Start der BioBayernTour in Mittelehrenbach – So kann man sich das Paradies vorstellen
Von Thomas Weichert
Mittelehrenbach
So in etwa kann man sich das Paradies vorstellen. Göttliches Wetter, eine wunderbare Aussicht weit in das Forchheimer Land und reife Kirschen die einem wie im Schlaraffenland frisch vom Obstbaum direkt in den Mund fallen, wenn man darunter liegt. Dieses Obstparadies der Familie Schmidt oberhalb von Mittelehrenbach hatte der Bayerische Bauernverband als Auftakt für die diesjährige „BioBayernTour“ mit der Bayerischen Bio-Königin Annalena Brams auserkoren.
Von links im Kirschgarten der Familie Schmidt: Die Betriebsinhaber Willibald und Jochen Schmidt. Obstbaumberater Thomas Riehl, Kreisbäuerin und Vizelandrätin Rosi Kraus, Bio-Königin Annalena I, Bauernverbandspräsident Hermann Greif, Landrat Hermann Ulm, Landratstochter Felizitas Ulm und Bürgermeister Florian Kraft.
Die Niederbayerin, die mit der Tochter von Kreisbäuerin Rosi Kraus (CSU), selbst Biobäuerin mit nur 100 Kirschbäumen, zur Schule gegangen ist, war begeistert. „Ich genieße das Panorama“, sagte Bio-Königin Annalena die I. und betonte, dass sie bei den Schmidts eindeutig bei Bio-Profis zu Gast sei. Von dem hochgelegenem Kirschgarten, der größte seiner Art in Deutschland, kann man sogar bis in den Garten von Landrat Hermann Ulm sehen, der ebenso begeistert war. „Die bio-ökologische Erzeugung ist für mich der Königsweg“, so die bayerische Bio-Königin. „Es ist ein herrlicher Fleck hier oben und eine große Ehre das die Bio-Königin in ein so kleines Dorf kommt“, schwärmte Bürgermeister Florian Kraft (FW) vom ökologischem Bilderbuchbetrieb von Vater und Sohn. Negative Nachrichten über die Landwirtschaft gäbe es gerade genug. Der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif kann stundenlang über die Landwirtschaft erzählen, die besonders im Landkreis Forchheim sehr vielfältig ist. „Vor allem sehr viel Obst kennzeichnet diesen Landkreis, mit dem größten Süßkirschenanbaugebiet Deutschlands. 94 Prozent der bayerischen Süßkirschen stammen aus der Fränkischen Schweiz. „1650 Hektar groß sind die Obstanbauflächen im Landkreis Forchheim, die ganzen privaten Gärten nicht mitgerechnet“, so Ulm, der sich freut einen „Kirschenlandkreis“ vorstehen zu dürfen. „Vor allem die Kirsche ist nicht so einfach und ich möchte wissen wie du das hinbringst, das keine Würmer drin sind“, wollte Rosi Kraus von Willi Schmidt wissen. Seine Antwort: „Das mit den Maden haben wir bis heute noch nicht im Griff“, so der einstige Maschinenbautechniker für Nähmaschinen der viele Obstbaumlehrpfade in Europa besucht hat. Denn man muss immer neugierig sein. Vor allem, wenn man so was im Vollerwerb machen will, mit etwa 30 000 Obstbäumen und 20 Hektar Intensivobstflächen plus sechs Hektar Streuobstflächen. „Kirschbäume dürften auf Streuobstflächen gar nicht stehen, weil Kirschen eine reine Wurmfrucht sind“, sagt Schmidt, der gerade dabei ist seinen Betrieb an seinen Sohn zu übergeben. Da es ein reiner Biobetrieb ist, kommen natürlich auch keine chemischen Spritzmittel zum Einsatz. Als natürliches Mittel gegen Schädlinge kommt Chrisantemensaft zum Einsatz. Dies ist aber weit wirkungsloser als Chemie, die im Ausland verspritzt wird und die das Obst bei uns weit billiger macht als einheimische Erzeugnisse. „Die Anerkennung der Verbraucher das Bioobst mehr kostet ist im Dorf nicht gegeben“, sagt Willi Schmidt, der sein Obst fast ausnahmslos an einen Großhändler in Hof verkauft der es dann an Bio-Läden liefert. „Wenn ich mein Obst nach Pretzfeld fahre kommt nicht mal der Pflanzenschutz raus“, sagt Schmidt, der selbst Apfelsaft presst, Schnaps brennt oder Liköre herstellt und in seinem Hofladen auch verkauft. Ein Riesenproblem auf den Blättern der Kirschbäume sind heuer neben den Maden in den Kirschen auch Läuse. „Durch viel Süßkirschen auf Streuobstwiesen erhöht man die Problematik nur“, weiß auch Obstbaumberater Thomas Riehl – zuständig für Unter- und Oberfranken -, der davor warnt auf Streuobstflächen Kirschbäume zu pflanzen. Öko-Landbau in Oberfranken ist immer mehr auf dem Vormarsch. Mehr als 12 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (fast 37 000 Hektar) in Oberfranken, werden inzwischen von Biobetrieben bewirtschaftet. Tendenz steigend. Oberfranken liegt damit voll im Trend und sogar leicht über dem bayerischen Durchschnitt. Der hauptberufliche Bio-Obstbaubetrieb der Familie Schmidt aus Mittelehrenbach ist der größte in Bayern, vor allem was den Süßkirschenanbau angeht. Die Schmidts betreiben dies seit 18 Jahren im Vollerwerb. „Es gibt gute Jahre, aber auch schlechte“, sagt Willi Schmidt. Schlechte besonders dann wenn der Frost zuschlägt oder es in der Kirschenzeit ständig regnet.