Des Festzelt der Soldatenkameradschaft Weingarts ist brechend voll, der Außenbereich auch. CSU-Ortsvorsitzender Edwin Rank ist sichtlich nervös. Er schätzt, das mindestens 1300 Menschen gekommen sind um den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder am späten Sonntagnachmittag zu sehen und zu hören. Die Polizeipräsenz ist schon lange vorher riesig. An die zehn Personenschützer sind auf dem Festgelände unterwegs, an die 30 Polizeibeamte, auch von der Bereitschaftspolizei Bamberg, Securitymitarbeiter und freiwillige Ordner der örtlichen Vereine sollen für einen störungsfreien Ablauf sorgen wenn Söder spricht.
Es ist Landtagswahlkampf. Vor allem deshalb kommt Söder auf Einladung der örtlichen CSU. Weingarts ist eine CSU-Hochburg. Beim letzten mal bekam die CSU über 65 Prozent der Zweitstimmen im Ort. Es ist daher kaum anzunehmen das es in Weingarts zu Zwischenfällen kommt. Außerdem ist viel Parteivolk aus den 37 CSU-Ortsverbänden des Landkreises vertreten. Auch Staatsministerin Melanie Humml, ganz in rot, ist schon da und natürlich der CSU-Landrat und die CSU-Bundestags- und Landtagsabgeordneten. Sie alle stehen zum Empfang bereit, als die schweren gepanzerten Limousinen in Polizeibegleitung am Festgelände vorfahren. Weißes Hemd, Trachtenjanker, Bluejeans. Söder gibt sich leger, ist volksnah. „Ich bin der Markus“, stellt er sich bei Vielen vor, denen er die Hand schüttelt. Noch vor dem Festzelt werden mit so machen Vereinsvertretern Fotos gemacht. Auch Selfies. Markus immer in der Mitte, Melanie und Michael neben ihm. Gerade wegen Michael Hofmann ist Söder in dessen Wahlkreis gekommen um ihn im Wahlkampf zu unterstützen. Dann endlich der frenetisch umjubelte Einzug in das Festzelt. Wie es sich für einen bayerischen Landesvater natürlich gehört mit dem bayerischen Defiliermarsch, den die Weingartser Blaskapelle extra noch einmal einstudiert hatte. Alle hat es von den Bierbänken gerissen, wieder werden Hände geschüttelt, ein ums andere Mal ein Bad in der Menge genommen, bis Söder endlich ganz vorne ist und am weiß gedeckten Prominententisch Platz nimmt. Die Bedienung kommt und schenkt ihm im Tonmaßkrug Wasser ein. Söder trinkt bekanntlich keinen Alkohol, weshalb dann auch im Geschenkkörbchen – bis auf einen kleinen Likör, vielleicht für seine Gattin – nur alkoholfreie Maigischer Spezialitäten drin sind. Die Kapelle spielt wieder auf. Nun den Kaiserinnen Sissy Marsch. Schließlich erklimmt Michael Hofmann die Bühne. „Das müsstest ihr sehen, der Blick von hier oben ist einmalig“, so Hofmann als er einen „fränkischen Gruß“ an den Bayerischen Ministerpräsidenten richtet. „Er ist Tag und Nacht im Einsatz für unser Land.“ Und: „Wir brauchen einen klaren Kurs und Leute, auf die wir uns verlassen können“, plärrt der Hofmann geradezu ins Mikro. Wieder fast grenzenloser Jubel. Mit geradezu jugendlichem Elan schwingt sich Söder dann auf das Podium. Als Politprofi weiß er natürlich wie er den Nerv seines jeweiligen Publikums treffen kann. „Als gebürtiger Franke bin ich am liebsten in Franken und die schönste Schweiz der Welt ist die Fränkische Schweiz.“ So beginnt er seine Rede und schon brandet Applaus auf. Um dann gleich überzuleiten zu den Soldatenkameraden, die ihr Jubiläum feiern. „Ich gehöre zu den wenigen die gedient haben und ich bin überzeugt davon, es würde keinem Schaden Dienst für das Land zu tun.“ Wieder Beifall, obwohl es damals sein Parteifreund von Guttenberg war, der maßgeblich dazu beigetragen hat, die Wehrpflicht abzuschaffen. Dies alles scheint vergessen, wie auch die letzte Krise wegen Corona. Klimawandel heißt die neue Krise, Die werde man aber auch meistern, zumindest in Bayern. „Denn in jedem bayerischen Dorf herrscht mehr Vernunft als in den ganzen Regierungsparteien in Berlin.“ Melanie habe das beste Gemüt aber mit Michael habe er es nicht immer ganz leicht in München. „Da kommt er nach seinem Vater, nur das der ein paar Haare mehr auf dem Kopf hat.“ Sagt Söder über Micheal Hofmann, den er als ganz großes politisches Talent in bezeichnet. Das Festzelt tobt vor Lachen. Dann kommt Söder immer mehr in Fahrt. Vor allem gegen die „Ampel“ in Berlin. „Das ist die schlechteste Bundesregierung die Deutschland je hatte.“ Denn langsam gehen die Reserven für die ganz normalen Leute aus. Wärmepumpe, Atomausstieg, Erbschaftssteuer immer mehr Verbote. Das sind nur einige Themen die Söder auf die Palme bringen. „Ich habe keinen Bock mit der Ampel Seite an Seite in die Pleite zu gehen“, donnert er von der Bühne und erntet wieder Beifallsstürme. Im Visier hat er vor allem die Grünen und verspricht, das niemals ein Grüner der Bayerischen Staatsregierung angehören werde. Auch die FDP bekommt ihr Fett weg. Wie bei der Bundeswehr beim Morgenappell nach dem Ruf „Kompanie aufstehen. ! „Das wünsche ich der FDP auch einmal“, so Söder. Er kündigt an das Bayern auch ihm ländlichen Raum die Polizei verstärken werde um Nachts wieder sicher auf die Straße gehen zu können. Bayern hilft gerne. „Aber wer zu uns kommt muss Deutsch können und Bayerisch verstehen.“ Kriminell gewordene Ausländer müssen dorthin zurück, wo sie hergekommen sind. Erstaunlich: Über die AfD verliert Söder keine Silbe. Am Schluss seine über einstündigen Rede verspricht er Frankens Gewicht weiter zu stärken und endet schwitzend mit den Worten. „Gott schütze Franken und die Fränkische Schweiz“. Danach nahezu fünf Minuten Standing Ovations im Festzelt, bevor sich Söder noch in das Goldene Buch der Gemeinde Kunreuth einträgt.