Emotionsgeladene Marktgemeinderatssitzung in Morschreuth _ Heimatdorf Fränkische Schweiz soll entstehen
Von Thomas Weichert
MORSCHREUTH
Fast auf den Tag genau vor vier Jahren beantragte Thomas Merz den Neubau einer fränkischen Hütte auf seinem großen Areal hinter dem Gasthof Zur guten Einkehr in Morschreuth. Neben dieser „Hütte“, die inzwischen steht und doch ein staatliches Holzhaus ist in dem 180 Gäste Platz haben, sollte eine so genannte „Outdoor Base“ entstehen.
Diese Outdoor Base sollte sich in der Szene der Sportler als Anlaufpunkt etablieren und ein Ort für leidenschaftliche Sportler werden an dem sie sich über alle nur möglichen Sportarten austauschen können. Es sollte aber auch eine Plattform für Familien und Touristen werden denen es Spaß macht in der Natur zu verweilen und man Kindern die Natur wieder näher bringen kann und für sie erlebbar macht. Daraus wurde bis heute nichts. Denn schon damals regte sich Widerstand bei den Anliegern, die vor allem unzumutbare Lärmbelästigungen befürchten. Inzwischen hat Merz umgeplant und will alles kleiner und anders machen. Nun soll dort, wo jetzt schon ein kleiner Campingplatz ist, ein so genanntes „Heimatdorf Fränkische Schweiz“ entstehen. Mit einem kleinen Zeltplatz, bis zu zehn Blockhütten und der Veranstaltungshütte in der zum Beispiel Seminare stattfinden können. Dazu muss nun aber der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden der den Namen „Morschreuth-Steckelacker“ trägt, also eine sogenannte „Sonderbaufläche“ wird. Nicht weil dieses Vorhaben in Morschreuth verwirklicht werden soll hatte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) nun die Marktgemeinderatssitzung in das Morschreuther Kreativzentrum verlegt, sondern weil das Gößweinsteiner Pfarrheim an diesem Abend anderweitig genutzt wurde. Zur Vorstellung der neuen Planungen Holger Winkler vom Nürnberger Büro P4. Christian Limmer von der Bayreuther Ingenieurgesellschaft IBAS und Lisa Berger vom Büro Anuva aus Nürnberg sowie 15 Morschreuther Bürger als Zuhörer. Letztere verstanden jedoch in den hinteren Reihen aufgrund der äußerst schlechten Akustik der Lautsprecheranlage genauso wenig wie der Pressevertreter von ihren Ausführungen. Dies brachte einer der Zuhörer dann auch zum Ausdruck. „Wir verstehen nichts“, rief er dazwischen. Moniert von den Morschreuthern wurde im Vorfeld auch, dass dieser Tagesordnungspunkt nicht im letzten Gößweinsteiner Boten stand. Zimmermann stellte dazu zunächst klar, das dieser Punkt zum Zeitpunkt des Erscheinens des letzten Mitteilungsblattes noch nicht feststand. „Es wird von uns erwartet, das wir alles zügig abarbeiten“, so Zimmermann, der auch auf die Homepage der Gemeinde verwies auf der die Sitzungseinladungen immer aktualisiert werden. Winkler erläuterte das nun zwei kleinere Sondergebiete zur Erholung entstehen sollen. Hinzu kommt ein weiteres Sondergebeit „Wochenendplatz“, eine Grünfläche für einen kleinen Zeltplatz mit einer Hecke davor als Abgrenzung zur Wohnbebauung und Flächen für die Grünordnung und den Artenschutz. Auch der Wald soll bleiben und der Streuobstbestand sogar weiterentwickelt werden. Die Stellplätze werden eingegrünt. Schützenswert ist in zwei kleineren Biotopgebieten vor allem die Zauneidechse, deren Lebensraum erhalten bleiben muss, so Lisa Berger. Christian Limmer hatte die schalltechnische Untersuchung durchgeführt. Demnach darf es tagsüber nicht lauter als 60 Dezibel und Nachts nicht lauter als 45 Dezibel werden. So wie in der angrenzenden Wohnbebauung auch. Bei Veranstaltungen ist um 21.30 Uhr Schluss damit die Gäste das Gelände bis 22 Uhr verlassen haben. Die Veranstaltungsfläche, so Limmer, sei außerdem von der Wohnbebauung relativ weit entfernt. Konrad Schrüfer (FW) sprach sich als erster dafür aus, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Denn in der Fränkischen Schweiz gäbe es genügend Probleme mit Wildcampern. „Was dann dabei rauskommt ist eine zweite Sache“, so Schrüfer. Bernhard Vogel (SPD), selbst unmittelbarer Nachbar, wunderte sich das nun auf einmal 180 Personen kommen können. Vorher waren es nur 90. Weiterhin fragte Vogel wo denn das Rettungskonzept sei. „Auch bis zu 180 Personen wird es kein Rettungskonzept geben“, so Zimmermann. Wenn was passiert kommt ganz normal der Rettungswagen. Dann wollte Vogel wissen, wie das Geschäftsmodell aussieht. „Das ist heute kein Thema“, dazu der Rathauschef. Thomas Merz durfte aber kurz erklären, was er vorhat. Jedenfalls keinen Sport mehr, eher sanften Tourismus zur Entschleunigung. Auch Feiern habe er aus dem Konzept raus genommen. „Wir planen nicht dieses Gelände voll mit Menschen zu machen“, so Merz. Eher Seminare mit 30 oder 40 Leuten. Hans Heckel (CSU), auch Morschreuther, hatte Bedenken und hätte sich eine Bürgerversammlung vor der Gemeinderatssitzung gewünscht um die Stimmungslage der Anlieger zu erkunden. Dafür erntete er Applaus aus dem Publikum und Zimmermann musste mit seiner „SPD-Glocke“ zur Ordnung rufen. Zimmermann verwies darauf, das der alte Gemeinderat mit Merz bereits einen städtebaulichen Vertrag abgeschlossen habe. „Wir halten uns an die Prozesse und vorher ein Stimmungsbild der Bürger ist der falsche Ansatz“, so der Rathauschef. Und zu den Bürgern: „Ich finde es falsch für eine nicht richtige Sache zu applaudieren“. Jetzt sei man in er frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, die Bürger werden dann bei der Bürgerversammlung am 4. August im Gasthaus Zur guten Einkehr gehört. „Erst muss das Gremium informiert werden, dann die Bürger“, so auch Geschäftsleiter Peter Thiem. „Die Bürger wollen schon auch mal wissen, was sich da abspielt“, kam ein weiterer Zwischenruf von der Zuhörerbank und Zimmermann musste erneut seine Glocke mit der Bitte um Ruhe bimmeln. Auch die SPD wollte es zuerst mit den Bürgern klären, so nun Vogel. Auch Maximilian Sebald (JuF) wäre für eine Bürgerversammlung vor der Ratssitzung gewesen. Kerstin Hölzel (SPD) meinte, das nicht alles in Stein gemeißelt sei, Daniela Drummer (FW) sprach von einem „emotionalem Thema“ bei den Nachbarn, müsse aber auch sehen das die Existenz eines Gewerbetreibenden auf dem Spiel steht. „Die Fachleute sagen, es ist umsetzbar. Darauf müssen wir uns verlassen können“, so Drummer. „Ich finde es grundsätzlich gut wenn im ort was passiert“, so der weitere Morschreuter im Rat, Benno Beck (BMG). Beck wünschte sich einen Zaun um den Zeltplatz auf dem maximal 24 Zelte stehen sollen. Nicht das dann die Notdurft Richtung Nachbarn verrichtet wird. Carolin Keller (FW) sprach von einem zukunftsorientiertem Konzept, Tanja Rost (JuF) war beruhigt das sich die Bürger noch einbringen können und Georg Lang (CSU) sah „erheblichen Diskussionsbedarf“. Gegen die Stimmen von Lang und Heckel für die Änderung des Flächennutzungsplans.