Überleben die Chöre und Gesangvereine die Corona-Pause ?
Von Thomas Weichert GÖSSWEINSTEIN/POTTENSTEIN/AHORNTAL
Die meisten Chöre und Gesangvereine sind überaltert, oft fehlt der Nachwuchs bei den Sängerinnen und Sängern. Dies war schon vor Corona so. Die Zwangspause wegen Corona hat die Situation aber noch verschärft. Proben waren seit März letzten Jahres kaum mehr möglich, Auftritte bis heute überhaupt nicht. Chorleiter wie auch Vorsitzende von Gesangvereinen der Region bangen um die Existenz der Chöre, sind aber dennoch guter Hoffnung das es bald weitergehen kann.
Der Basilikachor mit Orchester und der Gemeinschaftschor Waischenfeld-Oberailsfeld. Fotos: Thomas Weichert
Eine der bekanntesten und renommiertesten Chöre inklusive Orchester in der Fränkischen Schweiz ist der Basilikachor Gößweinstein, der eigentlich im letzten Jahr sein 50-jähriges Bestehen groß feiern wollte welches mit einem großen Chorkonzert an Weihnachten in der Basilika seinen Abschluss finden sollte. Chorleiter seit Gründung des Basilikachors, der 1970 auf Initiative des damaligen Gößweinsteiner Pfarrers Freidrich Nieser gegründet wurde, ist der heute 68-jährige Regionalkantor i. R. und Basilikaorganist Georg Schäffner. Damals war der studierte Kirchenmusiker gerade einmal 18 Jahre alt als er die Chorleitung übernahm. Früher gab es schon einen Kirchenchor der aufgehört hatte, zu existieren. In den 50 Jahren hat Schäffner viele Höhen und Tiefen des Basilikachors erlebt, hauptsächlich aber Glanzpunkte. So etwas wie Corona, mit inzwischen zwei Lockdowns und Singverbot jedoch noch nie. Schäffner sieht wegen Corona zwar eine gewisse Gefahr, das einige seiner Sangesbrüder und -schwestern wegen fehlender Perspektive die Lust verlieren oder Angst haben, sich mit dem Virus anzustecken. Das Durchschnittsalter im Chor der 34 Sängerinnen und Sänger liegt bei etwa 55 Jahren, einige sind schon über 70, der älteste Sänger ist Walter Bogner mit 87 Jahren. Schäffner glaubt aber nicht, das die Meisten nicht mehr kommen, wenn es wieder möglich ist. „Ich kenne meine Leute, die wollen proben und vor Publikum singen“, so Schäffner. Von März bis Juni letzten Jahres waren auch keine Proben möglich. Ab Juli habe man dann wieder geprobt und man musste in den Pfarrsaal ausweichen, weil ja zwischen den Sängern zwei Meter Mindestabstand eingehalten werden musste. Höchstens 27 konnten an den Proben teilnehmen, für mehr reichte der Platz nicht aus. Singen in der Kirche war schon deshalb nicht möglich, weil der Mindestabstand auf der Empore nicht eigehalten werden kann. Unter schwierigen Bedingungen habe man dann im September und Oktober wieder geprobt, allerdings ohne Perspektive auftreten zu können. Dann kam der zweite Lockdown. Die Motivation sank da natürlich, denn wenn man probt und neue Stücke einstudiert, hat man auch immer ein nächstes Ziel vor Augen. Ein Konzert vor Publikum. „Auch die Regelmäßigkeit einmal in der Woche zu proben ist bei Chören sehr wichtig“, so Schäffner. Das sich seine Chormitglieder wieder treffen wollen, steht für Schäffner fest. „Viele bedauern, das gerade nichts geht.“ Alle vier bis sechs Wochen gibt er ein Rundschreiben an seine Sänger heraus. Mit „Durchhalteparolen“. Das machen auch seine Kollegen in Erlangen oder Nürnberg, mit denen er in Kontakt ist. Wichtig sei, nicht zu verzagen und vor allem, in Kontakt zu bleiben. „Ich bin guter Hoffnung und guten Glaubens, dass Singen bald wieder möglich ist“, so Schäffner. Für heuer hat er am Pfingstsonntag bereits ein erstes Konzert in der Basilika geplant. Auch die bekannten Basilikakonzerte waren, bis auf eine Ausnahme, völlig weggebrochen. „Da fehlt natürlich auch dem Verein „Freunde der Basilika“, dessen Vorsitzender Schäffner ist, viel Geld um dieses in den Erhalt der Wallfahrtskirche investieren zu können. Ähnlich sieht es der pensinierte Hauptschul- und Musiklehrer Hans Gmelch aus Tüchersfeld der selbst lange Zeit Sänger des Basilikachors war und Chorleiter des Gesangvereins Pottenstein und des Männergesangvereins (MGV) Liederkranz Freihaorn ist. Corona bedingt gab es im März 2020 beim MGV Freiahorn die letzte Singstunde. Im August und September dann mit Hygienekonzept zwei gesellige Grillnachmittage bei denen alle Sänger anwesenden waren. Seitdem hält Gmelch seine Sänger mit einer Whats-App-Gruppe zusammen. Man tauscht sich darin vor allem mit Berichten, Bildern und Videos über vergangene Zeiten aus. Auftritte gab es seit etwa einem Jahr nicht mehr. Auch beim Gesangverein Pottenstein gab es seit fast einem Jahr keine Singstunden und Auftritte mehr. Vermisst werden von seinen Chormitgliedern vor allem die kirchlichen Auftritte und Geburtstagsständchen. Gmelch hofft, dass trotz der langen Corona-Pause seine Gesangvereine nicht auseinanderbrechen und die hervorragende Kameradschaft unter den Sängern dadurch nicht verloren geht. „Wenn man sich nicht mehr treffen darf kann das natürlich den Fortbestand und Zusammenhalt gefährden“, sagt Gmelch, betont aber: „Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, möglichst bald wieder bei gemeinsamen Singstunden den Zusammenhalt unter den Mitgliedern pflegen zu können, damit die Vereine auf jeden Fall weiterhin bestehen bleiben.“ Ein Problem ist auch das Durchschnittsalter seiner Sänger mit 65 Jahren. Nachwuchs ist kaum in Sicht. Auch der Waischenfelder Gesangvereinschef Adolf Hofmann ist nur noch via Whats App mit seinen Sängerinnen und Sängern des Gemeinschaftschors Waischenfeld-Oberailsfeld verbunden. Die letzte Probe fand Ende August in der Kirche in Oberailsfeld statt. Auch Hofmann hofft, dass man sich bald wieder treffen kann und singen darf. Denn wenn es noch länger dauert, wird es zum großen Problem. Das überlebt dann kein Gesangverein, denn seine Sängerinnen und Sänger haben auch schon ein Durchschnittsalter von 60 Jahren.