Auch der Verfassungsschutz hatte den beabsichtigten Kauf des Gasthofes Polster-Bräu durch den hohen NDP-Funktionär Janus Nowak überprüft und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei um kein Scheingeschäft handelt. Dies erklärte Julia Beinder von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus während einer Informationsveranstaltung von Bündnis90/Die Grünen im Landkreis Bayreuth unter dem Motto „Zeit, mal nach den Rechten zu sehen“ im Schützenhaus von Nankendorf zu der rund 30 Teilnehmer gekommen waren. Referent des Abends war Arno Speiser vom Beratungsnetzwerk Bayern gegen Rechtsextremismus, der über extremistische Erscheinungsformen aufklärte.
Bewusst habe man Nankendorf als Veranstaltungsort für diese „nicht vergnügungspflichtige Veranstaltung“ gegen Rechtsextremismus eben wegen diesem beabsichtigten Kauf einer Gaststätte durch einen NDP-Funktionär gewählt, erklärte Susanne Bauer, Sprecherin der Grünen im Kreis Bayreuth. Sie konnte auch Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) begrüßen der diese Informationsveranstaltung für gut und richtig befand und auch Rede und Antwort stand. Laut Bauer gäbe es in der Region unterschiedliche Anzeichen zur Ansiedlung von Rechtsextremen. Daher müsse man wachsam sein und dürfe vor allen Dingen nicht wegschauen, mahnte Grünen-Kreisrat Manfred Neumeister aus Hollfeld. Neumeister ist auch Fußballfunktionär und in dieser Eigenschaft erklärte er, dass bei Fußballspeilen und in Sportvereinen rigoros durchgegriffen wird wenn rechtsextreme Äußerungen fallen. Egal von Spielern oder Zuschauern. „Dann erteilen wir Sperren“, so Neumeister, der bereits grundsätzlich die Demokratie, vor allem wegen dem Erstarken der AfD, in Gefahr sieht. Nicht nur extrem rechte Parteien und Gruppierungen, wie die NPD oder „Der III. Weg“ waren Thema, sondern auch die AfD. Als Gesamtheit betrachtet sei die AfD jedoch keine extrem rechte Partei, stellt Speiser unmissverständlich fest. Ein Vortrag gegen Rechtsextremismus ohne die AfD zu nennen, geht jedoch immer weniger. Vom Verfassungsschutz wird die AfD als Partei nicht beobachtet. Was aber nicht heißt, dass der Verfassungsschutz nicht hinsieht, erklärt Julia Beinder auf Nachfrage aus der Versammlung.
10 % AfD-Wähler in Waischenfeld ist beunruhigend
Beunruhigend für Pirkelmann ist, dass die AfD bei der letzten Bundestagswahl in Waischenfeld rund zehn Prozent der Stimmen bekam. Ganz wichtig für ihn sei es daher das die Leute darüber nachdenken müssten welche Freiheiten wir in Deutschland mit der Demokratie haben. Nach Meinung von Pirkelmann seien die etablierten Parteien aber auch selbst schuld am Erstarken der AfD. Auf die Frage aus der Versammlung, welche rechtsextremen Gruppen es in Waischenfeld gäbe, antworte dritter Bürgermeister Kurt Neuner (BBN), das man nur zwei NPD-Wähler hatte. Einer davon sei inzwischen jedoch verstorben. In Waischenfeld gibt es laut Neuner kein rechtsextremes Problem. „In Waischenfeld und Nankendorf gibt es sehr wohl extremistische Äußerungen“, erklärte jedoch ein Versammlungsteilnehmer. Das Problem, dass man mit Nowak hatte, hat der Stadtrat auch ohne Vorkaufsrecht gelöst, so Neuner. Zu 99 Prozent ist das Vorkaufsrecht für die Stadt nicht nutzbar, dazu Pirkelmann. Schon im Interesse, ein negatives Image für einen Tourismusort wie Waischenfeld zu vermeiden, musste der Stadtrat handeln und das Objekt erwerben. Pirkelmann machte aber auch klar, dass das die Stadt dabei Glück hatte, weil Nowak den Kaufpreis noch nicht ganz bezahlt hatte. Druck habe er aber auch auf den Verkäufer ausgeübt. Für die Stadt sei das Problem gut gelöst worden, auch wenn nicht alle Bürger damit einverstanden waren, betonte Pirkelmann. 120000 Euro hat die Stadt für den Gasthof und weitere 10000 Euro für die Einrichtung bezahlt. Ein Wertgutachten brauchte es dafür nicht. „Problem ist jetzt aber, was wir mit dem Objekt machen“, so Pirkelmann. Für einen Existenzgründer wäre der Gasthof ein ideales Objekt, so seine Meinung. Das Nowak die Braurechte hat, konnte man nicht verhindern. Allerdings darf er nicht unter dem Namen Polster-Bräu brauen. „Bei uns braut auch keiner sein Bier“, dazu Neuner.
Benefizkonzert am 28. April in Nankendorf
Beeindruckt zeigte sich Susanne Bauer das 33 junge Leute einen Leserbrief verfasst hatten. Einer davon ist der Waischenfelder Liedermacher Wastel Kauz der auch gekommen war und für den 28. April ab 20 Uhr in die alte Schule in Nankendorf zu einen Benefizkonzert unter dem Motto „LiederMachNacht“ mit ihm selbst, „Dieter Pöhner“, „Die Lagerristen“, „Desto & Nasher“ und den „Berchbumm“ einlud. Den Konzerterlös bekommt die Stadt Waischenfeld für den Kauf des Gasthofes Polster-Bräu. Für Arno Speiser ist klar: „Die Bürger müssen aufstehen und sagen, wir wollen keine Rechtsextremen in unserer Gemeinde haben.“ Und für Pirkelmann steht fest, dass die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisiert werden muss. Speisers Vortrag, der kostenlos ist, sollte laut Pirkelmann in allen Gemeinden des Landkreises gehalten werden.