Zum Umzug der Norma aus der Innenstadt ins Gewerbegebiet hat sich nun Ex-Bürgermeister Dieter Bauernschmitt (CSU) zu Wort gemeldet. „Der Streit, wer ist schuld, dass es bald im Stadtgebiet keinen Lebensmittelmarkt mehr gibt, lässt sich eindeutig beantworten: Es ist alleinig Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CWU/UWV)“, behauptet Bauernschmitt in einer Stellungnahme. Frühbeißer weißt Bauernschmitts Vorwürfe entschieden zurück und belegt seine Argumente auch mit Planungsunterlagen und Protokollauszügen aus Stadtratssitzungen bei denen Bauernschmitt selbst dabei war.Bauernschmitt spricht von einem herben Verlust für die Bevölkerung und den gesamten Fremdenverkehr, wenn die Norma ins Gewerbegebiet umzieht.
Seinen größten Fehler habe Frühbeißer bereits zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2002 gemacht, betont Bauernschmitt. In einer der ersten Stadtratssitzungen in der Amtszeit von Frühbeißer ist nach Bauernschmitts Darstellung der Kaufantrag der Firma Edeka behandelt. Edeka wollte laut Bauernschmitt das gesamte ehemalige Gelände der Firma Klubert & Schmidt mit allen Gebäuden wie Magerscheune, ehemaliges Forsthaus und Polizeigebäude sowie der Nachbargrundstücke kaufen um darauf einen Lebensmittelmarkt, Läden für weitere Gewerbetriebe und im ersten Stock des Hauptgebäudes ein Altenheim errichten. Genügend Parkplätze wären ebenfalls vorhanden gewesen. Dieses Vorhaben der Stadt ist nach Bauernschmitts Darstellung damals von einem anerkannten Gutachterbüro als äußerst positiv beurteilt. Als kleines Negativum wurde lediglich erwähnt, dass der Verkehr in der Hauptstraße um etwa 200 bis 300 PKWs pro Tag zunehmen würde. „Bürgermeister Frühbeißer trug nur dieses Argument in der Stadtratssitzung vor. Von den vielen Vorteilen die im Gutachten erwähnt wurden, sagte er nichts. Er empfahl vielmehr einen Verkauf nur des Filetstücks an einen Altenheimbetreiber mit einer Fläche so groß wie das Altenheimgebäude selbst.“ so Bauernschmitt. Der Umgriff mit seinen vielen teuren Problemfeldern wie Magerscheune und sonstige Altbauten behielt jedoch die Stadt. „Der Schaden, den Bürgermeister Frühbeißer mit dem Weglassen der Kernaussage des Gutachtens anrichtete ist unermesslich“, behauptet Bauernschmitt und nennt auch einige Beispiele dazu. Statt am Ende der Hauptstraße heute ein großzügiges Einkaufsgelände mit Altenheim und Parkplätzen zu haben und zirka 1 Million Euro Verkaufserlös dafür zu erzielen, stehe jetzt auf dem gesamten Gelände nur ein schwach belegtes Altenheim. Für die Sanierung der Magerscheune und weiterer Bauten seien nun Investitionen der Stadt in Millionenhöhe erforderlich. Auch die Schaffung einiger Parkplätze durch Überbauung des Haselbrunnbaches mit Kosten von etwa 1,7 Millionen Euro kämen da noch hinzu. Bauernschmitt beziffert den Verlust für die Stadt wegen der angeblichen Fehlentscheidungen durch Frühbeißer auf insgesamt zirka 10 Millionen Euro. „Ein weiteres Beispiel von der Arroganz und Selbstüberschätzung des Bürgermeisters Frühbeißer sei noch erwähnt als vor einigen Jahren der ehemalige Landrat Klaus-Günter Dietel (CSU) im Stadtrat den Vorschlag machte, im Gewerbegebiet einen Rewemarkt anzusiedeln. Dietel sei mit führenden Leuten von Rewe sowie mit den Grundstücksbesitzern in Kontakt, auch ein Ärztezentrum zu errichten wurde vom Bürgermeister abgelehnt. Er brauche dazu den Landrat nicht, er habe selbst schon Kontakt mit der Firma“, soll damals Frühbeißer gesagt haben, so Bauernschmitt. „Außer einer Veränderungssperre, die im Sande verlief, tat sich nichts“, schreibt Bauernschmitt, der hofft, das mit der ärztlichen Versorgung einschließlich der Apotheke nicht dasselbe wie mit der Lebensmittelversorgung in Pottensteins Innenstadt geschieht. „Bürgermeister Frühbeißer sollte lieber vor seiner eigenen Tür kehren als zu versuchen, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben“, so Bauernschmitt abschließend.
Frühbeißer widerspricht den Darstellungen seines Amtsvorgängers
Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Kaufantrag der Firma Edeka über das gesamte ehemalige Gelände der Firma Klubert & Schmitt mit den Gebäuden Magerscheune und ehemaliges Forsthaus. Ausgangslage war im Jahr 2001 eine Standortanalyse mit Empfehlung der CIMA und des Büros Hartmut Holl, Würzburg, das auf die Fläche nördlich der Püttlach eine Marktfläche mit zirka 600 Qudratmetern Verkaufsfläche für einen Vollsortimenter und hinter dem Gebäude liegende Parkplätze vorsah. Im Geschoss über dem Markt war eine Altenpflegeeinrichtung geplant. Konkretes Interesse für diese Kombilösung gab es allerdings nicht, so Frühbeißer. „Für die Kombinationslösung Altenpflegeeinrichtung und Einkaufsmarkt fehlen jedoch Betreiber“, zitiert Frühbeißer aus dem Protokoll der Stadtratssitzung vom 2. Dezember 2002. Die Gutachten der Städteplaner lagen dem Stadtrat in dieser Sitzung umfassend schriftlich vor, ebenso wie die Stellungnahmen der Fachbehörden. Die Behauptung von Bauernschmitt, Frühbeißer hätte nur ein das Argument mit dem erhöhten Autoverkehr vorgetragen sei daher nicht zutreffend. Von den in der Stadtratssitzung am 18.März 2003 dann anwesenden Vertretern der Firmen Edeka und Rewe wurden notwendige Verkaufsflächen von 1200 bis 1400 Quadratmetern genannt. Zuvor hatte sich im Januar 2003 die „Gemeinschaft der Gewerbetreibenden, Selbständigen und Hauseigentümer“ bereits mit umfassender Begründung für die Nutzung der besagten Fläche mit einem Pflegeheim ausgesprochen. Am 24.März 2003 hatte sich dann der Stadtrat in Kenntnis aller Konzepte mehrheitlich für die Ansiedlung der Pflegeeinrichtung entschieden und in der Sitzung am 30.August 2004 diesen Beschluss auch bestätigt. „Die Entscheidungen waren also keinesfalls alleinige Entscheidung des Bürgermeisters“, weist Frühbießer Bauernschmitts Behauptung zurück. „Es folgte bekannter weise über Monate hinweg eine unsägliche Diskussion, die schließlich zu einer Unterschriftenaktion mit über 800 Unterschriften für eine Nutzung des Geländes mit einem Altenpflegeheim führte“, so Frühbeißer. Auch die Behauptung von Bauernschmitt, der Vorschlag des ehemaligen Landrats Dietel zu einer Ansiedlung eines Rewe-Marktes sei von ihm als Bürgermeister abgelehnt worden, sei frei erfunden, so Frühbeißer, Denn am 5. Juli 2010 wurde der Stadt Pottenstein eine Konzeption für eine Bebauung einer Fläche im Gewerbegebiet mit Lebensmittelmarkt, Kasino, Apotheke, Drogeriemarkt, Arzthaus sowie Bäcker und Metzger vorgelegt. Diese Konzeption wurde von Dietel begleitet. Hierzu wurden die Stellungnahmen der Fachstellen eingeholt und die Anfrage umgehend im Stadtrat diskutiert. Der vom Projektträger und Dietel vorgestellte Entwurf sah allerdings entgegen der Darstellung von Bauernschmitt nicht die Ansiedlung eines Rewe-Marktes als Vollsortiment-Markt, sondern einen Discounter, nämlich die Umsiedlung der Norma von der Innenstadt ins Gewerbegebiet vor. Zusätzlich sollten dort außerorts laut Konzeptplan Gebäude für ein Ärztehaus, Bäcker, Metzger, Apotheke und so weiter entstehen. „Eine derartige Entwicklung im Gewerbegebiet wurde von der Regierung von Oberfranken als Vorhaben mit nachhaltig schädlichen Auswirkungen auf das Stadtzentrum beurteilt und vom Stadtrat einstimmig als innenstadtschädlich abgelehnt“, betont Frühbeißer. Die nutzbare Fläche des ehemaligen Betriebsgeländes nördlich der Püttlach betrug rund 5000 Quadratmeter, einschließlich des unbebaubaren Überschwemmungsbereiches. Um einen Markt in der von Edeka und Rewe geforderten Mindestgröße von 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche zu realisieren, brauchte es nach den damaligen Angaben dieser Firmen mindestens 7000 Quadratmeter Fläche für Gebäude, Nebenräume und Parkplätze. Die waren auf der vorhandenen nutzbaren Fläche von rund 5000 Quadratmetern gar nicht zu realisieren, sagt Frühbeißer. Bei einem aktuellen Verkehrswert von 75 Euro je Quadratmeter ergäbe sich heute somit ein Kaufpreis von weniger als 400.000 Euro. Wie Bauernschmitt auf rund 1 Millionen Euro kommt, ist für Frühbeißer daher nicht nachzuvollziehen. Zudem würde ein Verkaufserlös auf Städtebauförderungsmittel angerechnet, so dass Bauernschmitts Vorhalt, es sei für die Stadt ein Verlust, völlig ins Leere geht. Die Zahl 1,7 Millionen Euro für den Umbau betreffen die Gesamtmaßnahme. Auf die Parkplätze entfallen laut damaliger Kostenschätzung, die der Stadtrat auch gebilligt hat, nur rund 350.000 Euro. Die Zahl von Bauernschmitt von 10 Millionen Euro ist daher völlig falsch. Entschieden hat zudem immer der Stadtrat, meistens sogar einstimmig und mit der Stimme Bauernschmitts.