Es ist eine besondere und skurrile Attraktion in der Fränkischen Schweiz. Das Scharfrichtermuseum von Helmut Lautner ist in Oberfranken einzigartig. In der Pottensteiner Hauptstraße, gleich neben der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus.
Dort, wo einst Kameras verkauft und Passbilder gemacht wurden, finden sich in insgesamt fünf Museumsräumen weit über 100 Ausstellungsstücke von der voll funktionsfähigen Guillotine über die verschiedensten Folter- und Mordwerkzeuge bis hin zur ebenfalls funktionierenden Streckbank und dem Kerker.
Etwas Vergleichbares gibt es in Franken nur noch in Rothenburg ob der Tauber im dortigen Kriminalmuseum, sagt Museumschef Helmut Lautner, der aus Pegnitz stammt, im Schloss Schöndorf in Presseck wohnt und der von Beruf Diplom-Psychologe ist. "Es war ein Glücksfall, dass ich in der Innenstadt dieses Haus kaufen konnte", sagt Lautner, der sich den Künstlernamen Elmo von Ep steyn gegeben hat unter dem er zum Beispiel auch Ritterrüstungen für Museen anfertigt.
Ein Glücksfall deshalb, weil Pottenstein mit seiner Erlebnismeile ein Magnet für Tagestouristen und Urlauber ist und Lautner mit seinem außergewöhnlichem und nicht alltäglichem Museum Besucher auch in die Innenstadt locken will. Er ist sich absolut sicher, dass ein Scharfrichtermuseum gerade in Pottenstein geht.
Von der Stadt und vom Bürgermeister habe er dafür volle Unterstützung erfahren. "Die waren gleich voll begeistert", so Lautner. Bei der Kirche gleich nebenan war man zunächst skeptisch. "Dort hatte man Angst, das gleich neben der Kirche ein Gruselkabinett entsteht", sagt Lautner. Als er jedoch sein Konzept erklärt hatte, konnten alle Bedenken ausgeräumt werden. "Denn es ist kein Museum zur Volksbelustigung, sondern zum Nachdenken", sagt Lautner. Es habe auch weniger etwas mit der Kirche zu tun, sondern mit den Menschen.
Ganz wichtig ist ihm ein gutes Verhältnis zu den Pottensteinern. "Es ist schon ein Museum, das die Menschen emotional berühren soll und seltsamerweise laufen die Leute gerade dorthin, was sie normalerweise abstößt. Es ist aber gerade auch ein Museum gegen Folter und Todesstrafe. "Denn in jedem von uns wohnt auch ein anderer, den wir noch nicht kennen", sagt Lautner.
Der Sinn seines Museums liege auch darin, dass die Leute nachdenklich und betroffen wieder herausgehen. Derzeit überlegt er, wie er psychologische Experimente in seine Ausstellung mit integrieren kann. Jahrelang hat er Folterinstrumente aus der ganzen Welt gesammelt. Auch aus Amerika oder England sind Stücke dabei, die alle voll funktionsfähig sind und teilweise sehr schwer beschaffbar waren.
Düstere Kapitel
Der Besucher taucht so in das düsterste Kapitel der Rechtssprechung des Mittelalters und der frühen Neuzeit ein. Er macht "Bekanntschaft" mit dem Henker, mit Themen wie der peinlichen Befragung, der Angst vor dem Untoten oder der Guillotine. Oder er findet heraus, wozu man die Hand eines Gehenkten brauchte, was man unter einer "spanischen Spinne" versteht oder was es hieß, wenn der Scharfrichter "butzte".
Beim Anblick von Daumenschrauben, Richtschwertern, Schandmasken oder eines mittelalterlichen Lochgefängnisses erfährt der Besucher in den Beschreibungen daneben aber auch etwas über die Schicksale und Namen der damit Gequälten. Er erfährt zum Beispiel, was es mit der Hinrichtung des bekanntesten deutschen Wehrwolfs auf sich hatte oder wie das Skelett des englischen Serienmörders William Burke in das Museum kam. Das Skelett ist zwar echt, das Original befindet sich aber in Edinburgh.
Ort des Grauens
Gefängnisse im Mittelalter waren ein Ort des Grauens, in denen ein langer Aufenthalt einer Todesstrafe auf Zeit gleich kam. Auf die Idee für so ein Museum kam Lautner einst nach Besuchen in der Toskana. "In Italien habe ich gesehen, dass solche Museen wahnsinnig viele Menschen anziehen", sagt er.
Es liegt aber auch in der Natur der Thematik, dass sie dadurch emotional aufgewühlt werden. Er weist deshalb ausdrücklich darauf hin, dass jeder sein Museum auf eigene Gefahr betritt und rät Menschen, die selbst Opfer von Folter und Verfolgung geworden sind, von einem Besuch ab.
"Den Besuchern der Ausstellung viel Vergnügen zu wünschen, wäre der falsche Ansatz", so Lautner. Deshalb wünscht er ihnen eine gewisse Nachdenklichkeit und Betroffenheit darüber, was der Mensch seinen Mitmenschen im Namen von Recht, Glaube und Aberglaube anzutun vermag. Denn auch heute gibt es Folter überall auf der Welt. Auch dagegen versteht sich das Museum als Mahnung.