Gößweinstein plant größte Veranstaltungshalle im Forchheimer Oberland
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Der Neubau einer Doppelturnhalle für die Grund- und Mittelschule Gößweinstein für rund 4,8 Millionen Euro war nicht mehr Gegenstand der Diskussion und Beschlussfassung im Marktgemeinderat und dies, obwohl die Halle nun rund 800.000 Euro teurer kommt als ursprünglich geschätzt. Während der Ratssitzung am Dienstagabend ging es nur noch darum, ob der Markt Gößweinstein eine weitere knappe Millionen Euro ausgeben will um die neue Schulsporthalle künftig auch als Veranstaltungshalle für bis zu 600 Personen nutzen zu können. Einzig Georg Rodler (CSU) stimmte am Ende der kontroversen Debatte dann gegen diese Investition und somit auch gegen eine „versammlungsstättenkonforme Bauausführung“ mit Mehrkosten von rund 950.000 Euro.
Die alte Schulturnhalle wird abgerissen. Fotos: Thomas Weichert
Denn Rodlers Frage, wer künftig Betreiber der dann größten Veranstaltungshalle im Forchheimer Oberland sein wird, konnte ihm niemand beantworten. Sehr skeptisch angesichts dieser hohen Investition, für die noch nicht sicher ist ob es einen Zuschuss gibt, zeigte sich zunächst auch Jürgen Kränzlein (SPD). Er erinnerte daran, das man vor ein paar Jahren ebenfalls eine knappe Millionen Euro ausgeben hätte müssen, wenn man das Hallenbad erhalten hätte. Das Bad wäre laut Kränzlein für den Fremdenverkehr weitaus bedeutender gewesen als eine Veranstaltungshalle. Skeptisch ist Kränzlein auch, ob die Vereine diese Halle dann für ihre Veranstaltungen nutzen. „Oder glaubt jemand das der SV Gößweinstein sein Jubiläum nicht im Festzelt, sondern dann in der Halle feiert“, fragte Kränzlein. Auch für die klassische geistliche Musik gibt es keine bessere Spielstätte als die Basilika. „Wenn, dann braucht man jemanden der dies organisiert, die Halle mit Leben erfüllt“, so Kränzlein, der zunächst ankündigte nicht zuzustimmen. Vor allem auch, weil sich dies Gößweinstein gar nicht leisten könne. „Das muss gemanagt werden“, gab zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) Kränzlein und Rodler recht. Man habe zwar sehr viele aktive Vereine, allerdings wird kaum einer von Kleingesee nach Gößweinstein kommen um hier seine Vereinsveranstaltung zu feiern.
Steigt die Pro-Kopf-Verschuldung ?
„Um wie hoch steigt die Pro-Kopf-Verschuldung an wenn wir die Versammlungshalle bauen“, wollte Dietmar Winkler (CSU) wissen. „Das wäre Spekulation und ein Ränkespiel“, entgegnete Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG). Winkler wusste jedoch selbst die Antwort: 250 Euro. Winkler fragte sich auch, ob es keine günstigere Fertigbaulösung gäbe. „Heizung und Licht wird bei der neuen Halle günstiger“, erfuhr er jedoch vom Bürgermeister. „Wir geben eine Millionen Euro für die Infrastruktur der Allgemeinheit aus und zu den Unterhaltskosten kann man jetzt noch nichts sagen“, so Zimmermann. Wie der Rathauschef dann informierte gäbe es schon jetzt Anfragen für Musikveranstaltungen oder Flohmärkte für die neue Halle. Geschäftsleiter Peter Thiem betonte nun, das man jetzt planen müsse. Nur so könne man herausfinden ob es einen Zuschuss gibt. „Entweder hü oder hot, denn wir stehen unter Zeitdruck“, so Thiem, der daran erinnerte, dass bis spätestens 10. Januar die Zuschussanträge bei der Regierung sein müssen. Falls nicht, wird es nächstes Jahr mit dem Baubeginn nichts mehr. Und, so Thiem weiter: „Wer das betreibt wird die Zukunft zeigen.“
Drummers Appell !
„Die neue Turnhalle ist ein großer Gewinn für Gößweinstein und für die Schule. Der Run auf die Halle wird sehr groß sein und das Vereinsleben wird sich noch intensivieren“, ist sich Daniela Drummer (FWG) sicher. Sie befand das in Gößweinstein momentan sehr viel passiert und der Ort unglaublich wache. Für eine Veranstaltungshalle müsse man Mut zeigen, den man damals beim Hallenbad nicht hatte. „Vertrauen wir auf unsere Schaffenskraft und darauf das wir diese Veranstaltungshalle auch schaffen, auch wenn es eine große Hausnummer ist“, so Drummers Appell. „Gibt es einen Zuschuss ?“ Fragte nun Josef Neuner (BMG). „Wir gehen von einer Förderung aus, nur habe ich die Information dazu heute noch nicht“, war Zimmermanns Antwort. Nur im schlimmsten Fall müsse man davon ausgeben das man für die Versammlungsstätte keinen Zuschuss gibt. „Wir kämpfen für die Förderung“, sicherte Zimmermann zu. „Was Daniela als Mut bezeichnet würde ich Risikofreude nennen“, so nun Bernhard Vogel (SPD). Voraussetzung für Kränzleins Zustimmung war nun der Zuschuss und die Zusicherung des Bürgermeisters das man auch in Zukunft genehmigungsfähige Haushalte vorlegen kann. „Momentan wäre es machbar, ich warte aber noch auf die Förderzusage für das Rathaus und weiß daher noch nicht, wo wir liegen“, dazu Zimmermann. „Ich bin auch gekommen um mutig zu sein“, so Tanja Rost (JuF) die die Veranstaltungshalle als sehr wichtig befand um die Menschen in Gößweinstein halten zu können. Winkler war nun auch dafür, spare man doch jedes Jahr 200000 Euro weil man das Hallenbad nicht mehr hat. „Eine Halle ja wenn es sein muss, aber bitte keine goldenen Wasserhähne“, betonte Winkler, der auch kein Problem mit weißen Fließen in der Dusche oder betongrauen Wänden hat.
Goldene Wasserhähne ?
„Es ist echt unglaublich was du rumlaberst, denn über goldene Wasserhähne haben wir gar nicht gesprochen“, konterte Drummer. „Wir reden nicht über goldene Wasserhähne und werden eine sparsame Ausstattung nehmen. Bei der Versammlungsstätte geht es nur um die Technik“, betonte auch der Rathauschef. Wie Bauernschmidt nun meinte könne der Rat ja immer noch Stopp sagen wenn es nach Beantragung doch keinen Zuschuss gibt. „Wenn man so eine Entscheidung trifft und man sagt dann Stopp, muss es einem schon sehr schlecht gehen“, wiegelte Zimmermann jedoch ab. „Ich habe auch Bauchweh, aber es ist eine einmalige Chance“, war auch Konrad Schrüfer (FWG) dafür. Außerdem wolle Zimmermann ja länger Bürgermeister bleiben. „Deshalb habe ich auch Vertrauen“, so Schrüfer. Via Google fand Winkler nun heraus, das dort die Hallenmiete für auswärtige Veranstalter 300 Euro kostet: „Das ist doch total uninteressant“, platze nun Reinhold Hutzler (FWG) ob dieser Diskussion der Kragen.