Krach bei der Stützpunktfeuerwehr Waischenfeld – Fast komplette Führungsriege kündigte Rücktritt an – Matthias Lindek ist weiterer stellvertretender Kommandant
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD
Krise bei der bedeutenden Stützpunktfeuerwehr Waischenfeld oder doch nur „Muskelspiele“ ? Matthias Lindek ist ab sofort weiterer stellvertretender Kommandant. Nach Informationen der Freunde der Fränkischen Schweiz traten am 29. Mai 17 aktive Feuerwehrleute, darunter die fast komplette Führungsriege, mit einem Schreiben an Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS), zum 1. Juni von ihrem aktiven Feuerwehrdienst zurück. Damit wäre die Feuerwehr Waischenfeld nicht mehr einsatzfähig gewesen. Oder anders ausgedrückt: Die Sicherheit der Bürger nicht nur in Waischenfeld sondern weit darüber hinaus wäre nicht mehr gewährleistet gewesen. Doch es kam zum Glück anders.
Der neue dritte Kommandant Matthias Lindek
Die ganze Geschichte der Reihe nach: Mit einem Brief an Bürgermeister Pirkelmann erklärten 17 aktive Feuerwehrleute, darunter die komplette Führungsmannschaft vom zweiten Kommandanten über den ersten und zweiten Vorsitzenden bis hin zum Atemschutzgerätewart zum 1. Juni ihren Rücktritt aus dem aktiven Feuerwehrdienst. „Aufgrund der immer wiederkehrenden Unruhen und mangelndem Vertrauens sehen die nachfolgend unterzeichneten aktiven Feuerwehrdienstleistenden sich gezwungen diese äußerst prekäre Entscheidung zu treffen“, heißt es in dem Schreiben der 17 Unterzeichner unter anderem. Auslöser der Rücktrittsankündigungen waren offenbar schon länger andauernde interne Querelen mit Kommandant und Kreisbrandmeister Herbert Neubauer, der für die Freien Wähler Stadt und Land (FWSL) auch Mitglied des Waischenfelder Stadtrats ist. Denn: „Unter der Führung von Herbert Neubauer sehen wir keine Möglichkeit mehr“, so abschließend in dem Rücktrittsschreiben.
Am Florianstag dem 1. Mai waren bei der Einweihung des Wechselladersystems noch alle friedlich vereint. Ganz links auf unserem Bild Kommandant Herbert Neubauer, neben ihm 1. Vorsitzender Helmut Herzing und zweite Reihe v.v.l. Bürgermeister Edmund Pirkelmann. Foto: Thomas Weichert
Die Unterzeichner mit Vorsitzendem Helmut Herzing und Vizekommandant Roland Huppmann an der Spitze betonen aber auch, dass ihnen dieser außergewöhnliche Schritt mit Sicherheit nicht leicht fällt, da sie gerne ehrenamtlichen Dienst mit Leib und Seele leisten. Wie Herzing gegenüber der den Freunden der Fränkischen Schweiz am Telefon erklärte, gibt es von ihm dazu keine Stellungnahme. Dafür aber von Bürgermeister Pirkelmann den die Rücktrittsankündigung aus heiterem Himmel traf. Wie Pirkelmann den Freunden der Fränkischen Schweiz zunächst erklärte kenne er die Gründe dafür nicht. „Das muss nun erst alles vernünftig besprochen werden“, so Pirkelmann. Aufgrund der Kürze der Zeit war es für Pirkelmann als obersten Feuerwehrdienstherr der Stadt nicht möglich den gesetzten Austrittstermin zum 1. Juni aus dem aktiven Dienst für die 17 Feuerwehrleute zu bestätigen. Er schlug ihnen deshalb für letzten Freitag eine Aussprache mit Kommandant Neubauer vor, da er zu der Tagung des Deutschen Städtetags nach Nürnberg wegmusste. Neubauer selbst hatte gegenüber Pirkelmann dann eingefordert das er die Möglichkeit einer Aussprache erhält bevor er zurücktritt.
Krisensitzung im Feuerwehrhaus
Am Freitagabend fand dann das „Krisengespräch“ im Feuerwehrhaus statt. „Ich habe mich gewundert dass das relativ harmlos verlaufen ist“, so Pirkelmann danach gegenüber der Freunde der Fränkischen Schweiz. Von Rücktritt war da von beiden Seiten keine Rede mehr und die Gespräche verliefen sachlich. „Im Grunde wurde mit dem Rücktrittsschreiben eine Aussprache mit dem Kommandanten eingefordert“, so Pirkelmann. Es stellte sich dabei allerdings heraus das gerade junge Feuerwehrleute unzufrieden waren, weil sie mehr machen wollen. Neubauer hatte ihnen manchmal etwas zugesagt, konnte es aber dann doch nicht einhalten. Oder er vergaß schlichtweg Termine weil er länger arbeiten musste und nicht immer von der Arbeit weg konnte. Außerdem ist Neubauer als Kreisbrandmeister noch in die Landkreisfeuerwehrführung mit eingebunden. „Die Aufgaben der Feuerwehr Waischenfeld sind mehr und alles ist größer geworden. Neben der Drehleiter kam noch das Wechselladersystem und die Atemschutzwerkstatt hinzu. Daher müssen die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden“, sagt Pirkelmann.
Neubauer nicht mehr so stark federführend
Ergebnis des Gesprächs war schließlich, dass Atemschutzgerätewart Matthias Lindek bis zur Kommandantenneuwahl im Januar nächsten Jahres als zusätzlicher stellvertretender Kommandant kommissarisch eingesetzt wird. Neubauer wird in der Wehr bis dahin nicht mehr so stark federführend wie bisher sein und seine bisherigen Aufgaben werden nun auf drei Schultern verteilt. Drei Kommandanten sind nun im Landkreis eine Führungsvariante die es so noch nicht gegeben hat. „Aufgrund zunehmender Aufgaben müsse man aber auch neue Wege gehen und vor allem die Jugend stärker einbinden“, so Pirkelmann. Fest steht aber schon jetzt das Neubauer bei der Neuwahl im nächsten Jahr aus Altersgründen als Kommandant nicht mehr zur Verfügung steht. „Es ist dann auch zu überlegen ob man die Variante mit den drei Kommandanten auch in Zukunft fortsetzt“, so Pirkelmann abschließend. Seit 2010 hat die Stadt Waischenfeld rund 4,7 Millionen Euro in die Sicherheit ihrer Bürger investiert. Dabei alleine in das neue Feuerwehrzentrum in Waischenfeld rund 4,3 Millionen Euro.
Wie Stadtrat Franz Schroll (CSU) während der jüngsten Stadtratssitzung richtig stellte ist nicht wie von den Freunden der Fränkischen Schweiz berichtet Matthias Lindek, sondern Jugendwart Andreas Lindek als weiterer und somit 3. Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Waischenfeld eingesetzt worden. Foto: FF Waischenfeld