Die Stadt Pottenstein und der Zweckverband Teufelshöhle feiern in diesem Jahr die 100 Jahre Erschließung der Teufelshöhle mit einem umfangreichen Festprogramm, die die bekannteste und größte Tropfsteinhöhle der Fränkischen Schweiz ist. Eigentlich müsste es richtigerweise heißen die das Einhundertjährige Jubiläum des Beginns der Höhlenerschließung in der heutigen Form. Denn die Teufelshöhle, vorher auch Teufelsloch genannt, war schon viel früher bekannt. wovon auch Postkarten um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts zeugen. Die Freunde der Fränkischen Schweiz widmen diesem Jubiläum eine kleine Serie die in diesem Artikel mit der Erschließung beginnt und mit dem Festprogramm des Jubiläumsjahres endet.
Der Höhleneingang, ein 25 Meter breites und 14 Meter hohes Portal der einer der größten Höhleneingänge in Deutschland ist, war schon lange Zeit vor der Erschließung bekannt gewesen. Dieses Höhlenportal endete früher nach etwa 85 Meter Tiefe und wurde „Teufelsloch“ genannt. Der Geologe und Bergbauingenieur Hans Brand aus Bayreuth hatte im Jahr 1922 eine etwa neun Meter dicke Abschlusswand, gebildet durch einen Versturz, im Teufelsloch durchbrochen und tropfsteingeschmückte Höhlenteile entdeckt, die bis August 1923 gangbar gemacht und für Besucher einstweilen freigegeben wurden. In einer weiteren Erschließungsmaßnahme wurden ab 1923 innerhalb von acht Jahren weitere Höhlenräume erschlossen und mit insgesamt etwa 300 Meter langen Stollen miteinander verbunden. Erst an Pfingsten des Jahres 1931 wurde die Teufelshöhle in einer heutigen Form der Öffentlichkeit zur vollständigen Besichtigung freigegeben. An den „Teufelshöhlenentdecker“ Hans Brand erinnert heute in Pottenstein nichts mehr. Seine Gedenktafel wurde wegen seiner SS-Vergangenheit am Höhleneingang vor vielen Jahren nach Protesten entfernt und die nach ihm benannte Straße „Dr. Hans-Brand-Ring“ am Bayreuther Berg in „Pater-Reus-Straße“ umbenannt. Brand war in der NS-Zeit SS-Standartenführer und als solcher für die Aufstellung und Ausbildung des 1942 gegründeten und am Bernitz in Pottenstein stationierten SS-Karstwehr-Bataillons zuständig. aber nicht dessen Kommandeur. Der Karstwehr und den daraus entstandenen Einheiten wurden im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Innerhalb des SS-Ahnenerbes, das zuletzt im alten Rentamt in Waischenfeld untergebracht war, war Brand auch Leiter der Karst- und Höhlenforschungsstätte.
"Teufelshöhlenendecker" bis 1948 Pottensteiner Ehrenbürger
Brand wurde nach 1945 nie zur Rechenschaft gezogen worden und starb 1959 in einer Klinik in Erlangen. Die Erschließungsgeschichte bezeichnet Thomas Bernard, Leiter der Tourist-Info Pottenstein, „eine Pioniertat“, die sich bis in unsere Zeit hinein nicht hoch genug einstufen lässt. „Es gehörte schon eine gehörige Portion Engagement und Idealismus dazu, jahrelang und unter größten Anstrengungen dafür zu sorgen, dass die Besucher bequem ihr Höhlenerlebnis genießen können. Fachkundige Führungen durch das Höhlenpersonal sind seit der Erschließung bis heute selbstverständlich“, schreibt Bernard in seiner Kurzdokumentation, die rechtzeitig zum Jubiläum vorliegt. Diese Pioniertat hatte sich schnell herumgesprochen und so machten sich bereits im Spätherbst des Jahres 1922 schon die ersten „Höhlentouristen“ nach Pottenstein auf. Seitdem erfreut sich die Teufelshöhle eines regen Zuspruches, nach wie vor jährlich über 150 000 Besucher lassen sich von der Tropfsteinpracht verzaubern. In den letzten beiden Jahren waren die Besucherzahlen wegen Corona jedoch eingebrochen. Brand, der inzwischen in Pottenstein wohnte, vermutete seit dem Beginn seiner Forschungsarbeiten am großen und kleinen Teufelsloch, dass sich hinter dem Eingangsbereich der jetzigen Höhle ein ausgedehntes Höhlensystem befinden müsste. Seine Vermutung sollte sich bald bestätigen. Nach einem neun Meter langen Durchbruch stieß er 1922 auf ein unberührtes Höhlensystem. Sein erster Gedanke war, für geologisch interessierte Besucher diesen Höhlenbereich zugänglich zu machen. Darüber hinaus bewies der „Erschließer“ der Teufelshöhle touristischen Weitblick in einer Zeit, wo Begriffe wie „Tourismus“ oder „Fremdenverkehr“ noch nicht gebräuchlich waren – eher der Begriff „Sommerfrischler“. Mit welchem Aufwand die Erschließung vonstatten ging, belegen einige historische Fotos um 1930. Zunächst einmal musste jede Menge Material aus der Höhle transportiert werden, um den Zugang zu den schönsten Höhlenräumen, dem Barbarossadom und dem Riesensaal, zu schaffen. Dabei bediente man sich wie im Bergbau üblich so genannter „Loren“, also Transportwägen, die auf einem verlegten Schienensystem das nicht benötigte Material in die Höhle und den Abraum nach außen schafften. Der Abbau des wertlosen Materials musste von Hand erledigt werden. Für den Abtransport des Materials bediente man sich elektrischer Seilwinden, die angesichts der oft langen Strecken bis zu einem Kilometer unverzichtbar waren und den Ausbau der Höhle entsprechend beschleunigten. Ein fahrbarer, elektrisch betriebener Kompressor erleichterte die notwendigen Bohrarbeiten am Gestein.
Die weitere Erschließung
Auch im Eingangsbereich der Höhle wies bereits alles darauf hin, dass viele Besucher erwartet werden sollten. Es entstand ein Gerätehaus, die Treppenanlage zum Aufgang wurde neu gebaut, die Absicherung mittels Geländer zum Weihersbachtal hin wurde installiert und ein Übergang durch die mittlerweile auf den ehemaligen Talwiesen aufgestauten Fischweihern wurde angelegt. Besonders erwähnenswert ist im Innenbereich der Höhle die Treppenanlage zum sogenannten „Kalvarienberg“. Dies war der schwierigste Teil bei der Erschließung. 21 Meter Höhe mussten dabei überwunden werden, was eine steile, beeindruckende Stufenkonstruktion erforderlich machte, die sich bis heute dem Besucher so darstellt. Die Verbindungswege zwischen den einzelnen Höhlenräumen wurden sehr aufwändig gestaltet, betoniert und sind in ihrer Höhe dazu geeignet, von größeren Besuchergruppen bequem begangen werden zu können. In Bezug auf die Tropfsteinpracht wurde in der Teufelshöhle nichts verändert.
Nach dem 2. Weltkrieg
Nach 1945 erfreute sich die Teufelshöhle wieder wie vor dem Krieg großer Beliebtheit bei interessierten Besuchern. Der Gruppenreiseverkehr setzte ein, die Teufelshöhle war und ist immer noch ein wichtiger Anziehungspunkt für Gruppen aller Art und aus dem gesamten näheren und weiteren Umkreis sowie auch aus dem Ausland. Die Höhle musste nun für den vermehrten Besucheransturm gerüstet sein, was einige wichtige bauliche Maßnahmen erforderlich machte. Auf der Höhlenterrasse entstand ein Cafe mit Toilettenanlage. Vor der Höhle wurde anstelle der Fischweiher in den 1950er Jahren ein großer Parkplatz für Busse und PKW´s angelegt, der Wanderweg nach Pottenstein entlang des Schöngrundsees und durchs Weihersbachtal wurde weiter ausgebaut, ein Kassenhäuschen am Eingangsbereich wurde errichtet, der Verkauf von Postkarten und sonstigen Souvenirs begann. Der Schauhöhlenteil hat eine Länge von etwa 1700 Metern, wovon etwa 800 bei Führungen begehbar sind. Vor ein paar Jahren wurde ein weiterer größerer Höhlenraum entdeckt der noch erschlossen werden soll.
Info:
Die Teufelshöhle ist die bekannteste und größte Tropfsteinhöhle der Fränkischen Schweiz, jedoch nicht die erste die für den Publikumsverkehr erschlossen wurde. Die Sophienhöhle im Ahorntal unterhalb der Burg Rabenstein wurde bereits 1833 entdeckt und ab 1834 erschlossen. Die Binghöhle oberhalb von Streitberg wurde 1905 entdeckt und ab 1906 erschlossen. Öffnungszeiten/Führungen im Winterhalbjahr: Sonntag um 11.00 - 12.20 - 13.40 - 15.00 Für den Besuch der Teufelshöhle gilt derzeit die „2G Regel“ (Geimpft / Genesen). Bitte Nachweise an der Kasse bereithalten! Ab 16 Jahren besteht FFP2 - Maskenpflicht!
Historische Aufnahmen oben:
Lore: Mit dieser Lore, die noch heute im Eingangsbereich der Teufelshöhle steht, wurde die Höhle damals erschlossen. Wer die beiden Arbeiter auf dem Foto sind, ist nicht mehr bekannt.
Weitere Fotos Aufnahmen aus den Jahren 1901 und 1908 vom Höhleneingang