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Leserbrief zum Thema: "Was tut die bayerische Regierung, um die Krankenhausampel zügig auf rot zu stellen?"
Nach umfangreichen Hinweisen auf die verschärften Maßnahmen je nach Krankenhausbelegung findet sich im Kabinettsbeschluss 3.11. u.a. folgender Abschnitt:
Zitat:
Zur Abmilderung wirtschaftlicher Nachteile der Krankenhäuser sowie zur besonderen Anerkennung der persönlichen Leistungen der Mitarbeiter wird mit Wirkung vom 1. November 2021 ein sechsmonatiges Hilfsprogramm im Umfang von 35 Mio. Euro mit folgenden Eckpunkten aufgelegt:
Krankenhäuser erhalten als Ausgleich für ihren besonderen Aufwand pro COVID-19-Patient pro Tag auf der Normalstation 50 Euro und für die Behandlung auf der Intensivstation 100 Euro auf Grundlage der Meldungen im Meldesystem IVENA. Mindestens 50 % der Mittel sind vom Krankenhaus als Bonus an Klinikbeschäftigte (insbesondere Pflegekräfte) weiterzureichen, die durch die andauernde Pandemielage besonders belastet sind.
Zitat Ende
Nun kann man zwar mit Sicherheit davon ausgehen, dass COVID-19 zu erhöhter Belastung in Krankenhäusern geführt hat (und entsprechend erhöhtem finanziellem Umsatz), jedoch ist diese Art der Belohnung das gänzlich falsche Signal: Diese Ankündigung garantiert doch geradezu, dass die je nach Gemütslage der Politik als relevant erachteten Zahlen (im Moment wohl krankenhausbelegungslastig) genügend hoch bleiben/steigen, denn diese belohnt einen Krankenhausbetreiber, möglichst viele COVID-19-Fälle auszuweisen, und 2x so sehr für „Intensivstation“. Außerdem belohnt sie jeden involvierten Mitarbeiter, ebenfalls möglichst viele COVID-19-Fälle zu ergattern, um die 50% des Bonus einzusammeln.
Damit wird „Anzahl COVID-19-Patienten“ zu einer betriebswirtschaftlichen Zielvereinbarung: Mehr COVID-19-Patienten, mehr Geld.
Man kann anhand der Hospitalisierungsraten und -dauern je nach Normalstation/Intensivstation ausrechnen, womit die Krankenhausbetreiber ihren Gewinn nach Maßgabe des Kabinettsbeschlusses maximieren würden: Optimal wären wohl 21875 Patienten mit vermeintlicher COVID-19-Infektion auf Intensivstation, verteilt auf die nächsten sechs Monate. Aber das sind Extrembetrachtungen.
Sehr wohl jedoch schafft der Kabinettsbeschluss monetäre Anreize für Krankenhausbetreiber und deren Mitarbeiter, COVID-19-Fälle bevorzugt zu hospitalisieren und Personen mit sämtlichen sonstigen Erkrankungen zurückzustellen: Für eine Gruppe stehen 50€, vielleicht sogar 100€ pro Tag in Aussicht, für alle anderen kein Cent.
Man kann sich des Eindrucks nur schwerlich erwehren, dass die bayerische Regierung die rote Krankenhausampel geradezu herbeten will.
Ich würde mich freuen, wenn Sie entweder diesen Leserbrief —Kürzungen nur nach Rücksprache— annehmen und selbst journalistisch bzgl. o.a. Fragestellungen aktiv würden.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Kaisersberger Trockau
Anmerkung:
Leserbriefe geben nicht die Meinung des Forenbetreibers wider, dienen aber der Meinungsbildung und der freien, nach dem Grundgesetz garantierten, Meinungsäußerung und werden hier gerne veröffentlicht.