Gößweinstein: Rathaus kommt ins Pfarrhaus – Gesamtkosten rund 8 Millionen Euro
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
„Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn es ist eine historische Entscheidung auf die man stolz sein kann.“ Dies sagte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) als der Marktgemeinderat gegen die Stimme von Dietmar Winkler (CSU) der nun vorliegenden Planung der Bauabteilung des Erzbistums Bamberg zum Umbau des historischen Pfarrhauses neben der Basilika zum Rathaus zugestimmt hatte. Diese Planung sieht nun auch einen Anbau des Pfarrhauses in Richtung Pfarrgarten vor, in der ein öffentlich nutzbarer Saal mit vorgezogenem Foyer und Wirtschaftsräumen entstehen soll.
Aus Pfarrhaus wird Rathaus. Foto: Thomas Weichert
Die geschätzten Gesamtkosten inklusive der Sanierung der öffentlichen Toiletten und der Öffnung des Pfarrgartens für die Öffentlichkeit liegen nun bei rund 8 Millionen Euro. Der Marktgemeinderat favorisiert dabei die Variante, dass das Pfarrhaus einmal auf Erbpachtbasis in den Besitz des Marktes übergeht. Hausherr des dann neuen Rathauses wird also nicht mehr die Kirchenstiftung Gößweinstein, sondern der Markt Gößweinstein sein. Dies hat den großen Vorteil dass es dann für die öffentlich nutzbaren Flächen, wie eben den Saalanbau, höhere Städtebaufördermittel gibt und die Gemeinde dadurch den Saal bei 80-prozentiger Zuschusshöhe quasi für ein Butterbrot bekommt. Mit rund 4 Millionen Euro an Fördergeldern müssen sich die Gemeinde und die Kirche die weiteren 4 Millionen teilen. Wobei die Gemeinde sich wegen des größeren Flächenanteils mit rund 2,9 Millionen Euro und die Kirche mit rund 1,2 Millionen Euro beteiligen müssen. Dadurch bekommt die Kirche aber auch ein großes barrierefreies Pfarrbüro inklusive Pfarrarchiv im linken Teil des Erdgeschosses. Auf der anderen Seite des Erdgeschosses, der früheren Mesnerwohnung, zieht die Tourist-Info ein und im Obergeschoss die Marktverwaltung, sowie im Dachgeschoss Lagerräume.
Fürstensaal bleibt erhalten
Der Fürstensaal im Obergeschoss bleibt im Originalzustand erhalten und kann künftig auch für die Öffentlichkeit genutzt werden. Ursprünglich war im Dachgeschoss der Bau des Sitzungssaales für den Marktgemeinderat angedacht. Dies ist aber aus Denkmal fachlicher Sicht nun nicht möglich, weil die Unterzüge nicht verändert werden dürfen.. Deshalb wird es auf einen Saalanbau hinauslaufen der mit Kosten von rund 2 Millionen Euro geschätzt ist. Dazu gibt es aber, weil öffentlich, rund 1,2 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln, weshalb die Gemeinde den Saal für einen Eigenanteil von rund 734000 Euro bekommt. Würde man keinen Saal bauen, würde die Pfarrhaussanierung alleine rund 6 Millionen Euro kosten bei denen der Anteil für die Kirche gleich bliebe, die Gemeinde sich aber die 734000 Euro sparen würde. Wie Zimmermann erklärte setze man mit diesem Konzept gleich drei Leitprojekte des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts auf einmal um. Zum Einen den Erhalt eines kulturhistorischen Gebäudes in der Ortsmitte, zum Anderen ein neues Rathaus mit öffentlichen Toiletten und zum Weiteren die Öffnung des Pfarrgartens für die Öffentlichkeit. Zimmermann dankte vor allem den Diözesanarchitekten Florian und Sandro Selig und der Kirchenverwaltung Gößweinstein die diesem Vorhaben mit Kirchenpfleger Georg Lang und Pfarrer Ludwig Mazur an der Spitze bereits zugestimmt hat. Der Einzige, der dies alles skeptisch sieht, ist der Behringersmühler Metzgermeister Dietmar Winkler. Man müsse bei einem solchen Prestigeprojekt auch die negativen Seiten beachten, so Winkler. Würde man ein neues Rathaus bauen hätte man nach Meinung von Winkler auf Dauer wesentlich günstigere Energiekosten und einen besseren „Arbeitsfluss“ für die Beschäftigten, weil man die Büros dann ebenerdig und nicht im ersten Stock unterbringen könnte. „Parkmöglichkeiten am Rathaus haben wir dann auch nicht, auch keinen Sitzungssaal“, so Winkler weiter. 8 Millionen Euro hielt Winkler zudem für zu viel Geld für ein neues Rathaus für eine Gemeinde mit nur 4000 Einwohnern.
Falsches Gebetbuch ?
Außerdem fragte Winkler, ob die Gemeinde Regulierungsmöglichkeiten habe wenn eine andere Glaubensrichtung als die katholische, - als Beispiel nannte er die evangelische -, eine Veranstaltung im zukünftigen Saal abhalten wolle. „Ich verstehe die Frage nicht“, gab ihm Zimmermann zurück und betonte: „Wenn ein Andersgläubiger oder ein Dunkelhäutiger kommt, wird er nicht des Hauses verwiesen. Und wenn die evangelische Kirche die Räumlichkeiten nutzen wolle, habe sicher auch die katholische nichts dagegen. Wir als Gemeinde haben keine Ressentiments.“ Weiter betonte Zimmermann, dass es viel zu schade wäre aus dem Pfarrgarten Parkplätze zu machen. Diese seien, zum Beispiel am Haus des Gastes, in kurzer Entfernung vorhanden und auch zumutbar. Auch 8 Millionen Euro für ein neues Rathaus stimmen so nicht, wies der Rathauschef Winklers Rechnung zurück. „Diese Diskussion läuft Gefahr, dass man was Gutes zu Tode redet“, meldete sich Georg Rodler (CSU) zu Wort. Für die Gemeinde und die Kirche sei dies eine einmalige Chance da man dieses Projekt auf die nächsten 50 bis 70 Jahre betrachten müsse. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, so Rodler. Auch zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) sprach von einer „Win-Win-Situation“ und begrüßte es das der Sitzungssaal nicht ins Dachgeschoss kommt. „Der Saal unten ist ein Riesenvorteil“, so Bauernschmidt, der das Konzept für gut befand, aber darauf hinwies das dieses Verfahren mehr Zeit brauche als ein Neubau. Bernhard Vogel (SPD) betonte, das die SPD-Fraktion dem Plan mit Begeisterung zustimmt, da damit der Ortskern attraktiv wird. Daniela Drummer (FWG) zeigte sich sehr glücklich das sie wohl bald bei diesem „historischen Spatenstich“ dabei sein kann und freute sich, das sich Kirche und Gemeinde die Hand reichen. Wie genau dann alles aussehen wird, ist aber noch offen. Dass wird sich erst nach einem öffentlichen Vergabeverfahren und einem möglichen Architektenwettbewerb entscheiden. Mit der Regierung von Oberfranken ist der Erhalt von hohen Zuschüssen aus Städtebaufördermitteln jedoch schon grundsätzlich abgestimmt.