POTTENSTEIN Knapp 1000 Teilnehmer wurden am Wochenende beim inzwischen 43. Internationalen Volkswandertag in Pottenstein gezählt. Trotz herrlichem Wanderwetter war die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren weiter rückläufig. Eine Tatsache die nicht nur in Pottenstein sondern bei allen Wandervereinen und Volkswandertagen so ist. Denn die Wanderer werden immer älter und Nachwuchs kommt so gut wie gar nicht mehr nach.
In Pottenstein hat man allerdings noch Glück. Nachdem Bruno Funk aus Altersgründen nicht mehr als Vorsitzender der Pottensteiner Wandergemeinschaft kandidierte rückte die jüngere Generation nach und Alexandra Zitzmann wurde seine Nachfolgerin. Betty Berdami, ihres Zeichens fränkische Bezirksvorsitzende des Deutschen-Volkssport-Verbands aus Nürnberg drückte es drastisch aus: „Es gab schon Scheißhauparolen wenn Bruno aufhört dass es dann nicht mehr weitergeht“, sagte Berdami während ihrer kurzen Grußrede.
Amerikaner fehlen
Vor einigen Jahren zählte man in Pottenstein bei Volkswandertagen noch gut mehr als 2000 Teilnehmer. „Da kamen aber auch noch die Amerikaner mit ihren Familien“, meint Rainer Brendel der zweite Bürgermeister und Vertreter des TSC-Pottenstein beim Volkswandertag. Mit den Amerikanern meint Brendel die in Grafenwöhr stationierten US-Soldaten die den Pottensteiner Volkswandertag geradezu überrannten. Die fehlen nun gänzlich und so eben auch mehr als 1000 Teilnehmer.
Nachwuchs Fehlanzeige
„Uns fehlt der Nachwuchs und die Tradition der Volkswandertage und Wandervereine wird langsam zu Ende gehen“, sagt auch Karl-Heinz Bär, erster Vorsitzender der Wanderfreunde aus Schwarzenbach an der Saale die schon vor 43 Jahren beim ersten Pottensteiner Wandertag mit an den Start gingen. Am Wochenende waren die Wanderfreunde aus Schwarzenbach mit 28 Wanderern wieder nach Pottenstein gekommen. Bär findet dass der Pottensteiner Volkslauf eine der schönsten Strecken von allen Wandergemeinschaften zu bieten hat. Die landschaftlichen Sehenswürdigkeiten in und um Pottenstein sind bei den Wanderern allseits beliebt. „Die Wandertage werden aber in absehbarer Zeit aussterben“, ist sich Bär sicher.
Er verweist auf die Wanderolympiade in Koblenz im nächsten Jahr und übt Kritik am Volkssportverband, von dem die Bezirksverbände nach seiner Meinung leider zu wenig unterstützt werden um so ein großes Event zu bewerben. Heinz Bolz aus Winkelhaid ist 79 Jahre alt und ebenfalls ein Mann der ersten Stunde des Pottensteiner Volkswandertags. Der Vorsitzende der Wanderabteilung des TSV Winkelhaid kann, wie die Jahre zuvor auch schon, den ersten Preis für die größte Teilnehmende Wandergruppe von Bürgermeister und Schirmherrn Stefan Frühbeißer entgegen nehmen. 65 Personen zählte die Wandergruppe aus Winkelhaid diesmal.
„Die jungen Leute fehlen bei allen Vereinen“, klagt auch Bolz. Von sieben bis zwölf Jahre sind die Kinder noch dabei, ab 13 gehen sie ihre eigenen Wege und wandern nicht mehr mit. „Es ist schön das die Jungen in Pottenstein den Verein übernommen haben und das es weitergeht“, freut sich Bolz jedoch und betont: „Das ist aller Anerkennung wert“.
Überbordende Bürokratie
Ein inzwischen offenbar großes Problem für die Organisatoren des Wandertags spricht Bürgermeister Frühbeißer während seiner Grußworte an. „Die Bürokratie bezüglich Haftung und Beschilderung bedeutet sehr viel Aufwand. Da kann an oberster Stelle mehr Praktikabilität erwartet werden“, so Frühbeißer. Mit der „oberen Stelle“ meint er auf Nachfrage unserer Zeitung das Landratsamt Bayreuth. „Der Eindruck der Ehrenamtlichen ist, dass die Auflagen der Behörde immer größer und mehr werden“, erklärt der Pottensteiner Bürgermeister. Denn es sei für die Ehrenamtlichen nicht einfach wenn man kurz vor dem Volkswandertag einen Bescheid für die Beschilderung und die Streckenposten bekommt. Dieses Problem will Frühbeißer nun bei der nächsten Kreisvertreterversammlung thematisieren. Ehrenvorsitzender Bruno Funk bestätigt dies. „Nur im Landkreis Bayreuth gibt es so hohe Auflagen und so viele Vorschriften für einen Volkswandertag“, übt auch Funk Kritik an der Behörde. Denn bei anderen Vereinen du in anderen Landkreisen sei das nicht so.
Hohe Ehrungen
Betty Berdami hat diesmal auch Ehrenurkunden ihres Verbands für besonders engagierte Mitglieder der Wandergemeinschaft Pottenstein im Gepäck. Die DVV-Verdiensplakette in Bronze geht an die neue Vereinschefin Alexandra Zitzmann und an Ewald Lunz und Erich und Eduard Gmelch. Über die gleiche Auszeichnung in Silber können sich Barbara Zitzmann und Günther Spethling freuen und an Anton Deinzer muss diese Ehrung nachgereicht werden. Als stärkste teilnehmende Gruppen werden die Wanderfreunde aus Winkelhaid, Dettelbach, Zirndorf und Heroldsberg mit einem Geschenkkorb geehrt. Von den Pottensteiner Vereinen nahmen die Sportler des TSC und die Mitglieder der Schützengesellschaft am Volkslauf teil.
Erstes Foto: Hohe Verbandsehrungen für Pottensteiner Wanderfreunde Zweites Foto: Geschenkkörbe für die stärksten Teilnehmergruppen Drittes Foto: Heinz Bolz, Vorsitzender der Wanderabteilung TSV Winkelkaid Viertes Foto: Karl-Heinz Bär, Vorsitzender der Wanderfreunde Schwarzenbach an der Saale