Am Dienstag, den 17.08.21 um 18:00 Uhr gingen ca. 50 Menschen in der Fußgängerzone der Bayreuther Innenstadt auf die Straße, um Solidarität mit den Menschen in Kabul zu demonstrieren, die auf Grund der Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban am vergangenen Sonntag in großer Sorge und Angst sind. Die Demonstrierenden betonten die Notwendigkeit einer schnellen und unkomplizierten Evakuierung aller sich noch in Afghanistan befindlichen Ortskräfte der Bundeswehr ebenso wie von Journalist:innen, Menschenrechts- und Frauenrechtsaktivist:innen, die in den letzten Jahrzehnten für ein freies und demokratisches Afghanistan gekämpft hatten und nun in Lebensgefahr schweben. Sie forderten außerdem eine Zusage der Bundesregierung, sich an der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge zu beteiligen. In diesem Zusammenhang formulierten sie auch Kritik an Äußerungen wie der des Unions-Kanzlerkandidaten Laschet, der am Montag gesagt hatte, er glaube, dass Deutschland jetzt nicht das Signal aussenden sollte, alle die in Not sind, aufnehmen zu können und, dass der Fokus darauf liegen solle vor Ort humanitäre Hilfe zu leisten.
Die Demonstrant:innen erklärten, dass die Bereitschaft zur Aufnahme afghanischer Schutzsuchender keinesfalls das Signal beinhaltete, alle Geflüchteten aus Afghanistan aufzunehmen und, dass gerade ein wirtschaftlich starkes Land wie Deutschland sich der Verantwortung zur Versorgung Schutzsuchender nicht vollständig entziehen dürfe. Sie positionierten sich auch gegen eine Dramatisierung und Problematisierung der zu erwartenden Zuwanderung in der politischen Debatte. So sei Zuwanderung keineswegs per se bedrohlich. Ob Probleme entstehen würden oder nicht, hinge viel mehr vom politischen Management der Lage ab. Zudem hätten viele Menschen, die nun aus Afghanistan flüchteten, sich dort trotz der schwierigen Verhältnisse für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt und würden deshalb eine Bereicherung für die Deutsche Gesellschaft darstellen. Darüber hinaus sagten die Demonstrierenden, dass sie es taktlos fänden, vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Gefahrenlage in Afghanistan und der Deutschen Fehlentscheidungen in den letzten Wochen, den Fokus des politischen Diskurses auf Verantwortlichkeiten, statt auf die Bedürfnisse der gefährdeten Menschen in Afghanistan zu lenken. Nach etwa eineinhalb Stunden löste sich die Versammlung auf.
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