Katholische Kirche zieht sich als Träger des Gößweinsteiner Friedhofs zurück
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
„Der Kostendruck wird einfach zu hoch, die Einnahmen sinken stark und es muss dringend saniert werden. Das kann sich die Kirchenstiftung nicht leisten“, sagt Kirchenpfleger Bernhard Schrüfer. Denn für die dringend nötige Sanierung des Leichenhauses mit der kleinen Friedhofskapelle und der ebenfalls notwendigen Sanierung der Wege im Gößweinsteiner Friedhof hat die katholische Kirchengemeinde Gößweinstein kein Geld. Deshalb hat die Kirchenverwaltung Gößweinstein auf Anraten des erzbischöflichen Ordinariates in Bamberg beschlossen, die Betriebsführung des Friedhofes baldmöglichst an die Gemeinde Gößweinstein zu übergeben.
Das Leichenhaus und die Wege im Friedhof müssen saniert werden. Das kann sich die Kirchenstiftung Gößweinstein aber nicht leisten. Fotos: Thomas Weichert
Unter Bekanntgaben teilte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) diesen Beschluss der Kirchenverwaltung während der jüngsten Marktgemeinderatssitzung mit. Das der Markt Gößweinstein den Gößweinsteiner Friedhof von der Kirche übernehmen muss steht fest. Denn Friedhöfe sind laut Gesetz eine kommunale Pflichtaufgabe. Daher wird sich der Marktgemeinderat demnächst damit beschäftigen müssen. Zu welchen Konditionen der Markt Gößweinstein den Friedhof als neuer Träger übernimmt, steht jedoch noch nicht fest. Wie Zimmermann auf Nachfrage der Freunde der Fränkischen Schweiz betont, muss die Kirchenverwaltung der Gemeinde nun ein Angebot machen, beziehungsweise einen Vertragsentwurf zur Übernahme der Betriebsträgerschaft vorlege, über den man dann im Marktgemeinderat beraten kann. Das die Grabgebühren, die derzeit für ein Grab auf 25 Jahre bei rund 550 Euro liegen, deutlich steigen werden, bestätigen Schrüfer und Zimmermann unisono. Denn Friedhöfe müssen, genau wie Kanal oder Wasserleitung, kostendeckend geführt werden. „Der Friedhof trägt sich nicht mehr und die Kirche hat nicht so viele Rücklagen um die anstehenden Sanierungen stemmen zu können“, sagt Schrüfer. Grund für die Mindereinnahmen sieht Schrüfer in der sich in den letzten Jahren stark geänderten Friedhofskultur.
Immer mehr Feuerbestattungen
Denn der Trend geht immer mehr hin zu Urnengräbern und anderen Bestattungsarten und weg von der traditionellen Erdbestattung für die man ein Grab auf mindestens 25 Jahre mieten muss. Dies führt zu immer weniger werdenden Einnahmen und zu einem enormen Kostendruck wegen der nötigen Sanierungsmaßnahmen. Die Finanzmittel der Kirchenstiftung seien sehr knapp bemessen und die Kirche müsse sich überlegen, wie sie diese sinnvoll einsetzen kann, so Schrüfer. Und dies sind eben die vielen kirchlichen Gebäude die nicht nur unterhalten, sondern teilweise auch saniert werden müssen. Dickster Brocken für die Kirche ist in den nächsten Jahren die einsturzgefährdete und inzwischen für den Publikumsverkehr geschlossene Klosterkirche. Im Winter wird die Ausschreibung für den ersten Bauabschnitt mit der Dacherneuerung anlaufen und Baubeginn für den ersten Teilabschnitt soll dann im Frühjahr nächsten Jahres sein. „Da brauchen wir dann rund 400.000 Euro alleine für die Klosterkirche, rechnet Schrüfer vor. Außerdem müsse sich die Kirche auf ihre kirchlichen Kernaufgaben konzentrieren. Und dazu gehört eben nicht der Betrieb eines Friedhofes. Auch dann nicht wenn ein katholischer Friedhof, der sich bis Mitte der 1930er Jahre noch rund um die Basilika befand, eine langte Tradition in Gößweinstein hat. Der Kirchenstiftung bleibt gar nichts anderes übrig als den Friedhof in kommunale Hand zu geben, ist sich Schrüfer sicher. Der Grund des Friedhofs gehört der Kirche. Das soll auch so bleiben, sagt Schrüfer. Lediglich die Betriebsführung soll die Gemeinde künftig übernehmen. „Für uns kam das überraschend“, so Bürgermeister Zimmermann.