Obertrubach: Ein Schulprojekt mit „Baumi“ und „Hildegard“
Von Thomas Weichert
OBERTRUBACH
Das Projekt der Baumpatenschaft der Grundschule Obertrubach in Bärnfels war am 2. März diesen Jahres mit der Pflanzung von zwei Apfelbäumchen auf dem Biotop oberhalb des Schulsportplatzes erfolgversprechend angelaufen. Dann kam der Lockdown wegen Corona und die Schule wurde geschlossen. Nun soll das beispielhafte Projekt fortgesetzt werden.
Das Projekt Baumpatenschaft der Grundschule Obertrubach in Bärnfels das am 2. März dieses Jahres entstand als die Kinder der Schule mit Streuobstpädagogin Christine Berner (mitte) aus Herzogwind die beiden ersten Apfelbäume im Biotop obethalb des Sportplatzes der Schule planzten. Dann kam der Lockdown wegen Corona und die Schule wurde geschlossen. Nun soll das Projekt fortgesetzt werden. Foto: Archiv Thomas Weichert
Rektor Joachim Neuner aus Kirchenbirkig und Streuobstpädagogin Christine Berner aus Herzogwind, selbst Mutter zweier Kinder die diese Schule besuchen und Mitglied im Elternbeirat, kamen deshalb nun auf Einladung von Bürgermeister Michael Grüner zur jüngsten Ratssitzung um den neu gewählten Gremium die Einzelheiten des Projekts zu erläutern. Zwei Bitten hatten sie mitgebracht. Zum einen soll die Zufahrt zu dem Gelände geklärt werden, zum anderen hätten sie gerne einen Pavillon der später einmal zu einem „grünen Klassenzimmer“ werden soll. Um die Zufahrt will sich Bürgermeister Grüner mit den umliegenden Grundstückseigentümern bemühen, da es zu dem Gelände in Gemeindebesitz ohnehin ein Geh- und Fahrtrecht gäbe. Dies gehe aus einem inzwischen wieder gefundenem Grundbucheintrag hervor, so Grüner. Gegen die Errichtung eines Pavillons, der auch aus Ständern mit Sonnensegeln bestehen und im Winter abgebaut werden könnte, hatten die Räte nichts einzuwenden. Besser, so kam es aus dem Ratsgremium, wäre ein Pavillon in Festbauweise. Außerdem wäre eine kleine Hütte für Gartengerätschaften noch gut. Wünschenswert dafür noch ein Balkenmäher und eine Minnifräse, damit man unabhängiger vom Bauhof ist. Bisher wurden nur acht Gartenscheren für 13,50 Euro angeschafft. Denn das Biotop, auf dem Ende der 1980er oder Anfang der 1990er Jahre auch ein kleiner Weiher angelegt wurde der nun ziemlich verwildert ist, muss auch gepflegt werden. Das Pavillon sei aber unabhängig vom Baumpatenprojekt, so Berner. Mit einem grünen Klassenzimmer könne man sich aber Zeit und Kosten sparen. Da die Schüler bisher dafür nach Kirchenbirkig gefahren werden müssen. Zunächst soll das Projekt der Baumpatenschaften über drei Jahre gehen, indem von den Schulklassen weitere Apfelbäume gepflanzt werden die sie dann auch das ganze Jahr über betreuen müssen. Für Rektor Neuner entspricht das Gesamtprojekt auch genau dem Lehrplan für die Grundschule. Denn den Kindern sollen der Lebensraum der Tiere und Pflanzen, das Wasser, Obst und auch die Bienen nähergebracht werden. Bezüglich Bienen hatte man auch schon Kontakt mit einem Imker aufgenommen um einen Bienenkasten auf dem Gelände aufzustellen. Wegen Corona wurde daraus heuer nichts. Im nächsten Frühjahr soll aber auch dies umgesetzt werden. Wichtig für Berner, die das Projekt betreut, ist, das die Kinder alles selbst machen müssen. Vom Pflanzen der Bäume bis hin zum Hochschleppen des Wassers. Und sie müssen den Apfelbäumen auch einen Namen geben. Die bisher zwei gepflanzten Bäume heißen „Baumi“ und „Hildegard“ Und wenn dann die ersten Äpfel von Baumi und Hildegard geerntet werden können, sollen diese auch von den Kindern gegessen werden. „Die sind dann viel schmackhafter als der Pink Lady aus dem Supermarkt“, sagt Berner. Und die Kinder sollen lernen, was man aus den Äpfeln noch alles machen kann. Vom Apfelsaft bis hin zum Apfelgelee. Auch handwerklich tätig werden die Kinder dabei, nicht nur gärtnerisch. Wenn sie zum Beispiel ein Insektenhotel bauen. Und sie lernen die Kräuter und Pflanzen kennen und können den Impuls aus dem Projekt in die eigene Familie, in den eigenen Garten, mitnehmen. „Fehlende Artenkenntnis kann man spielerisch ausgleichen“, erklärt die bisher einzige Streuobstpädagogin in Oberfranken. In ganz Deutschland gibt es inzwischen 400 Streuobstpädagogen die im ganzen Land an Grund- sowie weiterführenden Schulen, in Vereinen oder auf selbständiger Basis Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene für das Thema Streuobst und die Natur vor unserer Haustür begeistern. Dabei wird ein Bewusstsein für das Ökosystem Streuobstwiese geschaffen. „Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren durch uns Wissenswertes, Kurioses und Spannendes über den Mikrokosmos der Streuobstwiese und erhalten dadurch einen anderen Blickwinkel auf unsere gefährdete Kulturlandschaft“, erklärt Berner. Dies ist quasi Umweltbildung mit Mehrwert. Denn: Nur was man schätzt, schützt man auch. Gefördert wird das Baumpatenprojekt von der Sieglinde-Schöffel-Stiftung, der Sparkasse und dem Landschaftspflegeverband.