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Waischenfelder Ehrenbürger Professor Dr. Ing. Heinz Gerhäuser wird mit Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet
Waischenfelder Ehrenbürger Professor Dr. Ing. Heinz Gerhäuser wird mit Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD Sechs engagierte Oberfranken werden im Herbst dieses Jahres mit der silbernen Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet. Darunter der Waischenfelder Ehrenbürger Professor Dr. Ing. Heinz Gerhäuser der als einer der Väter der mp3-Technik gilt. Dies beschloss die Bezirkstagsversammlung bei ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig, wie das Forum der Freunde der Fränkischen Schweiz erfahren hat.
Die weiteren Ehrenmedaillen des Beziks gehen an die Dirigentin Ljubka Biagioni Freifrau von und zu Guttenberg, den Präsidenten der Handwerkskammer Thomas Zimmer, den Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetags Egon Herrmann sowie an die beiden Bayreuther Wolfgang Kern und Dr. Klaus Loscher für ihre vielfältigen gesellschaftlichen Verdienste. „Wir haben in Oberfrankens sehr viele Menschen, die sich um ihre Heimat verdient gemacht haben. Mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken in Silber wollen wir sie für dieses Engagement auszeichnen“, so Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (CSU).
Gebürtiger Münchner
Prof. Dr. Ing. Heinz Gerhäuser wurde 1946 in München geboren und wuchs in Rummelsberg und Fürth auf. Zunächst absolvierte er eine Lehre als Elektromechaniker bevor er ab 1965 Elektrotechnik studierte. Nach mehreren beruflichen Stationen wirkte er ab 1985 für die Fraunhofer-Gesellschaft in Erlangen. Von 1998 bis 2011 stand er dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen als Institutsleiter vor und hatte daneben seit 1999 an der Universität Erlangen den Lehrstuhl für Informationstechnik inne.
Der Vater des MP3-Players
Im Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen, dem größten Fraunhofer Institut Deutschlands, leitete Gerhäuser das Team, das das Audiokodierverfahren mp3 entwickelte und damit eine neue Epoche in der Verbreitung digitalisierter Musik und damit in der Musikwirtschaft einleitete. Professor Gerhäuser, der im Waischenfelder Ortsteil Saugendorf lebt, gehörte wichtigen Gremien an wie dem Wissenschaftlich-Technischen Beirat der Bayerischen Staatsregierung oder der Jury des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten. Er ist seit 2013 Präsident der Bayerischen Forschungsstiftung. Gerhäuser ist Träger mehrerer Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Bayerische Verdienstorden und der Bayerische Maximiliansorden. Seit 2011 ist er Ehrenbürger von Waischenfeld. 2015 erhielt er den Kultur-Sonderpreis des Landkreises Bayreuth.
Waischenfelder Ehrenbürger
Dass das Fraunhofer-Institut heute auch in Oberfranken Niederlassungen betreibt, ist ganz wesentlich sein Verdienst. 2015 konnte auf Initiative von Gerhäuser in seiner Wahlheimatstadt der „Fraunhofer Forschungscampus Waischenfeld“ eröffnet werden in dem Wissenschaftler aus aller Welt in Klausur gehen können. Für seine großen Verdienste um Waischenfeld wurde ihm 2011 vom Waischenfelder Stadtrat einstimmig die Ehrenbürgerwürde der Stadt Waischenfeld durch Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) verliehen. Gerhäuser, der als Daniel Düsentrieb der Metropolregion Nürnberg bezeichnet wurde, gab sich damals wie immer bescheiden. „Als ich auf meinem Schlepper saß, ist mir bewusst geworden, wie wenige Personen diese Auszeichnung erhalten haben“, so Gerhäuser, der die Ehrenbürgerwürde seiner Wahlheimatstadt als etwas „Außerordentliches“ bezeichnete. „Ich habe mir überlegt, was habe ich schon groß getan. Im Vergleich zu vielen anderen die in Waischenfeld ehrenamtlich arbeiten auch nichts anderes“, so Gerhäuser bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde 2011 in seinem „Gerhaus“.
Das der Fraunhofer Forschungs-Campus ausgerechnet in Waischenfeld gebaut wurde ist auf Gerhäusers tolle Erfolge als Wissenschaftler zurückzuführen. 1985 hatte Gerhäuser das Erlanger Fraunhofer Institut mit 20 Mitarbeitern übernommen, heute sind es über 600. Klug und besonnen und zum richtigen Zeitpunkt hatte Gerhäuser, durchaus auch mit einigem Widerstand, die richtigen Weichen in der Fraunhofer Gesellschaft für den Forschungs-Campus in Waischenfeld gestellt. Mit sehr viel Herzblut und Engagement an vielen Stellen wurden Hindernisse überwunden.
Das Kunstforum Waischenfeld
Gerhäuser und seine Frau Elvira sind seit 1. November 1986 Bürger des kleinen Waischenfelder Ortsteils Saugendorf. 1973 hatten sie von einem brachliegenden und verwilderten Grundstück außerhalb der Bebauungsgrenzen von Saugendorf erfahren. Die Gerhäusers kauften das Grundstück, rodeten es, legten einen Gemüsegarten an und zelteten dann auf diesem Grundstück. Sehr schnell fanden die Gerhäusers die Sympathie der Saugendorfer. Der heutige Altlandrat Dr. Günter Dietel (CSU) war es schließlich, der ihnen den Bauplan, damals außerhalb des Bebauungsplans, in Saugendorf für ihr Haus genehmigte. Aus heutiger Sicht ein großer Glücksfall für Waischenfeld. 1986 baute Gerhäuser schließlich am Ortsrand von Saugendorf, gründete dann 1994 den Teleservice zur Förderung der Telearbeit auf dem flachen Land. Gerhäuser wurde Mitglied der Feuerwehr Gösseldorf-Saugendorf deren Schriftführer er lange Jahre war. Er übernahm den Vorsitz des Stammtisches „Rangerbuam“ in Saugendorf, hielt den politischen Aschermittwoch ab, führte den Stammtischfasching ein und verlieh an den häufigsten Stammtischbesucher alljährlich das Goldene Sitzkissen. Noch heute steht Gerhäuser bei der Ortskirchweih mit der Schürze hinter dem Grill oder der Theke. Auch als langjähriger Vorsitzender des Kunstforums Waischenfeld hatte er zusammen mit seiner Frau neue Akzente für das Gesellschaftsleben der Stadt Waischenfeld gesetzt. Seine Nachfolgerin als Chefin des Kunstforumsvereins ist nun Silke Grasser-Helmdach.
Erstes Bild Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch Bürgermeister Edmund Pirkelmann. Zweites Bild Professor Gerhäuser mit seiner Nachfolgerin als Vorsitzende des Kunstforums Waischenfeld Silke Grasser-Helmdach. Fotos: Thomas Weichert