Geschlagene drei Stunden dauerte die Vorstellung der Vorplanung mit Kostenschätzung zum Pfarrhausumbau mit separatem Saalbau und öffentlichen Toiletten zum Rathaus mit anschließender Diskussion in der Sporthalle vor 30 Zuhörern. Am Ende stimmten zehn Marktgemeinderäte der Gesamtplanung des Leipziger Architekturbüros Schoener + Panzer zu, fünf votierten aus unterschiedlichen Gründen dagegen. Am kommenden Dienstag soll im Bauausschuss das gemeindliche Einvernehmen zu einer Bauvoranfrage des Marktes für dieses Großprojekt auf den Weg gebracht werden.
Aufgrund des Bürgerbegehrens „Kein Rathaus ins Pfarrhaus“ werden weitere Auftragsvergaben bis zur Entscheidung der Zulässigkeit des Bürgerentscheids am 20. September nicht getätigt. Nicht anwesend war der Initiator der „IG Zukunft Rathaus Gößweinstein.“ Ferdinand Haselmeier befindet sich im Auslandsurlaub. Seinem letzten Antrag, die Zustimmung zur Planung abzusetzen, entsprach der Rat mehrheitlich nicht. Planer Michael Schoener hatte Gesamtkosten von exakt 8 Millionen Euro brutto geschätzt. Da aufgrund der dynamischen Marktlage und beim Umbau des Pfarrhauses noch mit einigen Überraschungen zu rechnen sei, hat er einen 20-prozentigen Puffer eingebaut und kommt im schlechtesten Fall auf Gesamtkosten von 9,25 Millionen Euro. „Die Kostenschätzung entspricht aus unserer Sicht der aktuellen Marktlage“, so Schoener. Der Plan musste etwas umgeändert werden. Der zuvor geplante Aufzugsturm entfällt, der Aufzug wird im Pfarrhaus integriert. Aus Brandschutzgründen wird nördlich der bestehenden Treppe im Pfarrhaus ein in den 1920er Jahren zurückgebautes Treppenhaus wieder hergestellt. Als zweiter Rettungsweg wird im ersten Stockwerk hin zum Pfarrgarten ein Anleiterungsfenster für die Feuerwehr eingebaut, weil der Grundstücksnachbar am Montag seine Zustimmung zurückgenommen hat, das die Rettung im Brandfalle über seinen Grund erfolgen kann. Der separate Saalbau mit 199 Sitzplätzen entsteht dort wo jetzt die WC-Anlage der Kirche ist. Die neuen öffentlichen Toiletten dann gegenüber, wo jetzt noch ein Schuppen steht. Es war der Wunsch der Kirche, das die Toiletten von den Priestergräbern an der Basilika abrücken. Wichtig ist der Saalbau, geschätzte Kosten rund 3,2 Millionen Euro, auch deshalb, weil er unterkellert wird um dort die Technik unterzubringen. Der dann neu entstehende Innenhof zwischen Pfarrhaus und Saalbau sowie der nachfolgende Pfarrgarten bleiben dann, wie auch die neuen öffentlichen Toiletten, permanent für die Öffentlichkeit zugänglich. Der fantastische Fürstensaal bleibt erhalten, im Erdgeschoss ziehen Pfarramt und Tourist-Info ein, im ersten Stock Verwaltungsbüros und im Dachgeschoss der Bürgermeister und Geschäftsführer. Der Terminplan sieht vor, das bis Mitte 2025 alles fertig ist. Der Planer riet so schnell wie möglich eine Bauvoranfrage beim Landratsamt einzureichen weil nächstes Jahr Amtschef Robert Pick von Landesamt für Denkmalpflege in Ruhestand geht. Von Pick liegt eine schriftliche Zustimmung vor, die sein Amtsnachfolger wieder einkassieren könnte, falls nicht alles bereits in trockenen Tüchern ist. „Das ist der einzig kluge Weg“, so der Planer. Da der Bauausschuss bereits am kommenden Dienstag tagt, sei „alles Spitz auf Knopf“ genäht. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) erinnerte daran, das man nicht nur ein neues Rathaus plant. Bereits 2018 habe man sich im Rahmen der Städtebauförderung zum Ziel gesetzt die Attraktivität des Ortskerns zu steigern. Verweilplätze zu schaffen um die Verweildauer der Gäste zu erhöhen und für die Einheimischen einen Wohlfühlcharakter zu schaffen. Leerstände sollen revitalisiert werden, erstmals kommt ein öffentliches WC, der Pfarrgarten wird zur Erholungs- und Veranstaltungsfläche für Kultur und auch die Volkshochschule braucht mehr Raum. Über 200 000 Euro habe man laut Zimmermann nun schon für die Vorplanung des Gesamtprojekts ausgegeben.
Rathaus ins Pfarrhaus Teil II
Hitzige Debatte zum Rathausplan
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Die Marktgemeinderäte Hans Heckel, Dietmar Winkler, Georg Lang, Maximilian Sebald (alle CSU/JuF) und Bernhard Vogel (SPD stimmten gegen den vorgestellte Plan „Rathaus ins Pfarrhaus“. Zuerst meldete sich jedoch Konrad Schrüfer (FW) zu Wort. „Es wird höchste Zeit, das wir Nägel mit Köpfen machen“, so der Gärtnermeister.
Ganz wichtig sei es endlich alles unter einen Hut zu bringen. Und wichtig sei es vor allem dass sich Deutschlands größter Dreifaltigkeitswallfahrtsort positiv aufstellt. Als die Turnhalle 8 Millionen Euro kostete, hat auch keiner ein Wort über die Kosten verloren. „Die Planung ist in unserem Sinne“, gab ihm Georg Bauernschmidt (SPD) recht. Dessen Parteifreund Bernhard Vogel sah es skeptischer. Überrascht war er das es so gefühlt günstig wird. „Aber wie plausibel ist diese Kostenschätzung und wie vertrauenswürdig diese Untersuchung ?“ Vogel sprach sogar von einer erst halbfertigen Planung. Dies wies der Planer energisch zurück und sah dies als persönlichen Angriff. „Wieso wurde der Termin auf heute gesetzt“, so Vogel weiter. Denn ursprünglich sei der 29. September vorgesehen gewesen. Vogel vermutete eine psychologische Wirkung wegen des Bürgerbegehrens und zeigte sich überrascht, das von einem Sachbearbeiter im Denkmalamt so viel abhängt. Michael Schoener korrigierte ihn auch hier. Es sei der Referatsleiter von dem tatsächlich viel abhänge. Vogel erklärte schließlich, das er gar nicht gegen die Planung sei. Den Zeitpunkt wegen des Bürgerbegehrens jedoch für falsch halte ihr zuzustimmen. Maximilian Sebald (JuF) stimmte nicht zu, weil noch nicht bekannt ist, welche Kosten die Gemeinde zu tragen hat. Dazu fehlt laut Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) noch die Grundlage, weil die nun vorliegende Planung mit der Regierung noch nicht abgestimmt werden konnte. „Das ist aber wichtig um einen Beschluss fassen zu können“, so Sebald. Auch Dietmar Winkler (CSU) verweigerte seine Zustimmung, da man nach seiner Meinung den Saalbau nicht brauche. „Wir haben eine Turnhalle, das Pfarrzentrum und private Veranstaltungsräume“, zählte Winkler auf. Der Turnhalle, die eine Fehlplanung gewesen sei, habe er zugestimmt, weil es um die Kinder ging. „Ich sehe auch die Gesundheit der Rathausmitarbeiter im Moment nicht gefährdet.“ Gelächter im Saal. Durch den Saalbau, der den Charme einer Fabrikhalle habe, werde die grundlegende symmetrische barocke Anlage zerstört, begründete Georg Lang (CSU) sein nein zur Planung. Ein sonderbarer Zufall sei es auch, das man mit der Kostenschätzung von 8 Millionen Euro auf das gleiche Ergebnis kam wie einst die Diözesanarchitekten. „Damit wird die Seriosität und Loyalität unser Auftraggeber in Frage gestellt“, ärgerte sich Zimmermann. Schließlich habe der Gemeinderat selbst diese Planung beauftragt. Schoener widersprach der Fabrikdachform. „Das sind Satteldächer“, so der Planer. „Ich habe mich gerade fremdgeschämt“, so Daniela Drummer (FW) die nichts infrage stellte. Drummer war in Urlaub. Überall war das Rathaus Ortszentrum. Drummer sprach von Nachhaltigkeit und Synergieeffekten und würde sich freuen wenn das Projekt nach so vielen Jahren endlich fertig ist. Applaus im Publikum. Diesen erntete auch Carolin Keller (FW). „Unsere Kinder sollen sich nicht nur in der Schule wohlfühlen, sondern auch im Ort“, sagte sie. „Gemeinde, Kirche, Tourismus, alles kommt an einem Platz zusammen und ist daher ein Muss für unsere Zukunft“, so Keller. „Jedem kann man es nicht recht machen“, signalisierte Kerstin Hölzel (SPD) ihre Zustimmung da schon so viel Vorarbeit geleistet wurde.