Startschuss für ein digitales Großprojekt im Landkreis Bayreuth
Von Thomas Weichert
BETZENSTEIN - Auftakt für ein digitales Großprojekt im Landkreis Bayreuth im kleinen Betzensteiner Weiler Altenwiesen: An einem eher unscheinbaren Verteilerkasten startete die Deutsche Telekom AG den Glasfaser-Ausbau im Landkreis Bayreuth im Rahmen des Bundesprogramms "Breitbandausbau", den die Telekom nach einer europaweiten Ausschreibung gewonnen hatte.
Startschuss mit (v.li.) Max Frankenberger (Landratsamt), Bürgermeister Claus Meyer, Landrat Florian Wiedemann, Regio-Manager der Telekom Enrico Delfino David Schäfer und der kommunalen Telekom-Ansprechpartnerin Svenja Herrmann.
Landrat Florian Wiedemann (FW) sprach von einem sehr erfreulichem Termin. Er betonte, wie wichtig es heute mehr denn je sei, dass ein schnelles und leistungsfähiges Internet auch auf dem flachen Land ausgebaut werde. Corona habe gezeigt, dass ein schnelles Netz vor allem auch aus beruflichen Gründen auf dem Land stärker denn je nachgefragt werde.
Aber nicht nur Homeoffice in Pandemiezeiten sei es, was ein schnelles Internet in den ländlichen Gebieten erfordere. Denn die erste Frage von Menschen, die aufs Land ziehen wollten, sei nun immer, wie schnell das Internet in der jeweiligen Gemeinde wäre. Wenn Corona etwas Gutes bewirkt habe, dann sei es die schnellere Digitalisierung ab dem Schicksalsjahr 2020. Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen und Homeoffice beschleunigten den Breitbandausbau enorm.
Wie Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer (FW) erinnerte, beschäftige sich die Stadt Betzenstein schon seit 2009 intensiv mit dem Glasfaser-Ausbau in der Flächengemeinde mit 23 Ortsteilen. Meyer erinnerte an inzwischen drei Vorhabensgebiete in der kleinsten Stadt Bayerns. Er zeigte sich nun froh, dass für die restlichen noch zu erschließenden Ortsteile nun auch der Landkreis mit im Boot sei. "Eigentlich", so Meyer, "hätte der Staat das Netz ausbauen müssen". Dies sei nach der Privatisierung aber nun längst Schnee von gestern. Um die kleinen Betzensteiner Ortsteile Münchs, Krottenhof, Altenwiesen, Reuthof, Klausberg, Weiganz, Eibenthal und die Ortsränder von Betzenstein nun auch mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu versorgen, nimmt die Stadt Betzenstein selbst noch einmal weitere 192 000 Euro für rund 100 Haushalte in die Hand. 950 000 Euro werden alleine in Betzenstein investiert.
Meyer ist sich jedoch sicher, dass das Thema Breitbandausbau die Stadt noch lange beschäftigen werde. Denn die Technik bleibe nicht stehen. Das neue Netz, das ab 2024 fertig sein soll, ist dann jedenfalls so leistungsstark, dass Arbeiten und Lernen zuhause, Video-Konferenzen, Surfen und Streamen gleichzeitig möglich würden. Da man in Betzenstein mit dem Ausbau beginne, könnte das schnelle Internet in den genannten Ortsteilen schon nächstes Jahr buchbar sein. "Wir treiben den Ausbau so schnell wie möglich voran", sagt Enrico Delfino, Regio-Manager der Telekom. Die Arbeiter der Firma RW Tiefbau aus Langenwetzendorf im sächsischen Vogtland arbeiten dafür zehn Stunden pro Tag. Insgesamt profitieren von dem Glasfaserausbau im Landkreis dann rund 3500 Haushalte in den Gemeinden Pegnitz, Bad Berneck, Creußen, Goldkronach, Prebitz, Schnabelwaid, Speichersdorf und Weidenberg. In diesen Kommunen müssen bis spätestens 2024 dann noch 181 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 80 neue Netzverteiler aufgestellt werden. Insgesamt werden im Landkreis Bayreuth sieben Millionen Euro investiert.
Zu diesen gebe es 90 Prozent Zuschuss. 50 Prozent aus dem Topf der Bundesmittel, in den der Bund insgesamt 12 Milliarden Euro für den Breitbandausbau eingestellt hat. Die weiteren 40 Prozent werden vom Freistaat Bayern kofinanziert. Ohne die erheblichen Fördermittel von Bund und Land wäre es für die Telekom und auch andere Telekomunternehmen aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich gewesen, diesen Ausbau zu machen. Denn das Problem sind zu weite Strecken und zu wenige Kunden.