Fränkische Schweiz Waischenfeld
»
Die Fränkische Schweiz
»
Nachrichtenarchiv 2020
»
Uralter und einzigartiger Brauch: In Wichsenstein wurden die Erhardi-Brötchen gesegnet und an die Gläubigen verteilt – Sie sollen gegen Halsschmerzen und Augenleiden helfen
Uralter und einzigartiger Brauch: In Wichsenstein wurden die Erhardi-Brötchen gesegnet und an die Gläubigen verteilt – Sie sollen gegen Halsschmerzen und Augenleiden helfen
Von Thomas Weichert
WICHSENSTEIN
Es ist ein uralter und einzigartiger Brauch den es nur in Wichsenstein in der Fränkischen Schweiz gibt. Am Sonntag war es nun wieder soweit. Während des Festgottesdienstes beim Patronatsfest des Heiligen Erhard, nachdem die Wichsensteiner Pfarrkirche St. Erhard gewidmet ist, wurden etwa 6000 Erhardi-Brötchen von Pfarrer Pater Ludwig Mazur gesegnet und an die Gottesdienstbesucher verteilt. Musikalisch umrahmt wurde die Patronatsfeier durch den Gemeinschaftschor Gößweinstein-Wichsenstein.
Die kleinen etwa Zweieurostück großen „Brötchen“ sind mit dem Bildnis des Heiligen Erhard gestempelt, sind das ganze Jahr über haltbar und sollen beim Verzehr gegen Halsweh und Augenleiden helfen. „Man muss aber schon daran Glauben“, sagt Joachim Roppelt, stellvertretender Pfarrgemeinderatsvorsitzender, der das Backen der Erhardi-Brötchen wieder organisiert hatte. Jedes Jahr formen und backen zehn bis 12 freiwillige Helfer der Pfarrei die Erhardi-Brötchen selbst. Das Rezept für den Teig ist ebenso überliefert wie der Brauch selbst und Jahrhunderte alt, schätzt Roppelt. Nicht einmal die Dorfältesten wussten vor vielen Jahren nicht wie alt dieses Brauchtum und das überlieferte Rezept ist und wer es einst in Wichsenstein eingeführt hat. „Dazu gibt es keine schriftlichen Unterlagen und es wurde von Generation zu Generation mündlich überliefert und bis heute fortgeführt“, erklärt Roppelt. Kirchen die dem Heiligen Erhard geweiht sind, gibt es ja mehrere. Jedoch nirgend wo anders gibt es den Brauch der Erhardi-Brötchen, der nun in Wichsenstein in Gefahr sein könnte. Denn seit 50 Jahren stellte die Moggaster Familienbäckerei Sponsel ihre Backstube zur Verfügung in der die Wichsensteiner ihre Erhardi-Brötchen formen, stempeln und backen konnte. Der Bäckermeister hat nur den Teig nach dem alten Rezept gemacht, was einfach ist, da die Erhardi-Brötchen nur aus Mehl und Wasser bestehen. Weil die Bäckerei Sponsel ihr Geschäft nun schließt, und somit auch die Backstube, suchen die Wichsensteiner bereits eine neue Bäckerei die ihnen ihre Backstube zum Backen zur Verfügung stellt und den Teig macht. Denn wie Roppelt sagt darf so ein alter Brauch auf keinen Fall aussterben. Er ist daher zuversichtlich das sich ein Bäckermeister aus der Region, am besten natürlich aus der näheren Umgebung, finden lässt. Denn schließlich soll es ja auch nächstes Jahr wieder die bei den Gläubigen sehr begehrten Erhardi-Brötchen geben. Die Brötchen selbst sind steinhart. Man muss sie erst um Mund aufweichen bis man sie kauen kann. Und ganz wichtig beim Kauen ist dann auch, dass man das „Vater unser“ dabei spricht wenn sie gegen Halsschmerz und Augenleiden auch wirklich helfen sollen. Die Erhardi-Brötchen sind kostenlos, Spenden kommen dem Erhalt der Pfarrkirche St. Erhard zugute.
Thomas
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt