„Das war allerhöchste Eisenbahn, sonst wäre sie heuer noch zusammengebrochen.“ Dies betonte Landschaftsgärtnermeister Rainer Wiedow aus Gößweinstein bei einem Ortstermin mit Bürgern und Behördenvertretern an der denkmalgeschützten und kulturhistorisch bedeutsamen Tanzlinde in der Ortsmitte von Wichsenstein.
Imposant: Die Wichsensteiner Tanzlinde ist gerettet. Foto: Thomas Weichert
Experten haben einmal geschätzt dass das zweite Wichsensteiner Wahrzeichen neben dem Wichsenstein etwa 500 Jahre alt ist. Oder sogar noch viel älter. Wie alt die riesige Linde, die in Wichsenstein auch „Wirtslinde“ genannt wird, weil um die Linde herum auch die Kirchweih und andere Dorffeste wie eben das Tanzlindenfest gefeiert wurden, kann niemand genau sagen. Das alte Stützgerüst der Tanzlinde war marode, ebenso wie die Mauer außen herum. Darauf hat einer der Eigentümer, Joachim Roppelt, seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder hingewiesen. Weil der imposante Baum seit 1976 ein Naturdenkmal ist wurde nun federführend vom Landschaftspflegeverband Forchheim die Möglichkeit genutzt über die Regierung von Oberfranken Fördermittel des Freistaats Bayern für eine Sanierung der Mauer und des Stützgerüsts für die Linde zu beantragen. Dieser Zuschuss wurde schließlich mit 50 Prozent der Sanierungskosten, die laut Geschäftsführer Andreas Niedling bei über 10000 Euro liegen, bewilligt. Die restlichen 50 Prozent teilen sich der Landschaftspflegeverband, der Landkreis Forchheim und der Markt Gößweinstein. Mit der Gartenbaufirma Wiedow und der Zimmerei Keller konnten zwei Gößweinsteiner Firmen gewonnen werden die die Sanierungsarbeiten bereits weitgehend abgeschlossen haben. Für Zimmerermeister Franz Keller ist es der erste Auftrag für seine erst kürzlich gegründete Firma. Das neue Stützgerüst der Linde wurde von ihm aus massiven Erlenholzstämmen angefertigt und die Mauer mit einheimischen Gestein durch Rainer Wiedow komplett erneuert. Die großen Quadersteine stammen ursprünglich von der Brauerei Krug aus Breitenlesau. Wiedow hatte sie bei sich deponiert und nun für die Wichsensteiner Tanzlinde gespendet. Somit steuert Wiedow selbst etwa 1500 Euro als Spende bei, da die Steine in etwa so viel wert sind. „Es musste viel mit der Hand gegraben werden um die Wurzeln der Linde nicht zu beschädigen“, erklärt Wiedow. Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann lobte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands die gute Kooperation aller Beteiligten und hob die große kulturhistorische Bedeutung der Wichsensteiner Tanzlinde hervor. Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) sprach ebenfalls von einem „tollen Gemeinschaftsprojekt“ und kündigte an das man die Dorferneuerung am Platz um die Linde weiter vorantreiben wird nachdem Roppelt gebeten hatte dran zu bleiben. Außerdem wünscht sich Roppelt nun noch eine geschichtliche Erklärtafel vor der Tanzlinde, da er immer wieder von vielen Wanderen gefragt wird was es mit dem imposanten Baum auf sich habe. Landrat Hermann Ulm (CSU) regte an die Tafel über das von Anton Eckert betreute „Kulturerlebnis Fränkische Schweiz“ anfertigen zu lassen. Ulm sprach ebenfalls von einer „tollen und vorbildlichen Geschichte“.Frieder Öhme, Geschäftsführer des Bund Naturschutz und zweiter Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands freute sich ebenfalls wie der weitere Grundbesitzer Reinhard Seiler das die Tanzlinde gerettet werden konnte.