Trotz hochsommerlicher Temperaturen kamen am Wochenende Tausende von Besuchern zum inzwischen elften Ritterfest auf und rund um die Burg Waischenfeld um ein abwechslungsreiches Programm mit Schaukämpfen, Ritterturnieren, dem Festumzug der Lagergruppen und der großen Feuershow am Abend mitzuerleben. Auch viele Besucher kamen mittelalterlich gewandet, manche auch in sehr phantasievollen Gewändern. Wie zum Beispiel ein Mann aus Mistelgau im Wolfskostüm der darunter mächtig schwitzte. Höhepunkte an beiden Tagen war sicherlich wieder das Ritterturnier auf der Turnierwiese mit der Reitergruppe El Montessa aus Mengersdorf.
Mit dabei zum ersten Mal in Waischenfeld der Weltenbummler und Kreativkünstler Michael Kreiner aus Pettstadt bei Bamberg. Er kennt nicht nur Gott und die Welt sondern auch viele Prominente aus Politik, Kirche und dem Showbusiness. Nicht nur Thomas Gottschalk, Roger Moore oder Bud Spencer hat er in seinen Rittercomics „Zimbus von Döllnitz“ schon verewigt, sondern auch die früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Günter Beckstein und sogar den deutschen Papst Benedikt den XVI. Sein Titelheld ist Ritter Zimbus von Döllnitz, ein mittelloser Ritter ohne Burg der durch die Lande zieht und für das Gute kämpft. Ähnlich wie Robin Hood, nur eben auf fränkisch. „Zimbus“ ist übrigens der Spitzname seines früheren Chefs sagt Kreiner der als Reportfotograf für die Druckindustrie gearbeitet hat. 90 Prozent der Leser seiner Rittercomics kommen nicht aus der Mittelalterszene sondern kaufen seine Hefte wegen den Prominenten die er dabei zu Helden macht. Sein ältester Kunde ist 85. „Zimbus“ hat sich nach dem Vorbild einer Comicreihe aus den 1950er Jahren inzwischen zu einem Kult entwickelt. Es gibt sogar Zimbus-Drachenblut in Dosen oder extra gebrautes Zimbus-Bier. Seit 35 Jahren veranstaltet Kreiner Comicbörsen, am 28. Oktober in der Bettelseescheune in Hallstadt dann zum 80. mal. Ebenso eigene Mittelaltermärkte in Pettstadt. Aufgrund der Dichte der Ritterburgen lag in Franken nichts näher als eine Rittercomicserie herauszubringen, sagt Kreiner der das Waischenfelder Ritterfest toll findet. Auch Marcarius von Geldersdorf hat sein Zelt erstmals beim Ritterfest in Waischenfeld aufgeschlagen. „Wahrsagerey“ steht auf dem Schild vor seinem Zelt. Das macht neugierig, auch weil der Wahrsager angeblich weibliche Brüste nur durch Handauflegen vergrößern kann. Bürgerlich heißt Marcarius von Geldersdorf Holger Roth und kommt aus Bad Rodach wo er er zusammen mit seiner Frau, die sich „Melisande von Heidenhein“ nennt, ein „sozial-pädagogisches Gesundheitscentrum“ namens „Ars vi Vendi“ betreibt. Eigentlich ist Roth Heilpraktiker und für`s Wahrsagen bei Mittelaltermärkten ist nur er zuständig. Das macht er im Sommer seit 2009 jedes Wochenende auf einem anderen Mittelaltermarkt. Das mit dem Wahrsagen funktioniert auch, sagt Roth. Nicht nur durch Kartenlesen. Auch über die energetische Schiene mit dem Menschen der ihm beim Wahrsagen gegenüber sitzt und den er an der Hand nimmt. Meistens wollen seine Kunden wissen wie es mit der Liebe bestellt ist. Erst dann kommen allgemeine Lebensfragen. „Ich fühle mich in den Menschen hinein und es funktioniert auch wenn jemand nicht daran glaubt“, so Roth. Die meisten Menschen machen aber den Fehler des Verleugnens. Die Brustvergrößerung durch Handauflagen ist allerdings ein Gag, schmunzelt Roth der inzwischen viele Stammkunden hat was die Vorhersage ihrer Zukunft betrifft. Der Markt in Waischenfeld gefällt ihm sehr gut. „Ich bin von den Besuchern positiv überrascht. Die Leute sind gut drauf, sehr nett und angenehm.“ Nicht zum erste Mal dabei sind Margit und Roland Ruhmann aus Ebermannstadt mit ihren Stand. Der Silberschmied und die Hutmacherin finden das Ritterfest in Waischenfeld wunderbar. „Es ist ein ganz anderes Publikum als beim Mittelatermarkt auf der benachbarten Burg Rabenstein“, sagt Roland Ruhmann. Auf Rabenstein ist es mehr international und da gehen die mittelalterlichen Kopfbedeckungen meist besser als in Waischenfeld wo sein Silberschmuck mehr Absatz findet. Vor allem lernt man viele interessante aber manchmal auch skurrile Menschen auf solchen Märkten kennen, meint Ruhmann. Zum Beispiel den Ritter „Christian Silberhorn zu Cadolzburg“ aus dem 14. Jahrhundert der mit seinem Burgfräulein Maike Müller aus Schwandorf gekommen war die jetzt in Erlangen wohnt. In Wirklichkeit kommt Chrsitian Silberhorn aus Nürnberg. Den Mittelaltermarkt in Waischenfeld finden die beiden im Großen und Ganzen als sehr gelungen. Vor allem wegen der vielen Kunsthandwerker. „Die Atmosphäre ist auch toll“, ergänzt Burgfräulein Maike, die zum ersten mal dabei ist. „Ritter Christian“ hingegen hat schon einige Bekannte in den Lagern vor der Burg. „Hier lässt es sich vom stressigen Büroalltag gut abschalten“, sagt er. Ursula und Thomas Blank aus Schwabach hingegen sind zum ersten mal auf einem Ritterfest. Zu ihrem zehnten Hochzeitstag gönnen sie sich ein romantisches Wochenende im Treppendorfer Hotel Bettina und haben dort vom Ritterfest in Waischenfeld erfahren. Die Musik ist cool und der Met und Pistazienlikör, den sie sich gekauft haben, sehr lecker. Und auch der würzige Käse am Käsestand „Caseum“ von Jürgen Hein aus Bonn der in Waischenfeld schon Stammvierant ist. Mit 26 Händlern sind es heuer etwas mehr als noch letztes Jahr. Dafür aber mit 24 Lagergruppen etwas weniger. Eine davon ist die Söldnertruppe „Ferm Franconia“ aus Warmensteinach die es seit 2013 gibt. Carsten Bordes ist einer der Söldner. Er liebt das Lagerleben, die Musik und vor allem die Gaudi. „Es ist wie eine große Familie und es ist sehr entschleunigend“, sagt Bordes. Sein Söldnerkollege Michael Wehrl am Hähnchengrill kann besonders Letzteres bestätigen. Vier Stunden braucht er bis seine Hähnchen über dem offenen Feuer knusprig sind. Und das in Zeitlupe wenn er die Kurbel am Spies dreht. Auf der Wiese gegenüber tobt inzwischen das Ritterturnier bei der Suche nach dem heiligen Gral. Um diesen zu erobern kämpfen „Johanna von Hau mich um“, „Christina von Kaltenstein“ und „Eberhard von Wittgenau“ vor dem König hoch zu Roß um dessen Gunst. Ganz so ernst muss man das Schauspiel aber nicht nehmen. „Trotz der Hitze muss man den Leuten Respekt zollen das sie auf so ein Fest gehen“. Das sagt der als Mönch verkleidete Martin Vogler der seit einigen Jahren mit seiner Frau Cornelia an einer der Kassen den Eintritt kassiert. 6 Taler für Erwachsene, Kinder bis Schwertlänge dürfen umsonst rein.
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