Auf großes Interesse stieß die erste Bürgerversammlung zur Energiewende im Markt Gößweinstein im voll besetzten Saal des Tagungshotels Stempferhof. Diplomingenieur und Architekt Alexander Schrammek von der Energieagentur Nordbayern stellte dabei das vom Markt Gößweinstein in Auftrag gegebene Energiekonzept für eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Nahwärmeversorgung durch ein Biomasseheizkraftwerk für den gesamten Hauptort der Marktgemeinde vor und Energieberater Dominik Bigge vom Landratsamt Forchheim sowie Christian Letalik vom Verein Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (C.A.R.M.E.N) standen den Bürgern anschließend Rede und Antwort.
Zwei Dinge standen am Ende des Abends fest: Zum Einen steht man mit einer Nahwärmeversorgung in Gößweinstein noch ganz am Anfang und zum Anderen kann noch niemand sagen wie hoch die Kosten für jeden einzelnen Hausbesitzer werden der sich entschließt, daran anzuschließen. Für die Gemeinde Gößweinstein besteht jedoch schon jetzt dringender Handlungsbedarf weil die bereits geplante Schulsport- und Eventhalle einmal beheizt werden muss. Und dafür kommt nur erneuerbare Energie in Frage. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) würde sich freuen wenn sich auch möglichst viele Gößweinsteiner Privathausbesitzer, Gastronomen und Geschäftsleute an dem Projekt beteiligen. Denn eines steht schon jetzt fest: Je mehr sich beteiligen, je günstiger wird es für den Einzelnen. Ob dieses Großprojekt verwirklicht werden kann hängt aber vor allem auch davon ab das der Markt und die Kirche alle ihre Gebäude auch daran anschließen. Zimmermann signalisierte zwar das die Gemeinde und die Kirche mitmachen wollen, legte sich aber noch nicht konkret fest. „Wenn die Großen nicht mitmachen wird es nix und wenn nur jeder Zehnte von Ihnen mitmacht, wird es auch nix“, brachte es Christian Letalik am Schluss auf den Punkt. „Kommune und Kirche müssen mitmachen damit es wirtschaftlich wird“, betonte Letalik. Es geht dabei etwa um 300 Haushalte die in Gößweinstein angeschlossen werden könnten. Schrammek zählte die Vorteile auf. Mit einem Nahwärmenetz wird auf einen heimischen Energieträger mit nachwachsenden Brennstoffen umgestiegen die CO2-neutral sind. Investitionskosten jedes Anschlussteilnehmers für einen neuen Heizkessel einen Brenner und Tankanlagen fallen ebenso weg wie die jährlichen Wartungs- und Kaminkehrerkosten. Einen Tank- und Heizraum braucht man nicht mehr. Dies bedeutet zusätzlichen Raumgewinn im Haus. Weiterhin sei die Wirtschaftlichkeit der Anlage durch den Wärmelieferunsvertrag kalkulierbarer als bei einer Ölheizung. Denn die Kapriolen wie beim Ölpreis wird es nicht mehr geben. Hackschnitzel unterliegen nicht diesen Schwankungen wie Öl oder Gas und sind aktuell auch die günstigste Brennstoffart. Auch die Wertschöpfung für die Heizenergie bleibt vor Ort weil Landwirte aus der Region die Hackschnitzel liefern und die Energieeffizienz einer zentralen Anlage sei einfach weitaus höher. Eine bestehende Solaranlage kann außerdem in die Wärmeversorgung eingebunden werden und vorhandene Holz- und Pelletseinzelöfen können ebenfalls weiter betrieben werden. Auch brauche man im Haus keinen Warmwasserspeicher mehr. Bigge sieht für ein Nahwärmeversorgungsnetz in Gößweinstein ein großes Potential. Zunächst müsse anhand von Fragebögen jedoch der Ist-Zustand ermittelt und geprüft werden wie Viele Interesse haben mitzumachen. Erst dann kann ein Energienutzungsplan für Gößweinstein erstellt werden anhand dessen man sieht ob ein Nahwärmenetz tragbar ist oder nicht. Erst dann gibt es auch konkrete Zahlen was der Anschluss und was die Wärme kostet. Bigge geht davon aus dass dies bei einer dann zweiten Bürgerversammlung zu diesem Thema Anfang nächsten Jahres bekannt sein wird. Es gab zwar einige skeptische Fragen, der Tenor der meisten anwesenden Bürger war jedoch pro Nahwärmenetz. Im Zeitraum vom 17. bis 20. und vom 23. bis 27. September werden nun Mitarbeiter der Energieagentur Nordbayern alle Haushalte in Gößweinstein aufsuchen, um mit den Hauseigentümern vor Ort weitere Fragen zu Thema Nahwärmeversorgung zu klären. In einem zweiten Schritt werden anhand dieser Datenerhebung dann die detaillierten finanziellen Rahmenbedingungen berechnet. Der Markt Gößweinstein will jedenfalls Vorbild in Sachen Energieeinsparung und Umweltschutz werden. Deshalb wird auch die komplette Straßenbeleuchtung auf die LED-Technik umgestellt. Laut Bürgermeister Zimmermann werden dadurch jährlich 170.000 Kilowattstunden Strom und 91,7 Tonnen CO² eingespart.