nur eine Doppelturnhalle für den Schulsport bauen. Diese hätte dann nur noch für höchstens 200 Besucher bei Veranstaltungen genutzt werden dürfen. Allerdings hätte der Architekt seinen Plan für eine Sport- und Eventhalle dann einstampfen können und mit der Planung einer reinen Sporthalle von neuem beginnen müssen. Die Umplanungskosten dafür bezifferte Back auf 130000 Euro. Viel Geld, das man dann für nichts zum Fenster rausgeschmissen hätte. „Das Schöne ist das man noch Einsparpotential gefunden hat und keine goldenen Wasserhähne verbaut“, meldete sich Dietmar Winkler (CSU) als erster nach der recht ernüchternden Plan- und Kostenvorstellung zu Wort. Georg Lang (CSU) vermisste ein Veranstaltungskonzept, fragte wer die Veranstaltungen einmal organisiert und warnte von den Folgekosten für die Eventhalle. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) betonte, das es noch kein Veranstaltungskonzept gibt. „Wenn ich mir was anschaffe überlege ich mir vorher, ob ich einen Kleinlastwagen oder einen großen Muldenkipper brauche“, ließ Lang jedoch nicht locker und betonte: Wir wissen nach wie vor nicht was wir mit dieser Halle machen sollen.“ „Wir müssen das Ganze als Infrastrukturmaßnahme betrachten. Wenn wir den Einwohnerstand halten wollen, brauchen wir Attraktivitäten“, warb Zimmermann für eine Zustimmung zur Eventhalle in nun abgespeckter Form. Die Chance dazu habe man jetzt, so der Bürgermeister. „Kann ich mir so etwas auf Dauer leisten ?“ Setzte Lang nach und erinnerte daran das vor 40 Jahren nach „blumigen Argumenten“ das Hallenbad gebaut wurde. Das Ende vom Leid, das Hallenbad gibt es nicht mehr. Die Investition sei nicht das Problem, sondern die Folgekosten. Das war beim Hallenbad auch so. so Lang der sich dann mit den Worten „Wenn Sie mir die Garantie geben das keine Mehrkosten entstehen, stimme ich heute zu“ an den Planer wandte. Denn, so Lang, während des Baus wird es immer Mehrkosten geben und die Baupreise steigen gerade deutlich an. „Das ist viel Geld und viel Verantwortung, aber keiner von uns kann in die Zukunft schauen“, so Daniela Drummer (FWG). Man baue zwar nicht für die Ewigkeit, aber für die nächsten 50 Jahre. Daher müsse man heute in die Zukunft investieren, warb Drummer für Zustimmung. Dritter Bürgermeister Manfred Eckert (CSU) erklärte, das er zustimmt. Denn seit Jahrzehnten werde von der Bevölkerung eine Veranstaltungshalle gewünscht. Außerdem könne man die Unterhaltskosten auf die Miete für die Veranstalter umlegen. „Wo haben wir noch Veranstaltungsstätten ? Ist ja nichts mehr da“, stellte Konrad Schrüfer (FWG) fest. „Wir sind nicht verpflichtet eine Veranstaltungshalle zu bauen“, widersprach ihm Jürgen Kränzlein. Die größte Veranstaltung in Gößweinstein sei bisher die Prunksitzung im Fasching. Da reicht ein Saal für 200 Leute, so Kränzlein. Wolle man mehr, müsse man bereit sein in Professionalität zu investieren. In ein Eventmanagement. Nur so funktioniert das, so Kränzlein. „es steht außer Frage das eine Eventhalle eine große Bereicherung ist, aber es ist alles teurer geworden“, stellte Tanja Rost (JuF) fest. Reinhold Hutzler (FWG) war ebenso wie Bernhard Vogel gegen eine Verkleinerung. Lieber 500000 Euro mehr ausgeben als dass die Bühne ein Murks ist“, so Vogel. Auf 50 Jahre gerechnet sind das nur 8000 Euro pro Jahr. Dann hanen wir aber wirklich diese Super-Halle, plädierte Hutzler für die große Lösung. „Ehrlicher wäre das und wir stimmen über 1,1 Millionen Euro ab. Dann kann jeder entscheiden ob er was Gescheites will, oder ob es ihm zu teuer ist, nun Lang. Mit einer halben Millionen weniger sei die Flexibilität nicht mehr gegeben, stellte nun der Planer fest. Zimmermann ließ schließlich abstimmen ob man 1,1 Millionen Euro mehr für den Eventteil ausgeben will. Dies wurde mit 6 zu 10 Stimmen abgelehnt. Mit 11 zu 5 Stimmen wurde dann der Verwaltungsvorschlag angenommen eine Versammlungshalle in abgespeckter Form mit Mehrkosten von rund 592000 Euro zu bauen in die 600 Personen reinpassen