Anti-Merkel-Transparent an Felswand schlägt inzwischen hohe Wellen
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Ein riesiges Transparent an der größten Felswand, dem so genannten Aussichtspunkt „Johannesburg“, in der Karl-Brückner-Anlage zwischen Behringersmühle und Gößweinstein mit der Aufschrift „MERKEL GEH WEG“ und einem Logo das der AfD (Alternative für Deutschland) nachempfunden ist, sorgt inzwischen für helle Aufregung in Gößweinstein. In der Nacht von letztem Donnerstag auf Dreikönig haben bisher Unbekannte dieses mehrere Meter große Transparent fachmännisch mit Karabinerhaken an dem Felsen befestigt.
Ratlosigkeit herrschte gestern Vormittag auch noch im Gößweinsteiner Rathaus. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) erfuhr erst gestern Vormittag bei einem Geburtstagstermin davon als er darauf angesprochen wurde. Auch Geschäftsstellenleiter Peter Thiem wusste gestern Vormittag noch nichts von dem Transparent mit der „Anti-Merkel-Parole“. Bauamtsleiter Manfred Neuer hatte es aus der Zeitung erfahren. Er prüft derzeit wer der Grundstückseigentümer des Felsmassivs ist. „Es ist noch unklar ob der Felsen einem Privatmann gehört der die Aktion vielleicht sogar geduldet hat oder ob es Gemeindegrund ist“, sagt Neuner, Er schätzt jedoch dass das Transparent dort nicht mehr lange hängen wird. Außerdem könnte das Baurecht betroffen sein. Denn für Transparente dieser Größe bedarf es einer baurechtlichen Genehmigung.
Polizei: Keine Straftat
Pressesprecher Alexander Czech von der Polizeidirektion Oberfranken erklärt auf Nachfrage der Freunde der Fränkischen Schweiz das die Polizei den Fall bereits geprüft habe. Da keine Straftat vorliegt kann die Polizei auch nichts weiter tun, erklärt Czech und meint, das dies dann wohl Sache der Gemeinde Gößweinstein sein wird. Michael Urbanczyk von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Forchheim wusste gestern Nachmittag noch nichts von dem Fall. Den entsprechenden Felsen hat er jedoch schnell überprüft und bestätigt, dass hier absolutes Kletterverbot herrscht. Klettert trotzdem jemand, dann ist es eine Ordnungswidrigkeit, aber keine Straftat.
Wurde der Uhu gestört ?
Anders sieht die Sache allerdings aus wenn der Uhu gestört wird. Und da wird es jetzt bereits kritisch da der Uhu schon sein Brutgeschäft beginnt. „Der Uhu ist eine streng geschützte Vogelart“, betont Urbanczyk. Deshalb könnte eine Straftat nach dem Umweltstrafrecht in Sachen Artenschutz vorliegen weil der Uhu dadurch gestört wird, so der Experte. Allerdings wird eine Anzeige gegen Unbekannt nicht viel bringen. Auch für Urbanczyk ist erst einmal die Gemeinde Gößweinstein am Zug. Wie Umweltschützer Reinhard Brendel aus Gößweinstein betont ist der Naturschutz aber Sache des Landratsamts. Brendel vermutet dass das Transparent extra an diesem Felsen angebracht wurde damit die Besucher die nach Pottenstein zur Lichterprozession an Dreikönig gefahren sind, es auch gut sehen konnten. Der Forchheimer Kreisvorsitzende der AfD, Bernd Nägel, hatte bereits am Sonntag erklärt das seine Partei damit nichts zu tun habe.
Am heutigen Montagnachmittag beobachtete Bürgermeister Zimmermann dann vor Ort, wie Kletterer das Transparent entfernten. "Mir ist nicht bekannt wer die Kletterer waren", informierte Zimmermann telefonisch.
Pressesprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Oberfranken brachte am Abend Licht in das Dunkel: "Auch wenn keine Straftat vorliegt, wollten wir nicht länger zuwarten, bis die eigentlich zuständige Behörde, das Landratsamt, reagiert. Denn da das Transparent auch von der B 470 aus gut einsehbar ist, wollten wir eine Ablenkung des Straßenverkehrs verhindern."
Deshalb rückten um 15.30 Uhr zwei speziell ausgebildete Polizeibeamte an, kletterten den Felsen hoch und nahmen das Transparent ab. Sie sind Sachbearbeiter für Berg- und Kletterunfälle, von denen es drei in Oberfranken gibt. Sie werden normalerweise bei Berg-, Kletter-, Wander- oder derzeit auch Skiunfällen eingesetzt.