Kirchehrenbacher Entwicklungskonzept nimmt Fahrt auf
Von Thomas Weichert
Kirchehrenbach . „Das ist jetzt eure neue Bibel.“ Dies sagte Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) als alle Gemeinderätinnen und -räte das 43 Seiten starke „Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept“ (ISEK) der Gemeinde Kirchehrenbach während der Gemeinderatssitzung am Montagabend erhalten hatten.
Es ist schade das der Dorfplatz vor der Kirche überfahrbar ist. Dies will sich die Planerin noch einmal genauer anschauen.
Bisher handelt es sich allerdings nur um ein Arbeitspapier, wie Diplomgeografin Claudia Roschlau vom Architekturbüro Baurconsult erklärte die den aktuellen Planungsstand erläuterte. Die Lenkungsgruppe hat sich bereits zweimal getroffen und am 2. September um 18 Uhr soll dann die Auftaktveranstaltung mit den Bürgern stattfinden die an dem Entwicklungskonzept mitarbeiten sollen. Eigentlich hätte alles schon viel früher stattfinden sollen, doch wegen Corona und dem Lockdown war ein Treffen im größeren Kreis mit den Bürgern nicht möglich. Roschlau hofft, dass die Auftaktversammlung am 2. September auch stattfinden kann und Corona dem Ganzen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Denn via Videokonferenz kann so ein Prozess nicht starten. Dazu muss man sich persönlich treffen. Nach dieser Auftaktveranstaltung sollen dann Workshops zu den verschiedenen Themen gegründet werden. Als ganz großes Handlungsfeld bezeichnete Roschlau die Baulandentwicklung in Kirchehrenbach. Schwerpunktbereiche sind der Ortskern aber auch die Siedlung mit vielen Baulücken. Nach außen hin kann sich Kirchehrenbach nicht mehr weiterentwickeln da es von einem Naturschutzgebiet umgeben ist. Viele Wohnungen, in denen oft nur noch eine Person lebt, haben über 100 Quadratmeter Wohnfläche. „Wir brauchen deshalb neue Lösungsansätze für alle Generationen“, so die Expertin. Für den Altort könnte ein kommunales Förderprogramm mit einem Sanierungskonzept aufgelegt werden. Weist man ein Sanierungsgebiet aus dann habe man im positiven Sinne die Hand drauf. Dann müsste nicht bei jedem Bauantrag, wie bislang, ein langes Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Es soll quasi eine Leitlinie werden nach deren Kriterien sich die Gebäude im Altort entwickeln sollen. Als ganz wichtig bezeichnete die Planerin auch die technische Infrastruktur wie Kanal- und Wasserleitungen in die inzwischen zahlreichen Baugebiete. Die Bestandsanalyse hatte unter anderem ergeben das Aufenthaltsflächen an entsprechenden Standorten vermisst werden. Wichtig sei es auch fußläufige Verbindungen, zum Beispiel zwischen Schule und Pfarrheim zu schaffen. Denn der Straßenraum in Kirchehrenbach ist meist sehr schmal. Rundwege sollten geschaffen und integriert werden an denen es punktuelle Treffpunkte für jung und alt mit Bewegungselementen gibt. Schade sei es das der Dorfplatz vor der Kirche eigentlich keiner mehr ist, weil dieser überfahren werden kann. „Diesen Bereich werden wir uns noch einmal genauer anschauen“, so Roschlau. Am Kindergarten sei zum Beispiel ein schöner Platz den man als Aufenthaltsfläche für die Bürger gestalten könnte. Oder auch am Schulsportplatz der zukünftig nicht mehr in Gänze gebraucht wird. Ein weiteres Handlungsfeld sind neue Kooperationsformen für Gewerbe und Handwerk. Eine engere Vernetzung und eine gemeinsame Vermarktung für Dienstleitungen. Ein spannendes Thema ist auch der Tourismus und die Gastronomie. Ein Wohnmobilstellplatz der am Fuße des Walberla entstehen soll, ziehe Dinge nach sich. Wie Toiletten und eventuell Strom- und Wasseranschluss. Weil überregionale Fuß- und Radwanderwege durch den Ort verlaufen habe man Potentiale die man abschöpfen kann. Allerdings wäre dazu eine Beschilderung sehr wichtig wenn man in den Ort rein kommt. Angeregt wird weiterhin die Schaffung eines Jugendarbeitskreises oder ein Fitnesspfad für Senioren sowie ein Parkraumkonzept um so früh wie möglich die Verkehrsströme zu entflechten. Räume müssten multifunktional genutzt werden, damit das Ganze auch finanzierbar bleibt. Wichtig auch die Barrierefreiheit im Ort und der Verwaltungsraum der Verwaltungsgemeinschaft, sprich das Kirchehrenbacher Rathaus, sollte in Zukunft auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Dazu gibt es bereits Pläne. Weiterhin riet die Planerin den in die Jahre gekommen Flächennutzungsplan anzupassen und ihn zu digitalisieren. Dazu sei es dann auch wichtig das die Öffentlichkeit weiß was ein Flächennutzungsplan überhaupt ist und welche Festsetzungen in diesem gelten. Frühzeitig sollte man im Flächennutzungsplan auch Fuß- und Radwegeverbindungen mit aufnehmen. „Dann muss das nicht ständig neu diskutiert werden“, so Roschlau. Die Leitlinien müssen zuerst mit der Regierung von Oberfranken abgestimmt werden, weil diese auch für die Städtebauförderung zuständig ist. Wichtig sei das der ganze Prozess transparent ist und in Gang gebracht werden kann er nur mit den Eigentümern der Grundstücke. „Es steckt noch ganz viel Potential in unserem Ort, den man aus ihm herausholen kann“, resümierte die Bürgermeisterin nach der Konzeptvorstellung. „Spannend wird nun, was die Bürger dazu sagen“, so Claudia Roschlau abschließend