Josephine Müller, Oberhaupt der Johannischen Kirche, am 30. Dezember 2019 verstorben
Gößweinstein / Waischenfeld – Am Montag, dem 30. Dezember 2019, ist Josephine Müller, Oberhaupt der Johannischen Kirche, im Alter von 70 Jahren in Berlin verstorben. Die am 15. Juli 1949 dort geborene engagierte Christin hatte ihr geistliches Amt seit 2001 inne. Damit war sie eine der wenigen Frauen in Deutschland und weltweit, die an der Spitze einer Kirche stehen. In der Fränkischen Schweiz hat diese christliche Gemeinschaft ihr süddeutsches Kirchenzentrum.
Seelsorge und praktischer Dienst am Nächsten standen für Josephine Müller im Zentrum ihres Wirkens. Als Oberhaupt der ca. 3000 Mitglieder zählenden Kirche verfolgte sie darüber hinaus intensiv den Gedanken der Überbrückung der Religionen und Konfessionen, die sie alle als gleichberechtigte Wege zu Gott ansah.
Als Vorstandsvorsitzende des kirchlichen Johannischen Sozialwerks e.V. gab sie maßgebliche Impulse für dessen bundesweite karikative Arbeit. Ihr Leitspruch war: „Möchte das einfache, unkomplizierte, liebevolle Handeln unsere treibende Kraft sein.“ In dieser Funktion hat sie dessen Engagement in der Kinder‐, Jugend‐ und Altenhilfe sowie im Pflegedienst entscheidend vorangetrieben. In ihrem Einsatz für gelebte Nächstenliebe bleibt die Zeit von 1994 bis zu ihrem Heimgang besonders im öffentlichen Gedächtnis: der bisher 25‐jährige Wiederaufbau der „Friedensstadt“. Diese Siedlung in der Nähe des brandenburgischen Trebbin wurde von Josephine Müllers Großvater, dem Kirchengründer und Sozialreformer Joseph Weißenberg (1855‐1941), in den Jahren 1920 bis 1935 errichtet. Enteignung durch die Nationalsozialisten und Besetzung durch die Rote Armee machten für 59 Jahre eine Weiterführung dieses Gemeinschaftswerks ein Ende, bis die Johannische Kirche 1994 ihre Liegenschaften zurückerhielt. Im November 2019 berief Josephine Müller als neue Leitung der Johannischen Kirche die Mitglieder des Kirchenvorstandes Stefan Tzschentke (46) und Daniel Stolpe (30). Die Abschiedsfeier, zu der zahlreiche Gäste aus dem In‐ und Ausland erwartet werden, findet statt am Samstag, dem 11. Januar 2020, um 12 Uhr im brandenburgischen Blankensee, 30 km südlich von Berlin.
Einfaches, unkompliziertes, liebevolles Handeln
Zum Tode von Josephine Müller, Oberhaupt der Johannischen Kirche Gößweinstein / Waischenfeld. – Josephine Müller, Oberhaupt der Johannischen Kirche und Vorsitzende des Johannischen Sozialwerks e.V., ist am Montag, dem 30. Dezember 2019, im Alter von 70 Jahren in Berlin verstorben. Die Abschiedsfeier, zu der zahlreiche Gäste aus dem In‐ und Ausland erwartet werden, wird am Samstag, dem 11. Januar 2020 um 12 Uhr, in der Waldfriedenkirche in Trebbin, Ortsteil Blankensee mit anschließender Beisetzung auf dem Johannischen Friedhof in Glau stattfinden. – Im November 2019 berief Josephine Müller als neue Leitung der ca. 3000 Anhänger zählenden Johannischen Kirche die Mitglieder des Kirchenvorstandes Stefan Tzschentke (46) und Daniel Stolpe (30). „Kirche ist das, was der Einzelne ausstrahlt, inwieweit der Einzelne Gott durch sich wirken lässt.“ „Möchte das einfache, unkomplizierte, liebevolle Handeln unsere treibende Kraft sein.“ Mit Worten wie diesen, die ihrem gelebten Vorbild entsprachen und ihrem Eintreten für christlich geprägte Mitmenschlichkeit, religiöse Überbrückung und Bewahrung der Schöpfung, hat sich die am 15. Juli 1949 in Berlin geborene Enkelin des Kirchengründers und Sozialreformers Joseph Weißenberg (1855‐1941) weit über den Kreis der Mitglieder und Glaubensfreunde der Johannischen Kirche hinaus Anerkennung, Respekt und Sympathie erworben. Als Vorstandsvorsitzende des bundesweit tätigen Johannischen Sozialwerks e.V. hat sie dessen Engagement in der Kinder‐, Jugend‐ und Altenhilfe sowie im Pflegedienst entscheidend vorangetrieben. Ein ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin bezeichnete dieses karitative Werk als „Synonym für Mitmenschlichkeit“.
Ein besonderer Schwerpunkt ihres Wirkens war die praktische Umsetzung des Gebotes zur Bewahrung der Schöpfung Gottes. Auf dem kircheneigenen Biobauernhof Gut Schönhof im fränkischen Waischenfeld wird seit 1975 eine artgerechte Tierhaltung und eine natürliche Fruchtfolge praktiziert. In der von ihr mitformulierten und autorisierten Präambel für Gut Schönhof aus dem Jahr 2001 heißt es unter anderem: „Das Ziel ist, durch natürliche, ökologische Arbeits‐ und Herstellungsweisen Produkte zu erzeugen, die zur Gesundung der Menschen führen. Dazu gehört auch, dass die Schöpfung bewahrt wird und die Tiere als Helfer und Freunde der Menschen gesehen werden.“ In den Bereichen Landwirtschaft, Gastronomie und Hotel werden auf Gut Schönhof seit Jahrzehnten erfolgreich junge Menschen ausgebildet. Nicht zu vergessen sind die alljährlich im Sommer stattfindenden Jugendfreizeiten, die jungen Stadtmenschen Gelegenheit geben, das Leben auf dem Bauernhof kennenzulernen. Auf Bestreben von Josephine Müller hat sich dort ein Bildungsverein gegründet, der Kenntnisse aus Natur und Landwirtschaft an Schulkinder vermittelt.
Zu den unübersehbaren und bleibenden Lebensleistungen Josephine Müllers gehört der 25‐jährige Wiederaufbau der „Friedensstadt“ in den Jahren 1994 bis 2019. Diese kircheneigene Siedlung in der Nähe des brandenburgischen Trebbin wurde von Joseph Weißenberg in den Jahren 1920 bis 1935 errichtet. Enteignung durch die Nationalsozialisten und Besetzung durch die Rote Armee machten seit 1935 für 59 Jahre eine Weiterführung dieses Gemeinschaftswerks ein Ende, bis die Johannische Kirche 1994 ihre Liegenschaften zurückerhielt. Es ist Josephine Müller zu verdanken, dass wieder ein blühendes Gemeinwesen entstehen konnte, wo sich in den 1920er Jahren Deutschlands größte Privatsiedlung befand und nach 1994 nur noch russische Militärruinen standen. Heute ist die Friedensstadt wieder ein lebenswerter Ort für alle Menschen, die sich im Sinne jenes von Josephine Müller vorgelebten „einfachen, unkomplizierten, liebevollen Handelns“ dem Mitmenschen sowie der Schöpfung zuwenden möchten. Josephine Müller wurde schon in ihrer Kindheit auf ihr zukünftiges geistliches Amt vorbereitet. Im August 1961, unmittelbar unter dem Eindruck des Baues der Berliner Mauer, wurde sie im Alter von 12 Jahren von ihrer Mutter Frieda Müller (1911‐2001) zum nachfolgenden Kirchenoberhaupt berufen. Ab 1975 leitete sie bereits die Johannische Kirche in Berlin, während ihre Mutter vom Kirchenzentrum in der Fränkischen Schweiz aus die Geschicke der Kirche lenkte. In den Jahren der deutschen Teilung bewahrten Mutter und Tochter als Oberhaupt und deren Nachfolgerin die Einheit der Johannischen Kirche. Ihrem Eintreten ist es zu verdanken, dass trotz der Trennung durch Mauer und Stacheldraht kirchliche und soziale Arbeitskreise zusammenarbeiteten und die privaten Kontakte der Kirchenmitglieder beständig zunahmen.
Josephine Müllers Leben hinterließ Spuren – vor allem im Bewusstsein ihrer Mitmenschen. So heißt es in einem persönlichen Dank folgendermaßen: „Du hast mit deiner Schlichtheit vielen Menschen ein Vorbild gegeben, an Verständnis, Wahrheit und Liebe zu wachsen.“