Ursula Kilian auf Spurensuche in der Schottersmühle
Von Thomas Weichert
SCHOTTERSMÜHLE
Die romantisch gelegene Schottersmühle im oberen Wiesenttal zwischen Waischenfeld und Behringersmühle wird heuer 650 Jahre alt. Vielleicht ist die Mühle sogar noch älter, alte mündliche Überlieferungen besagen jedoch dass die Schottersmühle im Jahre 1367 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Für die Pächter der Schottersmühle, Heidi Schramm-Krause und ihren Mann Achim, ist dies aller Grund daher heuer ein Jubiläumsjahr „650 Jahre Schottersmühle“ mit zahlreichen Aktionen zu feiern, deren Erlöse den beiden Wiesenttaler Kindergärten zugute kommen werden. Dies berichten die Freunde der Fränkischen Schweiz vor kurzem 650 Jahre Schottersmühle. Auf diese Berichterstattung hin hat sich nun Ursula Kilian aus dem Pottensteiner Ortsteil Weidenloh bei den Freunden der Fränkischen Schweiz gemeldet und darauf hingewiesen das sie und ihr 2013 verstorbener Mann Horst Wilhelm Kilian etwa ein Jahr lang die Besitzer der Schottersmühle waren und diese umfangreich saniert und 1980 auch gastronomisch betrieben haben.
Ursula Kilian und ihr Sohn Sven auf Spurensuche vor der Schottersmühle. Foto: Thomas Weichert
Horst Wilhelm Kilian, ein gelernter Maschinenbauingenieur aus Altdorf bei Nürnberg, kam als Versicherungsfachmann zu Schulungszwecken zufällig in die Schottersmühle da der damalige Schottersmüller Helmut Schäfer eine Versicherung abschließen wollte. Die Schottersmühle hatte es Horst Kilian dann aber so angetan das er sie schließlich von Helmut Schäfer gekauft und am 1. September 1979 zusammen mit seiner Frau Ursula übernommen hatte. Zur Schottersmühle gehörte damals noch das zweieinhalb Kilometer lange Fischwasser, 14 Hektar Landwirtschaft und ein großer Campingplatz auf der anderen Seite der Wiesent. Horst Kilian war damals 35 Jahre alt. Er gab seinen Beruf auf, sattelte um und wurde Gastronom, erinnert sich seine Frau an ein sehr schönes aber auch arbeitsreiches Jahr in der Schottersmühle. Damals war die Schottersmühle auch noch nicht an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen und der benötigte Strom wurde mit dem Mühlen eigenen Wasserkraftwerk selbst gewonnen. Doch schon da fingen die ersten Probleme an, da das Mühlrad marode war und ausgetauscht werden musste. Ebenso die altmodische Transmission. Auch der Mühlbach neben der Mühle musste ausgekoffert werden. Kilian tauschte auch 32 alte Fenster aus und erneuerte diese durch Isolierglasfenstern nach Vorgaben des Denkmalamts. Auch viele Dachziegeln waren kaputt und so wurde auch das komplette Dach mit 850 Quadratmetern Dachfläche mit roten Biberschwanzziegeln neu eingedeckt. Neun Fremdenzimmer wurden von den Kilians modernisiert, weitere neun sollten dann ein Jahr später folgen. Auf Anraten von Gudila Freifrau von Pölnitz bleib die alte Gaststube jedoch bis heute ziemlich unverändert. Wie sich Ursula Kilian erinnert arbeitete ihr Mann unermüdlich und investierte auch sehr viel Geld in die alte Mühle und deren Umfeld. Neben der Hausrenovierung sollte dann auch noch der seit 1951 genehmigte Campingplatz, der Haupteinnahmequelle und somit Grundlage für den gastronomischen Betrieb war, erneuert werden. 200 Stellplätze waren auf dem großen Campingplatzareal gegenüber der Wiesent, zu dem eine ebenfalls sanierungsbedürftige Brücke führte, vorhanden. Außerdem noch ein Haus das später aus bis heute ungeklärter Ursache Raub der Flammen wurde. Doch aus alle dem wurde nichts mehr. Denn etwa ein Jahr später kam ein Brief der Gemeinde Wiesenttal, dass der Campingplatz in diesem Zustand nicht mehr weiterbetrieben werden darf. Duschen und Toiletten wurden darin gefordert. Und dies sofort. „Wir hätten noch ein, zwei Jahre Zeit gebraucht um den Campingplatz zu sanieren“, sagt Ursula Kilian heute mit etwas Wehmut. Die Haupteinnahmequelle, der Campingplatz, war plötzlich weggebrochen und die Kilians gaben deshalb schließlich auf. Die Brücke riss später das Hochwasser weg und dort wo einst der Campinglatz und das Haus mit dem Pferdestall war ist heute „Urwald“. Der frühere Besitzer Helmut Schäfer kaufte die Schottersmühle von den Kilians wieder zurück und veräußerte sie wenig später an Adolf Mai aus Waischenfeld. Ursula Kilian erinnert sich gerne an den Sommer 1980 zurück als sie mit ihrem Mann die Gastronomie in der Schottersmühle betrieben hatte. „Der Renner auf der Speisekarte waren damals Putenkeulen, Aale die in der Wiesent zu Hauf gefangen wurden und natürlich die Riesenpfannkuchen mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern nach einem alten überlieferten Geheimrezept das bis heute gehütet wird. Sogar einen Hausgeist namens „Gertrud“ soll es gegeben haben. Davon ist Ursula Kilian noch heute überzeugt. Und das bestätigt auch das heutige Pächterehepaar. Achim Krause glaubt zwar nicht an Geister, aber inzwischen glaubt er selbst einen Poltergeist gehört zu haben. Einige unschöne Zwischenfälle gab es damals auch. So wurden etwa 80 Aale aus der Aalreuse in der Wiesent übernacht geklaut, ebenso alle vier Räder des Alfa Romeos von Horst Kilian. Ursula Kilians einziger Sohn Sven war damals gerade einmal zwei Jahre alt.