50 Jahre katholische Kirche Muggendorf – Mariengrotte in Planung – Erzbischof wird erwartet
Von Thomas Weichert
MUGGENDORF
Am 31. Juli feiern die Muggendorfer Katholiken mit einem Festgottesdienst, den Erzbischof Ludwig Schick zelebrieren wird den 50. Jahrestag der Weihe ihrer Gößweinsteiner Filialkirche „Auferstehung Christi“. Bis dahin soll auch die moderne Mariengrotte als eine Art medidativer Ruheraum und Ort der Begegnung vor dem Kircheneingang fertig sein. Die Orgel spielte bei der Kirchenweihe der spätere Regionalkantor Georg Schäffner im Alter von erst 17 Jahren.
Kirchenpflegerin Silvia Roller mit dem Modell der Mariengrotte.
Repro historische Aufnahme von der Kirchenweihe v.l. Pfarrer Nießer, Weihbischof Wiesent und Pater Jakob. Wer der Ministrant war, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Repro eine historische Aufnahme von der Kirchenweihe vor 50 Jahren. Von links der damalige Bürgermeister Paul Pöhlmann, Pfarrer Friedrich Nießer, Weihbischof Martin Wiesent und Franziskanerpater Jakob Braun als Muggendorfer Seelsorger.
Blick in die Kirche mit dem Kruzifix der einstigen evangelischen Kirche Bad Wörishofen. Mit im Bild Kirchenpflegerin Silvia Roller.
Die Kirche von außen mit dem von Hubert Hunstein geschaffenem Kunstwerk.
Man schrieb den 5. August 1972 als endlich die lang ersehnte Einweihung des modernen Gotteshauses durch den damaligen Weihbischof Martin Wiesend in Konzelebration mit dem Gößweinsteiner Pfarrer Friedrich Nießer und Franziskanerpater Jakob Braun eingeweiht werden konnte. Damals war Paul Pöhlmann schon Wiesenttaler Bürgermeister, der neben weiteren Ehrengästen ein Grußwort sprach. Viele Jahre zuvor gab es in überwiegend evangelischen Muggendorf im kleinen baufälligen Tanzsaal des damaligen Gashauses Schwan schon eine katholische Notkirche, da nach dem zweiten Weltkrieg auch viele Vertriebene katholischer Konfession nach Muggendorf kamen. Am 8. März 1967 wurde von 19 Pesonen bereits ein Kirchenbauverein gegründet. Zum Ersten Vorsitzenden wurde laut Satzung Dekan Friedrich Nießer bestimmt, zu seinem Stellvertreter Ferdinand Goffin gewählt. Schatzmeister wurde der Kaufmann Hans Karl und Schriftführer Architekt Paul Weißkopf. Der Forchheimer Architekt Werner H. Post zeigte bei der Gründungsversammlung bereits die ersten Planskizzen für die neue Kirche.
Eine groß angelegte Spendenaktion brachte einen beachtlichen Teil des Geldes für den Kirchenneubau ein mit dem 1970 begonnen werden konnte. Nach mehrmonatiger Bauzeit, Baumeister war der Gößweinsteiner Maurermeister Adolf Nützel, konnte am Rotdornweg eine moderne Kirche geschaffen werden die sich harmonisch in das Ortsbild einfügt und seitdem mit Leben erfüllt ist. Nach der Fertigstellung der Kirche konnte der Kirchenbauverein aufgelöst und in die Kirchenstiftung „Auferstehung Christi Muggendorf“ als Gößweinsteiner Filialkirche übergehen.
Das Kruzifix hinter dem Altar wie die bunten Bleiglasfenster stammen aus der evangelischen Kirche von Bad Wörishofen, wo sie nach dem Kirchenabbruch dort nicht mehr benötigt wurde. Schon dies war damals ein Zeichen dafür, dass in Muggendorf der ökumenische Geist beheimatet ist und bis heute lebt. Zur Weihefeier am 5. Augst 1972 spielte dann auch der evangelische Posaunenchor auf und gesanglich umrahmte den Festgottesdienst der Basilikachor Gößweinstein. Der damalige Bürgermeister Paul Pöhlmann erinnerte daran, dass bereits 1945 der Grundstein für ein katholisches Gotteshaus gelegt worden sei, nachdem viele Heimatvertriebene Katholiken waren. Schon damals stellte die evangelische Kirchengemeinde ihr Gotteshaus auch den katholischen Christen zur Verfügung. Weihbischof Wiesend versicherte bei der Einweihung, das die katholischen Christen in Muggendorf, zu denen auch die Katholiken aus Engelhardtsberg, Wohlmannsgesees und Trainmeusel gehören, nicht ein Gotteshaus errichten wollten mit dem sie repräsentieren können. Sondern es ihnen daran gelegen sei, ein Bauwerk zu schaffen,das mit Leben erfüllt wird. Ziel müsse es sein. Die Gläubigen in einer großen Christengemeinde zusammenzuführen, so der Weihbischof damals.
Für Kirchenpflegerin Silvia Roller, die sich dieses Amt seit zehn Jahren mit Gudrun Unglaub teilt, ist Muggendorf das Sinnbild gelebter Ökumene. Denn nicht nur die katholischen, auch die evangelischen Christen, spenden gerne für die neue Mariengrotte,die rund 18 000 Euro kosten wird und für die es keinerlei Zuschüsse gibt. „Derzeit erleben wir mit der Corona-Krise und nun auch noch mit dem Krieg in der Ukraine eine für uns alle einschneidende und belastende Zeit. Gerade in dieser Zeit ist es daher wichtig, dass wir unseren Mitmenschen Trost und Hoffnung geben und ihnen einen Rückzugsort für die Seele schenken können“, sagt Roller die um weitere Spenden für die Mariengrotte bittet, weil Muggendorf als Diasporagemeinde über keinerlei finanzielle Mittel verfügt. Die geplante Maßnahme hat ihren Keim im bürgerschaftlichen Engagement der Bevölkerung von Muggendorf.
Viele Ehrenamtliche sind in der Planung und Vorbereitung zum neuen Ruheort integriert und arbeiten tatkräftig mit. Auch bei der späteren Pflege und Betreuung der Mariengrotte. Die neue Anlage steht dann auch der Öffentlichkeit dauerhaft zur Nutzung offen. Unser Projekt Mariengrotte stärkt durch Zusammenarbeit unsere Gemeinschaft über die Diasporafiliale zu unseren evangelischen Mitchristen und darüber hinaus“, sagt Roller. Dies hat sich auch schon gezeigt als im Jahre 2012 die Balustrade saniert werden musste und bei dieser Gelegenheit der ortsansässige Schmied Hubert Hunstein ein neues Kunstwerk für die Außenfassade entworfen und geschmiedet hatte. Die moderne Darstellung des Kreuzes, des Corpus und der Gliedmaßen macht gezielt wirkende Kräfte sichtbar, die dem Gläubigen Trost, Hoffnung und Zuversicht geben. Die Filialkirchenstiftung Muggendorf zählt aktuell rund 320 Gemeindemitglieder.