85 Jahre Familienschwimmbad Streitberg mit Kulturwochenende gefeiert
Von Thomas Weichert
STREITBERG
Gleich zwei Jubiläen konnten am Wochenende im historischen Familienschwimmbad im Streitberger Ortsteil Niederfellendorf gefeiert werden. Zum Einen das 85-jährige Badbestehen und zum anderen zehn Jahre Förderverein Familienschwimmbad Streitberg. Für Samstag und Sonntag hatte der Förderverein deshalb ein kleines Kulturprogramm unter dem Motto „Badkultur 2016“ auf die Beine gestellt dessen Höhepunkte die Versteigerung von historischen 85 Jahre alten Kabinentüren durch Moderator Michael Eichler von Radio Bamberg und die Benefizlesung des Nürnberger Mundartdichters Fitzgerald Kusz waren. Am Samstagabend unterhielt die Gäste das Duo „Choco-Latte“.
Erstaunliche 590 Euro Erlös für den Förderverein brachten die alten Kabinentüren ein. Dieses Geld kann der Förderverein gut gebrauchen denn im Bad muss dringend eine Wasseraufbereitungsanlage eingebaut werden. Die neuen Wechselkabinen wurden vor der Versteigerung der alten Türen ebenfalls eingeweiht. Bürgermeister Helmut Taut (FWW) zeigte sich zuversichtlich das spätestens im nächsten Jahr die Forderungen des Landratsamts für den Einbau einer Wasseraufbereitungsanlage erfüllt werden kann. Ansonsten droht dem Bad die Schließung. Für die Wasseraufbereitungsanlage inklusive ständiger Frischwasserzufuhr werde derzeit ein Konzept erstellt, wie zweiter Bürgermeister Gerhard Kraus (BGS) auf Nachfrage informierte. Steht das Konzept kann ein Architekt mit der Umsetzung beauftragt werden. Auch Kraus ist zuversichtlich da bereits eine mündliche Förderzusage der Oberfrankenstiftung vorliegt. Außerdem erhofft sich Kraus auch Fördergelder vom Amt für Denkmalpflege da das Bad unter Denkmalschutz steht.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
Taut betonte das er und der Förderverein vertrauensvoll zusammenarbeiten um das Bad, das viele zufriedene Badegäste hat, zu erhalten. Taut ging kurz auf die Badgeschichte ein. Als das Schwimmbad 1931 erbaut wurde, sei eine gute Zeit gewesen weil Frieden herrschte. 1500 Kubikmeter Wasser passen in das Becken. Dies sei eine riesige Füllung für das Flussbad, so Taut. Ein gutes Jahr mit Rekordeinnahmen war 2015. Für heuer erwartet Taut jedoch ein größeres Defizit. Nicht nur wegen dem Kabinenneubau, auch wegen dem bisher nicht sehr badefreundlichem Wetter. Das Badcafé hingegen sei zum „Selbstläufer“ geworden, so Taut.
Mundart von und mit Fitzgerald Kusz
Zur Dichterlesung mit Fitzgerald Kusz waren am Sonntagabend rund 30 Gäste gekommen. Wie Georg Körfgen, der frühere Vorsitzende des Fördervereins während der Begrüßung meinte, hätte diese Veranstaltung mehr Teilnehmer verdient gehabt. Das der „fränkische Weltmeister der kleinen Form“ zur Lesung aus seinen Werken kam, ist dem Zufall zu verdanken. Fitzgerald Kusz und seine Frau Birgit sind seit 20 Jahren Stammgäste im Gasthof Wolfsschlucht in Muggendorf und begeisterte Badbesucher in Streitberg. Und so saß Kusz mit seinem Strohhut wieder einmal im Bad als ihn Körfgen erkannte und ansprach. Kusz sagte sofort zu kostenlos aus seinen Büchern vorzulesen weshalb auch der Eintrittserlös voll und ganz dem Bad zu Gute kommt. Das Familienschwimmbad hatten Kusz und seine Familie vor 20 Jahren aus Zufall bei einem Ausflug in die Fränkische Schweiz entdeckt als sie bei der Muggendorfer Kirchweih „hängen geblieben“ waren. Seitdem kommen sie jedes Jahr zum Kurzurlaub oder am Wochenende ins Wiesenttal. Kusz schreibt nicht nur kurze fränkische Gedichte, sondern auch Theaterstücke.
Schweig Bub
Sein wohl berühmtestes Theaterstück mit dem Titel „Schweig Bub“ hat er 1976 geschrieben. Anlässlich des 40-jährigen Theaterstückjubiläums wird es demnächst mit Schauspielern eine szenische Lesung im Staatstheater Nürnberg geben. Das Achtpersonenstück, Kusz bisher größer Erfolg das schon über 700 mal gespielt wurde, ist eine humorvoll-satirische Darstellung einer typischen, kleinbürgerlichen Familienfeier anlässlich einer Konfirmation, bei der die Erwachsenen essen und trinken, tratschen und streiten und der „Bub“ an seinem Ehrentag kaum zu Wort kommt. In Streitberg las Kusz unter anderem aus seinem Buch „Zwetschga“ vor. Bekannt ist Kusz, der Träger zahlreicher Literaturpreise und des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist, auch für seine mittelfränkischen Mundartgedichte, die er teilweise in der Form von japanischen Haukus verfasst.
Lebkugn
Sein wohl kürzestes Gedicht: „Seniorenteller halb so schlimm.“ Diese sorgten bei den Gästen im Bad genau so für Erheiterung wie die Kurzgeschichte vom Ausflug in den „Diägadden“ oder seine Gedichte über die fränkischen Befindlichkeiten. Oder ein Haiku auf fränkisch: „Hob Schneckle, nau`f auf`s Walberla, schick di, schick di.“ Oder Lebensweisheiten wie: „Wenn di der Schoh drückt musst dreimol neispotzen, des hilft a nix.“ Ja, „bei manche Leut`fängt des Arschloch scho bei der Waffel o.“ Und wer hätte schon gewusst das der Mond über Nemberch a blos a Lebkugn is ?“ Der über Erlangen wird übrigens nie a „Lebkugn.“
Bild 1: 590 Euro erbrachte die Versteigerung der Kabinentüren. Unser Bild zeigt die neuen Besitzer mit Moderator Michael Eichler und Vertretern des Fördervereins sowie des Marktes Wiesenttal