50 Jahre Sänger Peter Helldörfer – Ein Leben für den Männergesangverein Gößweinstein
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN Seine Karriere als Sänger begann im Alter von 15 Jahren und im Laufe seines Sängerlebens hat er neun Chorleiter erlebt. Die Rede ist von dem Gößweinsteiner Peter Helldörfer der während der Generalversammlung des Männergesangvereins Gößweinstein im Vereinslokal Zur Fränkischen Schweiz von Gesangvereinschef Konrad Schrüfer für 50 Jahre Singen im Chor mit den höchsten Ehrungen des Deutschen und Fränkischen Sängerbunds ausgezeichnet werden konnte.
Als Marktgemeinderat Peter Helldörfer in den Männergesangverein Gößweinstein eintrat sangen noch viele junge Leute mit und das Durchschnittsalter der Sänger lag vor 50 Jahren bei etwa 45 Jahren. Der Chor bestand damals aus über 30 Sängern und zur 75-Jahrfeier des Gesangvereins im Jahr 1970 waren es stolze 39 aktive Sänger. Heute hat der Gesangverein gerade einmal noch 13 aktive Sänger mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren. Nachwuchs wie damals als Peter Helldörfer in den Männergesangverein eintrat gibt es heute schon längst nicht mehr. Über kurz oder lang wird es daher keinen Männerchor in Gößweinstein mehr geben was dann auch zur Folge hätte das der Männergesangverein keinen Vereinszweck mehr hätte.
Glücksfall Liederkranz Wichsenstein
Ein Glücksfall in jüngster Zeit war daher der Zusammenschluss der Männerchöre aus Gößweinstein und Wichsenstein. Dies ist letztendlich laut Helldörfer eine gute Entwicklung. „Wenn diese Fusion nicht erfolgt wäre, gäbe es wohl heute keinen der beiden Chöre mehr“, ist sich Helldörfer sicher. Für Peter Helldörfer war es so zu sagen Pflicht Mitglied des Gesangvereins und auch Sänger zu werden als er im Alter von 15 Jahren in den Männergesangverein Gößweinstein entrat. Denn sein elterliches Gasthaus „Zur Burg“ war damals das Vereinslokal und so war er schon als Kind oftmals bei den Proben der Sänger dabei. Auch sein Vater und sein Bruder sangen mit. Um Sänger zu werden musste man damals eine Art Aufnahmeprüfung absolvieren indem Helldörfer dem damaligen Chorleiter Hans Steinmetz vorsingen musste. Dieser entschied dann welche Stimme der jeweilige neue Sänger singt. Für Peter Helldörfer war es zunächst der zweite Tenor, später dann, so zu sagen nach dem Stimmbruch, der erste Bass.
Die Abstimmungsurne
Und noch ein Kuriosum gab es damals: Die Sänger stimmten darüber ab ob sie einen neuen Sänger in ihren Reihen aufnehmen oder nicht. Diese Wahl war geheim und wurde mit einer Art Wahlrune vollzogen die heute noch erhalten ist. Jeder Sänger hatte eine weiße und eine schwarze Kugel von denen er eine in diese Urne werfen musste. Waren es mehr weiße als schwarze Kugeln wurde der neue Sänger in den Chor aufgenommen. Fast so wie bei der Papstwahl wenn am Schluss weißer Rauch aus dem Kamin aufsteigt. Heute ist das undenkbar und Konrad Schrüfer wäre froh wenn sich junge Leute melden würden die im Chor mitsingen wollen. Helldörfer kann sich auch noch an eine Probe erinnern zu der nur 20 Sänger kamen. „Unter 24 Sängern fangen wir überhaupt nicht zu singen an“, hieß es da. Diese Zeiten sind jedoch längst vorbei.
Mit 17 Schriftführer, dann Sängerchef
Weil Peter Helldörfer, als er in den Gesangverein eintrat, damals Angestelltenlehrling im Rathaus war, wurde er knapp eineinhalb Jahre nach seinem Eintritt, also im Alter von knapp 18 Jahren, schon zum Schriftführer des Vereins gewählt. Dieses Amt bekleidete er von 1969 bis 1983. Von 1981 bis 1983 war er in Personalunion auch gleichzeitig zweiter Vorsitzender und von 1983 bis 1992 dann erster Vorsitzender des Vereins. Die Singstunden waren damals immer am Donnerstag und liefen so ab als immer eine Stimme im Gastraum probte und die Aktiven der anderen Stimmen sich während dieser Zeit in der Küche aufhielten. „Dabei wurde so mancher Blödsinn gemacht und so ging beim Fußballspielen in der Küche schon mal die Küchenuhr zu Bruch“ erinnert sich Helldörfer. Vor allem die „Nachtsingstunden“ dauerten oftmals sehr lange, denn die Geselligkeit im Verein wurde sehr groß geschrieben. So dann auch im Anschluss an die Singstunden bei verschiedenen öffentlichen Auftritten wie dem Mai-Singen oder dem Singen in der Silvesternacht. Auch alle aktiven Sänger kamen damals nur aus dem Kernort Gößweinstein. Im Laufe der Jahre nahm die Aktivenzahl dann jedoch immer weiter ab. Erfreulich aus heutiger Sicht ist aber das sich später auch Sänger aus den umliegenden Orten dem reinen Männergesangverein Gößweinstein angeschlossen haben der 1895 gegründet wurde und daher einer der ältesten Vereine Gößweinsteins ist.
Legendäre Rosenmontagsbälle
Früher hatte auch der Rosenmontagsball des Gesangvereins eine große Tradition und einen legendären Ruf in Gößweinstein. Besonders unter der Regie von Heinrich Held entwickelte sich diese Faschingsveranstaltung zum Höhepunkt der närrischen Zeit, wurden dabei doch immer mehrere Sketche aufgeführt die sich besonders auf die lokale Ortspolitik bezogen. 1986 musste dann das Vereinslokal in Folge der Betriebsänderung des Gasthauses Zur Burg – heute befindet sich darin das Bistro „Zum Holzwurm“ – verlassen werden. Neues Vereinslokal wurde der Gasthof Frankenland und als dieser geschlossen wurde der Gasthof Fränkische Schweiz der noch heute Vereinslokal der Sänger ist. Noch etwas ganz Besonderes und Einzigartiges kann der Gesangverein sein Eigen nennen: Die Vereinschronik die mit der Gründung im Jahre 1895 beginnt und von verschiedenen Chronisten im Laufe der 122 Jahre akribisch und in Schönschrift bis heute fortgeführt wurde. Es ist nicht nur die Geschichte des Gesangvereins sondern auch vieles aus der Geschichte Gößweinsteins darin nachzulesen. Kaum ein Verein kann so eine Chronik wohl sein Eigen nennen und darauf sind die Sänger auch besonders stolz. Letzter Chronist war Oskar Türmer. Nun ist das dicke aus Leder gebundene Buch voll und im Verein hat man bereits beschlossen das eine neue Vereinschronik nach dem alten Muster von einem Buchbinder angefertigt werden soll.
Spendenkonto für Vereinschronik
Dies ist jedoch nicht ganz billig und kostet 1.000 Euro. Und da die Gesangvereinskasse nicht gerade mit übermäßigen Mitteln gesegnet ist wurde dafür ein Spendenkonto bei der Volksbank Forchheim unter der IBAN DE1476391000006021182 eingerichtet. Wer für die neue Vereinschronik der Sänger spenden möchte kann seine Spende unter dem Stichwort „Vereinschronik“ gerne auf diesem Konto einzahlen. Gesucht wird außerdem ein neuer Chronist der die Arbeit von Oskar Thürmer fortsetzt. So lange es geht will Peter Helldörfer noch Singen. „Singen macht sehr viel Spaß und die Geselligkeit kommt dabei auch nicht zu kurz“, sagt er.
Peter Helldörfer (l.) und Konrad Schrüfer mit zwei ganz besonderen Schätzen des Männergesangvereins Gößweinstein. Helldörfer, der für 50 Jahre Singen im Chor geehrt wurde, mit der Wahlurne die darüber entschied ob ein neuer Sänger im Chor aufgenommen wird und Schrüfer mit der einzigartigen Vereinschronik die im Gründungsjahr 1895 beginnt. Foto: Thomas Weichert