Historiker Helmut Wunder entdeckt Gründungsurkunde der Pfarrei Hohenmirsberg in der Fränkischen Schweiz
Von Thomas Weichert
HOHENMIRSBERG
Am 5. Februar 1472 fand die Pfarrerhebung der heutigen Pfarrei Hohenmirsberg in der Fränkischen Schweiz statt. Dem höchstgelegenem Dorf der Fränkischen Schweiz in der heutigen Stadtgemeinde Pottenstein. Es ist zwar bekannt, dass die heutige Pfarrei St. Martinus Hohenmirsberg im Jahre 1472 selbstständig wurde. Doch in keiner Quelle wurden bisher das genaue Datum und die Umstände genannt, wie es dazu kam. Der Waischenfelder Stadthistoriker Helmut Wunder hat im Domarchiv Bamberg mehr aus Zufall die originale Gründungsurkunde der Pfarrei Hohenmirsberg gefunden, die dort lange Zeit im Verborgenen schlummerte.
Diese dreiseitige Urkunde in lateinischer Schrift ist datiert auf den 5. Februar 1472 und trägt die Unterschrift des damaligen Bamberger Bischofs Georg I. von Schaumberg. Georg I., der aus einer fränkischen reichsfreien Adelsfamilie entstammte, trennte nach der von Wunder nun wiederentdeckten Urkunde die Kapelle des Heiligen Martinus „Hohenmürsperg“, so die damalige Schreibweise von Hohenmirsberg, von der Mutterkirche Sankt Bartholomäus in Pottenstein und erhob sie zur eigenständigen Pfarrkirche.
Pfarrkirche 1720-1722 erbaut
Dieser Akt war gleichzeitig die Geburtsstunde der noch heute bestehenden Pfarrei St. Martin Hohenmirsberg. Bereits 1439 stand nach Looshorn eine Kapelle in Hohenmirsberg. Die heutige Pfarrkirche wurde aber erst in den Jahren 1720 bis 1722 erbaut, der Turm stammt aber noch aus der Zeit der Pfarreierhebung vor 1472. Wie weiter aus der Urkunde hervorgeht, kamen ebenfalls am 5. Februar 1472 die umliegenden Dörfer „Püttla, Pullendorpf und Stapfling“, so die damaligen Schreibweisen von Püttlach, Pullendorf und Steifling, zur neu gegründeten Pfarrei, der sie noch heute angehören.
Pfarrer Heinrich Kohler aus Pottenstein
Pfarrer von Sankt Bartholomäus Pottenstein war zum Zeitpunkt der Pfarrerhebung von Hohenmirsberg Heinrich Kohler, der in die Trennung von St. Martin und St. Bartholomäus einwilligen musste. Dieser Pottensteiner Pfarrherr war im Bistum Bamberg kein Unbekannter, war Heinrich Kohler doch gleichzeitig „Subkustos“ im Dom zu Bamberg, also der Stellvertreter des Domkustos, der für den baulichen Unterhalt, die Ausstattung und den Schmuck des Bamberger Domes verantwortlich und außerdem der Hüter des Domschatzes war. Heute würde man den Subkustos als stellvertretenden Dombaumeister bzw. stellvertretenden Leiter des ordinariatlichen Bauamtes bezeichnen. Der letzte Pfarrherr der Pfarrei St. Martin war geistlicher Rat Georg Popp, der heute seinen Lebensabend im Hohenmirsberger Pfarrhaus verbringt und als Ruhestandspfarrer noch immer die heiligen Messen hält.
Hohenmirsberger Pfarrer wurde Bischof von Speyer
Aus der Pfarrei Hohenmirsberg ging aber auch ein Pfarrer hervor, der später Bischof von Speyer wurde. Und dies gehört sogar zur neueren Hohenmirsberger Kirchengeschichte. Der am 6. Oktober 1862 in Frankenstein in der Rheinpfalz geborene und am 20. Mai 1943 in Speyer gestorbene Bischof Ludwig Sebastian war von 1892 bis 1900, also acht Jahre lang, Pfarrer von St. Martin in Hohenmirsberg. Dieser ehemalige Hohenmirsberger Pfarrer ist im Dom zu Speyer bestattet.
Der Altar der Hohenmisberger Pfarrkirche St. Martinus. Foto: Thomas Weichert