Gemeinderat Obertrubach stimmt für Doppelturnhalle in Gößweinstein
Von Thomas Weichert
OBERTRUBACH Nach einer eineinhalbstündigen recht kontroversen Diskussion haben die Gemeinderäte von Obertraubach während einer Sondersitzung am Mittwochabend mit 8 : 4 Stimmen für den Bau einer Doppelturnhalle an der Grund- und Mittelschule in Gößweinstein gestimmt. Streitpunkt waren vor allem die Unterhaltskosten der Schulverbandsturnhalle für die Obertrubach in 25 Jahren nach einer ersten Schätzung rund 250.000 bezahlen soll.
Vor allem Richard Grüner (UWG) stieß die Kostenverteilung zwischen Gößweinstein und Obertrubach, gerechnet nach den aktuellen Schülerzahlen, sauer auf. Demnach muss Obertrubach 25 Prozent der Bau- und Unterhaltskosten für die neue Turnhalle in Gößweinstein tragen. Von dem als Gast anwesendem Gößweinsteiner Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) forderte Richard Grüner das Zugeständnis, dass für Obertrubach der Unterhalt um mindestens fünf Prozent reduziert wird. Denn nicht nur laut Richard Grüner habe Gößweinstein klare Standortvorteile für die Hallennutzung bei Veranstaltungen. Deshalb dürfe man die Unterhaltskosten nicht nach Schülerzahlen berechnen, so Grüner. „Es sollte schon ein erheblicher Teil der Kosten für Obertrubach weggenommen werden“, so auch Bernd Reichel (BU), der selbst im Schulverbandsrat sitzt. Als Schulverbandsrat hatte er noch für die Zweifachturnhalle gestimmt, als Gemeinderat von Obertrubach stimmte er nun aber dagegen. „Da werde ich leicht säuerlich, da wir in einer Partnerschaft drin sind“, so die Reaktion von Bürgermeister Zimmermann. Als Reichel dann auch noch fragte ob man später noch nachverhandeln kann, kam von Zimmermann ein klares „Nein“.
Nicht auf dem Basar
Denn man sei „schließlich nicht auf einem Basar, sondern Partner.“ Zimmermann kam es so vor als würden Erbsen gezählt, auch bei den Baukosten zu denen Obertrubach lediglich rund 344.000 Euro für ein rund 4 Millionen Euro teures Bauprojekt beisteuern muss. Würde man nur eine Einfachturnhalle bauen, die Obertrubach als Schulverbandsmitglied auf jeden Fall mitbezahlen muss, müsste Obertrubach lediglich rund 144.000 Euro weniger an Baukosten beisteuern. Deutlich günstiger, nämlich nur rund 48.000 Euro, kämen bei einer Einfachturnhalle die Unterhaltskosten, gerechnet auf 25 Jahre. Dies deshalb, weil Obertrubach dann nur für seine Mittelschüler bezahlen müsste, nicht aber für die Grundschüler aus Bärnfels, die eine Einfachturnhalle nicht mit nutzen könnten. „Stimmen wir gegen eine Doppelturnhalle, dann haben unsere Kinder verloren“, appellierte Bürgermeister Markus Grüner (CSU), verbunden mit dem Wunsch nicht auf den Euro, sondern auf die Kinder zu schauen. „Wir bauen unseren Kindern eine Sportstätte und nicht den Gößweinsteinern“, betonte Bürgermeister Grüner mit dem Hinweis, dass man für den Betrag, den Obertrubach beisteuern muss, in Obertrubach nicht annähernd etwas Eigenes bauen könne. Zumal der Kostenrichtwert für die Förderung seit der letzten Ratssitzung noch einmal deutlich angehoben wurde da Gößweinstein Stabilisierungsgemeinde ist und somit 75 Prozent Förderung bekommt.
Günstiger für Obertrubach
Den Höchstsatz den es vom Freistaat dafür überhaupt gibt und von dem auch Obertrubach nun mit 90.000 Euro Eigenanteil weniger profitiert. So eine Chance kommt für den Obertrubacher Gemeindechef nie wieder, da Obertrubach selbst keine Stabilisierungsgemeinde ist. Für Heike Habermann (BW) steht jedoch fest, dass es auch eine Veranstaltungshalle wird, für die Obertrubach die Kosten mittragen muss, wenn man die Unterhaltskosten ganz genau nach Schülerzahlen berechnet. Dem hielt Zimmermann entgegen das Veranstalter Hallenbunutzungsgebühren bezahlen müssen die dann dem gemeinsamen Schulverband zu Gute kommen. Dies wiederum reduziert die Kosten für die Schulverbandsumlage, auch für Obertrubach. Außerdem können dann auch Obertrubacher Vereine die Halle nutzen. „Können alle Veranstaltungen in der Halle gehalten werden damit das mit der Förderung in Ordnung geht“, fragte Erich Fiedler (BU). Er hegte auch Zweifel das der Boden einer Sporthalle dafür nicht geeignet ist und „Bauchschmerzen“ bereiteten Fiedler vor allem die Baukosten.“ Was ist wenn die explodieren und es dann auf einmal 6 Millionen Euro kostet ? Wie wollen wir das dann unseren Bürgern verklickern“, fragte Fiedler. „Wenn 6 Millionen rauskommen werden wir uns im Schulverband hinsetzten und darüber beraten“, so Bürgermeister Grüners Antwort. Noch einmal verschieben könne man die Entscheidung nicht. Dies betonte auch Gößweinsteins Geschäftsleiter Peter Thiem. Denn jetzt sei man in dem Stadium zu entscheiden was gebaut werden soll. „Wenn wir das Verfahren nicht anschieben, haben wir ein Problem mit der Planungsleistung“, so Thiem, der außerdem betonte, das zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand Detailfragen beantworten kann. Außerdem betonte Thiem, dass es sich bei dem Hauptstreitpunkt der Unterhaltskosten lediglich um eine gut gerechnete Schätzung handle.
Wichtiger Schulstandort im Oberland
Und für die beiden Bürgermeister steht fest, dass man nur mit einer interkommunalen Zusammenarbeit der beiden Gemeinden einen wichtigen Schulstandort im Forchheimer Oberland halten kann. Kann man keinen zeitgemäßen Schulsport mehr anbieten, steht auch der Schulstandort über kurz oder lang zur Disposition. Dritter Bürgermeister Erwin Eichler (CSU) stellte schließlich deinen Antrag auf Abstimmung. Richard Grüner, Hermann Frieser (FWG), Erich Fiedler und Bernd Reichel stimmten gegen eine Doppelturnhalle in Gößweinstein. Alle drei maßgeblichen Gremien (Schulverbandsrat und Gemeinderäte Gößweinstein und Obertrubach) sind jedoch mehrheitlich dafür. Daher kann nun durch den Schulverband die Architektenausschreibung in Auftrag gegeben werden. Nach dem Abriss der alten Halle rechnet man etwa mit einem Jahr Bauzeit. Der Schulsport soll in dieser Zeit dann in der Turnhalle in Kirchenbirkig stattfinden.
Der Kommentar
Seit 1976 arbeiten die Nachbargemeinden Gößweinstein und Obertrubach nun schon im gemeinsamen Schulverband zusammen. Nur so war es möglich den Mittelschulstandort Gößweinstein für beide Gemeinden zu sichern und langfristig zu erhalten. Davon profitiert nicht nur Gößweinstein, sondern auch Obertrubach. Nun wird in Gößweinstein von beiden Gemeinden eine größere neue Turnhalle gebaut, die nun vor allem auch den Grundschülern aus Bärnfels in der Gemeinde Obertrubach einen Schulsport nach neustem Standard ermöglichen wird. Dies sichert auch langfristig den Grundschulstandort in der Gemeinde Obertrubach für den die Prognose der Schülerzahlentwicklung für die nächsten sechs Jahre zwischen 76 bis 89 Schüler pro Jahr liegt. Den Grundschülern aus Obertrubach steht in Bärnfels für den Schulsport jedoch nur ein kleiner und sanierungsbedürftiger Gymnastikraum zur Verfügung. Daher besteht so oder so auch dringender Handlungsbedarf für den Gemeinderat von Obertrubach um für seine Grundschüler einen zeitgemäßen Sportunterricht anbieten zu können. Würde man in Bärnfels selbst eine Turnhalle bauen so lägen die geschätzten Kosten dafür bei rund 2,9 Millionen Euro. Baut man in Gößweinstein nur eine Einfachturnhalle, könnten die Grundschüler aus Obertrubach diese aber nicht nutzen. Dies geht nur mit einer Doppelturnhalle. Für nur 280000 Euro mehr, denn rund 150000 Euro müsste Obertrubach auch für eine Einfachturnhalle in Gößweinstein dazu bezahlen, bekommen die Grundschüler aus Obertrubach nun eine zeitgemäße Sportanlage. Das Schüler zum Sportunterricht gefahren werden, ist in vielen Schulen Realität. Zum Schwimmunterricht werden die Kinder aus Obertrubach ohnehin bereits nach Pottenstein gefahren. Dies könnte man kombinieren um so die Transportkosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Die Regierung von Oberfranken fördert den Bau einer Doppelturnhalle in Gößweinstein nur dann, wenn die Grundschüler aus Obertrubach dort auch ihren Schulsport leisten können. Ohne Zweifel hat Gößweinstein für Veranstaltungen mit einer Zweifachturnhalle gegenüber Obertrubach dann einen Standortvorteil. Ob dies jedoch geringere Unterhaltskosten für Obertrubach rechtfertigt, so wie von mehreren Gemeinderäten aus Obertrubach gefordert, liegt schon deshalb neben der Sache, weil die Hallenmiete der Veranstalter wieder dem gemeinsamen Schulverband zu Gute kommt. Kirchturmdenken war gestern, interkommunale Zusammenarbeit ist heute !