Die Luftretter im Einsatz – Unfälle in schwierigem Gelände nahmen deutlich zu
Von Thomas Weichert
WOLFSBERG
Rauch steigt auf am Zehnerstein und von der Burgruine Wolfsberg und es dauert nicht lange bis „Christoph 27“ angeflogen kommt und einen Luftretter der Bergwacht abseilt. „Christoph 27“ ist der einzige Windenhubschrauber der DRF Luftrettung der am Flughafen Nürnberg stationiert ist und von dort aus nur etwa 10 Minuten bis nach Wolfsberg an die Unfallstelle braucht wo ein Kletterer abgestürzt ist.
Zum Glück war es am Samstag nur eine Übung der Luftrettung der Bergwacht Frankenjura an der insgesamt 12 Luftretter der Bergwacht, acht Notärzte, und insgesamt 70 Einsatzkräfte der Bergwacht, der DRF Luftrettung, des ASB Gräfenberg, des BRK Forchheim, der Feuerwehren und der Integrierten Leitstelle Bamberg-Forchheim beteiligt waren. „Hubschrauberwindentraining“ nennt sich die Übung im Fachjargon die im Kletterparadies Fränkische Schweiz drei mal im Jahr durchgeführt werden muss. Stützpunkt der Übung ist der Campingplatz von Oma Eichler in Untertrubach. Hier laufen alle Fäden zusammen und bei Maximilian Zeuch, dem Leiter der Luftrettung der Bergwacht Frankenjura, steht das Funkgerät nicht still. Etwa 25 Personen retten die Luftretter jedes Jahr in der Fränkischen Schweiz mit der Hubschrauberwinde, bei steigenden Einsatzzahlen. Waren es vor der Corona-Pandemie 2019 noch 218 Rettungseinsätze der 11 Bergwachtbereitschaften unter dem Schirm der Bergwacht Frankenjura, so steig die Zahl der verunglückten Kletter, Wanderer, E-Biker und Mountenbiker, Reiter, Gleitschirmflieger oder Höhlengänger in unwegsamen Gelände auf 460 an. Zeuch führt diesen Anstieg um 50 Prozent mehr Einsätze auf die Anti-Corona-Maßnahmen zurück. Als so gut wie alles geschlossen hatte zog es immer mehr Menschen für Freizeitaktivitäten, vor allem aus dem Großraum Nürnberg, hinaus in die herrliche Natur der Fränkischen Schweiz. Die Folge: Ein deutlicher Anstieg von Unfällen in oft schwierigem Gelände in dem dann nur noch die Bergwacht und zunehmend auch der Spezialhubschrauber der DRF Luftrettung helfen und retten kann. Es ist daher äußerst wichtig das Luftrettungsverfahren ständig zu trainieren, vor allem auch deshalb, weil es für die Retter nicht ungefährlich ist, betont Zeuch. Als andere Rettungskräfte wegen Corona nicht üben durften erhielten die Luftretter eine Ausnahmegenehmigung des Innenministeriums. „Die Hubschrauberwindenübungen waren die einzigen in ganz Bayern die nicht eingeschränkt wurden“, so Zeuch. Denn die Luftrettung funktioniert nur in Teamarbeit. Da muss jeder Handgriff perfekt sitzen. Einer der Luftretter der Bergwacht ist Alexander Berner von der Bergwachtbereitschaft Pottenstein. Berner ist auch Rettungssanitäter und hat als Luftretter eine Zusatzausbildung. Mindestens einmal im Jahr muss ein Luftretter üben und einmal im Jahr zusätzlich nach Bad Tölz in das Zentrum für Sicherheit und Ausbildung. Dort hängt ein Übungshubschrauber an einem Kran in einer Halle mit dem das Windentraining geübt werden kann. Das ist Pflicht für alle Luftretter von denen es 30 unter dem Dach der Bergwacht Frankenjura gibt. Insgesamt sind es 300 Bergretter in der Fränkischen Schweiz . „Wenn es zum Einsatz geht ist es immer Anspannung pur und nach gelungener Rettung Erleichterung“, sagt Berner der dann die Seilwinde bedienen muss um den Notarzt bis auf einen halben Meter genau auf den Boden zum Verunglückten herunterlässt. Mit einer Geschwindigkeit von 1,25 m/s. Der Pilot sieht weder die Unglücksstelle noch den Notarzt und die Kommunikation mit ihm erfolgt hauptsächlich über Handzeichen die perfekt sitzen müssen. Dominic Fischer ist Notfallsanitäter der DRF Luftrettung und genau wie Berner auch „Winden-Operator“. Dieser bedient die Rettungswinde und weißt den Piloten an der Einsatzstelle ein. Fischer beschreibt sich auch als „das Auge des Piloten.“ Drei Jahre Ausbildung als Notfallsanitäter und fünf Jahre Berufserfahrung sind dafür nötig um zusätzlich die Windenausbildung zu absolvieren. „Alle Akteure müssen gut zusammenspielen, damit man den Einsatz schnell und sicher abarbeiten kann“, erklärt Fischer. Denn die Arbeit mit der Rettungswinde bedeutet Teamarbeit. Und die muss oft geübt werden. Die Bergretter der Bergwacht sind dezentral organisiert und fahren von zuhause aus selbst zur Einsatzstelle. Wenn es schnell gehen muss nimmt der Hubschrauber den Luftretter der Bergwacht aber auch von unterwegs aus mit. Immer mit dabei sind auch besonders geschulte Rettungskräfte für die „psychosoziale Notfallversorgung“ bei besonders belastenden Einsätzen. Sie kommen dann zum Einsatz wenn es Gesprächsbedarf für Angehörige des Verunglückten oder die eigenen Einsatzkräfte gibt. „Wenn Kinder mit involviert sind ist die Anspannung besonders groß“, erklärt Zeuch. Oder wenn es einen Toten gibt. Tödliche Unfälle sind aber zum Glück selten. Markus Lederer von der DRF Luftrettung erklärt das der Windenhubschrauber täglich von 7 Uhr bis Sonnenuntergang in Rufbereitschaft ist. Die DRF Luftrettung hat zwei Hubschrauber in Nürnberg stationiert. „Christoph Nürnberg“ ist eine fliegende Intensivstation und dieser Hubschrauber kann auch Nachts fliegen. Neben der DRF Luftrettung verfügt auch die Bayerische Polizei und die Bundeswehr über Windenhubschrauber. „Es ist schön zu sehen wie die Rettungsorganisationen zusammenarbeiten. Dies fördert das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz für die Maßnahmen“, sagt Kreisbrandrat Oliver Flake. Auch die Feuerwehren sind bei Bergunfällen unterstützend tätig. Ob mit technischer Hilfeleistung oder der weiträumigen Absicherung der Unfallstelle oder deren Ausleuchtung. „Diese Einsätze haben durch den vermehrten Freizeitsport wegen dem Thema Corona zugenommen“, bestätigt auch Flake. Geübt wurden am Samstag verschiedene Rettungsarten. Im Sitzen und im Liegen. Letzteres ist besonders wichtig wenn der Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung vorliegt. Auch Landrat Hermann Ulm (CSU) überzeugte sich vor Ort von der Einsatzbereitschaft der Luftretter.