Geologische Rundwanderung im Rahmen der BayernTourNatur in Gößweinstein
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Bei herrlichem Herbstwetter hatten sich 20 Teilnehmer, überwiegend aus dem Landkreis Forchheim, aufgemacht, um den Geologischen Rundwanderweg in Gößweinstein zu erwandern und zu erleben. Bereits am Treffpunkt wurden Sie von Wanderführer Ferdinand Haselmeier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Stempfermühlquellsystem, auf die erste geologische Besonderheit aufmerksam gemacht. Denn direkt neben dem Gößweinsteiner Franziskanerkloster sollen sich vor dem Klosterbau Dolinen mit unterirdischen Wasserläufen befunden haben in denen besonders nach Regengüssen oder in der Schneeschmelze Steine mit lärmenden Geräuschen fortbewegt wurden .
Laut Haselmeier lässt dies den Schluss zu, dass hier eine direkte Verbindung in das unterirdische Karstwassersystem möglich ist. Besonders auffallend sind zudem, die hier zahlreich vorkommenden Dolinen, leider zwischenzeitlich verfüllt, bis hin zur Fellner Doline. Während der Wanderung informierte Haselmeier, der selbst aktiv an der Höhlenforschung teilnimmt, dass sich der Jura vor 170 Millionen Jahren gebildet hat und das damals freistehende Karstrelief in der Unterkreide- und Oberkreidezeit verändert wurde. Überwiegend findet sich im Gebiet um Gößweinstein Dolomitgestein. Also Kalkstein, verbunden mit der Zufuhr von Magnesium. Direkt an der Fellner Doline angelangt, konnten sich die Wanderer an Hand der dort angebrachten Schautafel über den Querschnitt der 100 Meter tiefen Schachthöhle informieren. Eine Befahrung dieser Höhle ist nur erfahrenen Höhlenforschern mit einer speziellen Ausrüstung vorbehalten. Auf Grund der Engspaltigkeit der Höhle ist zudem ein etwas größerer Körperumfang hinderlich.
1000 Liter pro Sekunde
Über die Obere Breitenberghöhle, welche eine direkte Kluftverbindung zur Fellner Doline hat, ging es über die Karl-Brückner-Anlage direkt runter ins Tal nach Behringersmühle und dort an der Wiesent entlang zur Stempfermühlquelle. Auf Grund von mehrfach durchgeführten Kontrastwassereinleitungen konnte nachgewiesen werden, dass die 1,2 Kilometer entfernte Fellner Doline direkt in Verbindung mit der Stempfermühlquelle steht. Erstaunlich sei, dass die fast 1000 Liter pro Sekunde schüttende Quelle auch bei längerer Trockenheit konstant ist, was ein großes Einzugsgebiet annehmen lässt. Kontrolluntersuchungen bei der Autobahn bei Hormersdorf haben ebenfalls eine Verbindung zwischen der Pegnitz und der Stempfermühlquelle nachgewiesen.
Unterirdisches Flusssystem
Zu vermuten ist deshalb auch, dass sich hinter der Stempfermühlquelle ein größeres unterirdisches Flusssystem befindet. Seit 1988 bezieht der Ort Gößweinstein sein Trinkwasser aus der Sachsenmühlquelle, da auf Grund einer Quellwassereintrübung die Einstellung der eigenen Trinkwasserversorgung nahe gelegt wurde. Problematisch ist zudem, dass auf Grund der geographischen Lage es nicht möglich ist, ein Wasserschutzgebiet auszuweisen.
Das Jahrhunderthochwasser 1909
Besonders interessant für die Forschung sei, dass im Jahr 1909, das Jahr mit dem Jahrhunderthochwasser, sich oberhalb der eigentlichen Quelle an der Stempfermühle eine Öffnung im Hang und somit einen weiteren Überlauf gebildet hatte. Leider ist dieser Zugang in ein mögliches Kluft- und Flusssystem heute verschüttet, so Haselmeier. Die Arbeitsgemeinschaft Stempermühlquellsystem e.V. wird dazu in einer Veranstaltung des Kulturkreises Ebermannstadt am 13. Oktober um 19.30 Uhr im Gasthaus Resengörg in Ebermannstadt eine Dokumentation über die Forschungsgeschichte der Fellner Doline, verbunden mit einem Filmbeitrag über eine Befahrung der Höhle präsentieren. Der Eintritt ist frei.
Bild 1: In der Mitte Wanderführer und Höhlenforscher Ferdinand Haselmeier mit einigen Teilnehmern der geologischen Rundwanderung Foto: Ferdinand Haselmeier Bilder 2 und 3: Ferdinand Haselmeier erklärt den Teilnehmen an der Stempfermühlquelle den Zusammenhang mit der Fellner Doline und der Veldensteiner Mulde Fotos: Thomas Weichert