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Ortsgruppe Pottenstein des Bund Naturschutz ist entsetzt über Zerstörung des Biotops rund um die Touristenattraktion Himmelsleiter
Ortsgruppe Pottenstein des Bund Naturschutz ist entsetzt über Zerstörung des Biotops rund um die Touristenattraktion Himmelsleiter
Von Thomas Weichert
(text und Fotos)
POTTENSTEIN
Die so genannte „Himmelsleiter“ inmitten des Naturschutzgebiets oberhalb des Schullandheims am Höhenwanderweg in Richtung Elbersberg ist inzwischen zu einer sehr gut frequentierten Touristenattraktion geworden die noch dazu kostenlos ist. Die führenden Mitglieder der am 21. Februar neu gegründeten Pottensteiner Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) sind jedoch entsetzt und fassungslos, dass mittlerweile das Biotop mit seltenen Pflanzen wie dem Frauenschuh oder der Küchenschelle rund um den BOS-Funkmasten „Himmelsleiter“ komplett zerstört wurde. Von den Naturschützern angeprangert wird auch die rabiate Heckenschnittaktion entlang des gesamten Wanderwegs von der Hofmanns-Kapelle bis Elbersberg und rund im Pottenstein.
Bild links: Dieter Hoch auf der Himmelsleiter zeigt die Verwüstung der einstigen der Blühwiese durch "Schotterstein-Kinstwerke. Bild rechts Daniel Deak, Dieter Hoch und Georg Buchfelder vor einer der maltedierten Hecken.
Dies wurde bei der ersten Mitgliederversammlung der inzwischen 50 Mitglieder zählenden BN-Ortsgruppe Pottenstein im Gashof Goldene Krone mehr als deutlich zu der 21 Personen gekommen waren. Margit von Wintzingerode, Beisitzerin in der Vorstandschaft und seit 32 Jahren Pottensteiner Burgfrau, zeigte sich über die Naturzerstörung um die Himmelsleiter schockiert. „Ich bin entsetzt über die Entwicklung zur Himmelsleiter und geschockt was mit den 30 bis 40 Jahre alten Schlehenhecken dort passiert ist“, sagte sie während der Versammlung. Auch werde das Verhalten der Touristen immer schlimmer und was jetzt dort abläuft sei einfach zu viel. Trotz Sperrschild würden viele mit dem Auto einfach bis zur Himmelsleiter und sogar über den Wanderweg weiter bis nach Elbersberg fahren. Am Wochenende sei es bei der Himmelsleiter so voll das die Autos auf der Wiese parken, geschützte Pflanzen zerstören und strafbarer Weise sogar ausgraben und mitnehmen. Vor allem Jugendliche haben auf der Wiese rund um die Himmelsleiter wahre „Kunstwerke“ mit dem Schotter geschaffen der um den Sockel des Turms verteilt war. Zur Dekoration dieser „Kunstwerke“ werden auch die Blüten geschützter und seltener Blumen abgerissen. Auch das Ameisenbiotop sei zerstört worden und durch die bisher beispiellosen Heckenschnittmaßnahmen wurden auch die Brutplätze von Vögeln zerstört. Margit von Wintzingerode forderte das eine Lösung gefunden werden muss wie man die einmalige Natur rund um die Himmelsleiter schützen kann. Vorschläge waren wieder eine Schranke anzubringen, Schilder aufzustellen oder sogar in unregelmäßigen Abständen Streckenposten zu laufen. Georg Buchfelder prangerte auch das Verhalten der Behörden an, die nach seiner Meinung mit Steuergeldern die Zerstörung der Hecken sogar noch finanziert hätten. „Durch diesen völlig übertriebenen Rück- und Kahlschnitt seien lange bestehende Heckensektionen komplett entfernt oder so weit verletzt worden, das eine Regeneration der Pflanzen nicht mehr sichergestellt ist“, sagt auch Vorstandschaftsmitglied Daniel Deak und betont, dass dies auch bei der Bevölkerung schon auf massives Unverständnis und auf Empörung gestoßen sei. Deak, wie auch die BN Ortsgruppe erwarten von den dafür Zuständigen einfach ein verantwortungsbewusstes und sensibleres Vorgehen. Kreisgeschäftsführer Peter Ille schloss sich der Kritik an. „Hier ist leider noch viel, was man kaputt machen kann“, sagte er. Zweiter Vorsitzender Dieter Hoch zeigte sich ebenso geschockt über die Naturzerstörung rund um die Himmelsleiter. Hoch sprach von einem dramatischen Insektensterben, von Raubbau an der Natur und forderte eine radikale Veränderung der Verhaltensweisen aller Beteiligten. „Da ist man einfach sprachlos das dieses spezielle Naturschutzgebiet an der Schützenleite so heimgesucht wird. Die schönsten Küchenschellen wurden ausgestochen, die Silberdisteln sind komplett verschwunden und dann noch diese rabiate Heckenschnittaktion“, prangerte Hoch an. Auch das Pottensteiner Trinkwasser müsse noch immer gechlort werden, weil rund um Prüllsbirkig geodelt werde, so eine weitere Kritik von Deak. Ein weiteres Ärgernis für die Naturschützer ist die Verschmutzung durch weggeworfenen Müll an den Wanderwegen. Für Ortsvorsitzenden Karl-Heinz Peters, der inzwischen in der Seelenbrunnengasse 1 in Pottenstein ein BN-Büro eingerichtet hat, ist besonders die Vermüllung des stark frequentierten Frankenwegs von der Teufelshöhle durch das Klumpertal bis Kirchenbirkig erschreckend. „Da blamiert man sich ja bei den Touristen“, so Peters. Ein erstes Projekt der neuen BN Ortsgruppe wird deshalb am 4. Mai eine Rama-Dama-Aktion entlang des Frankenwegs von der Schüttersmühle bis Kirchenbirkig sein. Treffpunkt ist um 9. Uhr an der Schüttersmühle und dabei mitmachen kann jeder, auch wenn er kein BN-Mitglied ist. Weiterhin wurde beschlossen das jeden ersten Montag im Monat ein Stammtisch der Ortsgruppe stattfindet. Der erste ist am 6. Mai um 19.30 Uhr in der Brotzeitstube Berner in Prüllsbirkig. Mit einer Bienenhausbauaktion will sich die Ortsgruppe auch am städtischen Ferienprogramm beteiligen und weitere Ideen sind eine Fledermausführung oder Kräuter- und Ziegenwanderungen. „Wir wollen auch andere Ortsgruppen und die Pottensteiner Vereine mit ins Boot holen“, so Peters. Ein weiterer Vorschlag war das alte Trafohäuschen bei Siegmannsbrunn zu erwerben um daraus ein Feldermaushaus zu machen. Der Tüchersfelder FSV-Vorsitzende Erwin Sebald begrüßte es das in Pottenstein so ein Verein entstanden ist und Bettina Borst stellte das Projekt „Regionalladen Pottenstein“ vor.