OBERTRUBACH In den vergangenen zwei Jahren 2021 und 2022 fand Coronamaßnahmen bedingt nur eine Light-Version der Ewigen Anbetung statt, mit Betstunden aber ohne die große Abschlussprozession. Am Dienstagabend war es aber nun endlich wieder soweit und die weithin bekannte Lichterprozession konnte wie gewohnt wieder stattfinden. Mehr als 6000 Wachslichter hatten die „Zündler“ vorbereitet und rechtzeitig vor Prozessionsbeginn an den Straßenrändern und den Berghängen rund um Obertrubach zum Leuchten gebracht. Es verlief alles gewohnt ruhig und ohne Zwischenfälle.
Die Schätzungen zur Besucheranzahl gingen auseinander. Die Ortsfeuerwehr schätzte etwa 3000 Teilnehmer, Bürgermeister Markus Grüner sprach von 5000 Schaulustigen. Denn man dürfe nicht unterschätzen, das zahlreiche Menschen auf den Bergen oberhalb Obertrubach stehen um das Lichterspektakel in seiner Gesamtheit zu betrachten. Im Ort selbst waren schon vor Prozessionsbeginn kurz nach 17 Uhr Tausende von Menschen unterwegs von denen sich dann viele auch dem Prozessionszug durch den Ort anschlossen. Darunter die befreundeten Familien Miebs, Heck und Nowak sowie Reiner Scharf aus Eggolsheim, die für ein Foto vor dem herrlich beleuchteten Altarstein am Ortsausgang Richtung Kleingesee posierten. "Es ist schön, dass in Obertrubach die alte Tradition noch hochgehalten wird", sagt Heinrich Heck und Reiner Scharf, der das erste Mal dabei ist, findet die die vielen Lichter atemberaubend schön. Die Prozession beginnt wie gewohnt. Nach der Aufstellung lässt Vorbeter Markus Habermann erst einmal Ruhe einkehren, bevor sich der lange Prozessionszug in Bewegung setzt. Voraus einige Ministrantinnen und Ministranten mit den Kirchenfahnen, dann eine stattliche Anzahl von Gläubigen die zuvor in der voll besetzten Pfarrkirche St. Laurentius die letzte Betstunde miterlebt haben, gefolgt von der Politprominenz mit Landrat Hermann Ulm (CSU), Regierungspräsidentin Heidrun Piewernitz, CSU-Landtagsabgeordneten Michael Hofmann, FDP-Landtagsabgeordnetem Sebastian Körber und Bundestagsabgeordneter Silke Launert (CSU) an der Spitze, Danach auch zahlreiche Bürgermeister der Nachbargemeinden wie Pottensteins Stadtchef Stefan Frühbeißer, Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann oder Eggloffsteins Rathauschef Stefan Förtsch. Es folgen alle Vereine der Pfarrei Obertrubach mit ihren Fahnenabordnungen, darunter auch die Feuerwehren Obertrubach, Geschwand, Bärnfels und Wolfsberg mit ihren Fackel tragenden Feuerwehrleuten in Ausgehuniform. Das Allerheiligste unter dem Baldachin trägt Pfarrer Florian Stark durch den Ort, flankiert von Kaplan Daniel Bara, Pfarrvikar Thomas Muttam, den aus Obertrubach stammenden Pfarrer Christian Wohlfahrt und die angehenden Geistlichen Johannes Weisel aus Mittelehrenbach und Daniel Hartmann aus Herzogenaurach. Vor dem Baldachin marschiert Bürgermeister Markus Grüner mit seinen zwei Stellvertretern mit und auch Altbürgermeister und Ehrenbürger Willi Müller ist natürlich unter den Ehrengästen mit von der Partie. Silke Launert, die schön Stammgast bei der Lichterprozession in Obertrubach ist, findet die Atmosphäre immer beeindruckend. Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine vor allem auch, weil während der Prozession für den Frieden in der Welt gebetet wird. Ein Lob für die vielen ehrenamtlichen Helfer kommt von Landrat Ulm und Landtagsabgeordneter Michael Hofmann ist froh, das diese Tradition aufrechterhalten wird und nun auch wie gewohnt begangen werden konnte. Den Abschluss bildet in Obertrubach traditionell die Fahnenparade vor dem Rathaus bei der die Jugendblaskapelle St. Laurentius schwungvoll aufspielt. Die Fahnen schwenkenden Fahnenträger ernten viel Applaus. Dies ist eine Besonderheit bei der Lichterprozession in Obertrubach. Die „Zündler“, die übrigens ein eigenständiger Verein sind, organisieren sich komplett selbst. Sie fertigen die über 6000 Wachslichter inzwischen schon im Sommer an und lagern sie in einer eigens dafür gebauten „Zündlerhütte“ am Sportplatz in Obertrubach. Diese Zündlerhütte wurde von den „Zündlern“ mit Fördermitteln aus dem Regionalbudget des Wirtschaftsbands A9 - Fränkische Schweiz errichtet. In Pottenstein heißen die „Zündler“ übrigens Feuerlesschürer. Kommerz gibt es in Obertrubach nicht. Offen hat natürlich aber der Dorfladen vor dem die Menschen Schlange stehen, weil dort Glühwein ausgeschenkt wird. Und natürlich die Wirtshäuser, die an diesem Abend proppenvoll sind. Der Brauch der Schlussprozession zur Ewigen Anbetung in Obertrubach lässt sich gesichert bis ins Jahr 1886 zurückdatieren. Ursprünglich dauerte diese zehnstündige Anbetung drei Tage. Für Bürgermeister Grüner ist es immer wieder erhebend, wenn am Schluss der letzten Betstunde in der voll besetzten Kirche gemeinsam das Lied „O du Fröhliche“ gesungen wird.