Waldbaden in Gößweinstein

Waldbaden in Gößweinstein

25.03.2022 17:47

Neu in Gößweinstein: „Waldbaden“ mit den Waldbademeisterinnen

Von Thomas Weichert

GÖSSWEINSTEIN

Am Gründonnerstag, 14. April, beginnt in Gößweinstein die Badesaison. Nein – nicht im Höhenschwimmbad, sondern im Wald am Breitenberg. Baden im Wald, geht dass ? Ja, sagt die geprüfte Waldbademeisterin Christina Haas. Allerdings braucht man dafür weder eine Badehose oder einen Bikini.


„Ich möchte, dass Sie gut geerdet sind, zu Ihren Wurzeln finden und eine waldhaftig gute Erfahrung machen“, sagt die 38-jährige ausgebildete Kräuterführerin und Kursleiterin für Waldbaden, die im Hauptberuf für den Bayerischen Rundfunk als Autorin und Videojournalistin arbeitet. Die studierte Medienmanagerin ist in Gößweinstein aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie derzeit in Margetshöchheim bei Würzburg und fühlt sich mit ihrer Heimat nach wie vor sehr verbunden. Deshalb engagiert sich Christina Haas auch gerne in Gößweinstein. Zusammen mit ihrer Mutter Hermine hat sie im letzten Jahr das Projekt der „Waldbademeisterinnen“ ins Leben gerufen. Waldbaden ist nicht einfach Spazierengehen durch den Wald. Die Japaner haben dies lange schon entdeckt - dort heißt es „Shinrin-Yoku“ und bedeutet so viel, wie das achtsame, absichtslose Eintauchen mit allen Sinnen in die Atmosphäre des Waldes.

In Japan auf Rezept

In Japan heißt diese Therapie, wenn man es so nennen will, „Shinrin-Yoku“. Waldbaden wird in Japan vom Arzt verschrieben und ist dort eine anerkannte Entspannungs- und Stressmanagement-Methode. Christina Haas hat von einem Förster hat sei einst vom Waldbaden erfahren und war begeistert.

„Höher, schneller, weiter hat beim Waldbaden nichts verloren. Atemtechniken und Achtsamkeitsübungen helfen, Kraft aus der Natur zu tanken, das Gedankenkarussell abzuschalten, wieder zu sich und anderen zu finden, Stress abzubauen und mit den Strategien aus dem Wald entspannter den Alltag zu schaukeln“, beschreibt Christina Haas das Waldbaden, bei dem sie gerne ihr Kräuterwissen mit einbaut. Den Schrittzähler kann man getrost zuhause lassen. Die Liebe zum Wald hat Christina Haas von ihrer Mutter. Schon in ihrer Kindheit in Gößweinstein genoss sie die schönen Momente mit ihrer Mama Hermine in den Wäldern der Fränkischen Schweiz. Sie vergaßen die Zeit beim Pilze sammeln oder ließen sich einfach auf einem Moosbett nieder, umringt von Vogelgezwitscher, vergaßen sie die Zeit, spürten den Wind, den Schatten und die Sonne auf ihrer Haut. Der Wald wirkt sich positiv auf das parasympathische System aus, aktiviert den „Nerv der Ruhe“ und hebt die Stimmung.

Kein Stress

Das Stresshormon Cortisol wird reduziert, Blutdruck und Herzrate sinken. „In der Folge schlafen wir zum Beispiel besser, stärken unsere Widerstandskräfte, fühlen uns ausgeglichener und insgesamt wohler in unserer Haut“, sagt Christina Haas, die einem eine unglaublich positive Energie vermittelt wenn man mit ihr im Wald badet. Man erlebt dabei den Wald mit allen Sinnen – riecht wie ein vermooster Ast duftet, fühlt spürt, wie sich eine Baumrinde anfühlt oder man erlebt ein Wechselspiel zwischen Schatten und Sonne im Gesicht. Oder man legt sich ins Laub. „Bäume, Moose und Farne kommunizieren zielgerichtet über chemische Substanzen. Atmen wir diese sogenannten Terpene ein, stärken wir damit unser Immunsystem und unsere Abwehrzellen“, sagt die Waldexpertin. Christina Haas beschreibt es in wenigen Sätzen so: „Die Augen öffnen sich für´s Wesentliche. Die Ohren spüren, wie gut sich Ruhe anhört. Die Nase fühlt sich dufte überrascht. Der Gaumen startet eine Entdeckungsreise. Die Hände erleben zauberhafte Naturwunder.“ Wissenschaftliche Studien haben inzwischen sogar ergeben, dass bereits nach einem Tag im Wald die Anzahl der sogenannten natürlichen Killerzellen, die sich unter anderem um die Abwehr von Viren kümmern, um mehr als 40 Prozent steigt. Der Gößweinsteiner Arzt Dr. Franz Macht hatte am Anfang der Corona-Pandemie einmal geraten, viel im Wald spazieren zu gehen.

Kein Heilversprechen

Christina Haas gibt keine Heilversprechen, aber die Garantie, sich nach ein paar angeleiteten Stunden im Wald oder auf der Wiese besser zu fühlen. ApropoApropos Wiese: Bei der dem bekannten Naturdenkmal „Fellner-Doline“ hat sich Christina Haas kürzlich vor fast zwei Jahren einen Streifen Wiese gekauft, den sie „Vielfaltswiese Johanna“ nennt und auf dem sie schon einige ein paar Bäume pflanzte gepflanzt wurden. Drei Apfelbäume, eine Reneklode und ein eine Walnussbaum. Alles alte Sorten, als Kontrastprogramm zu den angrenzenden Feldern mit Monokulturen. Hinzu kommen soll noch eine Hecke, Waldsofas, ein Insektenhotel, eine Natursteinmauer und vieles mehr. Johanna Schreiber, die 96 Jahre alt wurde und kürzlich verstarb, hatte nur einen Wunsch: Das auf der Wiese, wo sie einst als Kind Ziegen hütete, es weiterhin lebendig zugeht. In der kleinen Wiese liegt eine große Chance, die Heimat wieder neu wertzuschätzen und sich mit der Region zu identifizieren.

Die "Johanna Vielfaltswiese"

„Die Wiese schließt keinen aus, vielmehr soll sie vernetzen und Raum für Projekte, beispielsweise der Tourist-Info Gößweinstein oder des Naturparks Fränkische Schweiz - Frankenjura, bieten“, sagt die WaldbademeisterinHaas. Ob mit den Rangern, bei Kräuterführungen, Waldbädern, beim Zelten oder Bogenschießen - die Ideen für Aktionen auf der rund 900 Quadratmeter großen Fläche sind grenzenlos. Auch Kooperationen von Schule und Kindergarten mit dem Naturpark könnten entstehen. Stichwort „Grünes Klassenzimmer“. Mit bunten Angeboten, die stets im Einklang mit der Natur sind, soll die Vielfaltswiese Johanna zur Stärkung von Tourismus, Freizeit und Erholung beitragen. Auf einem Waldsofa aus heimischen Hölzern lässt sich die Seele baumeln. Apfelsaft pressen, Honigbienen beobachten, Wildkräuterbutter selbst herstellen. „Die Vielfaltswiese Johanna steht für Produkte aus der Region und macht sie erlebbar“, erklärt Christina Haas.

Info:


Am Gründonnerstag. 14. April, findet in der Zeit von 14 bis 16.30 Uhr das erste „Wilde Waldbad“ unter dem Motto „Entspannen und Schnabulieren in Gößweinstein“ statt. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz Breitenberg. Das „Waldbad“ inklusive Heißgetränk und Kräuter-Leckerbissen kostet pro Person 20 Euro. Anmeldungen unter www.waldbademeisterinnen.de oder Telefon: 0176/220 79 100

Was ist vor einem Waldbad zu beachten?

Wichtig ist, Zeit einzuplanen und bis spätestens zehn Minuten vor Kursbeginn zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Denn schließlich will man entspannt starten. Je nach Buchung ist es empfehlenswert das Waldbad nicht mit knurrendem Magen zu starten.

Was packe ich in meinen Rucksack für ein Waldbad?

Im Rucksack sollte eine Sitzunterlage oder eine Isomatte sein, etwas zu trinken und wer nimmt auch einen kleinen Snack oder eine Brotzeit mit. Das Handy am besten ausschalten. Man ist sehr achtsam und langsam unterwegs. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziehen sich zu luftig an. Es wird jedoch gebeten eine Schicht mehr anzuhaben als üblich oder im Rucksack mit zu nehem.

Checkliste:

Sitzunterlage, Trinken, Essen, warme Kleidung, Insekten- und Zeckenspray bei Bedarf, eventuell Regenschirm

Was ist im Wald zu beachten?

Man ist nur Gast im Wald und verlässt ihn so, wie man ihn vorgefunden hat. Naturschutz ist eine Selbstverständlichkeit. Auf die Tier-und Pflanzenwelt wird besondere Rücksicht genommen. Das Entfachen von Feuer sowie Rauchen ist strengstens verboten. Im Wald lassen sich Schutz- und Hygienevorschriften besonders gut einhalten.

Fotos siehe unter: Neu in Gößweinstein: „Waldbaden“ mit den Waldbademeisterinnen


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