Schock in Gößweinstein: Alle Bäume rund um den Lidl-Parkplatz wurden abgeholzt
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Schock in Gößweinstein: Alle Bäume rund um den Lidl-Parkplatz wurden in einer "Nacht- und Nebelaktion" abgesägt. Geschäftsleute als Mieter sind schockiert. Einige sprechen von Baumfrevel. Im Rathaus laufen die Telefone heiß. Grundstückseigentümer Friedrich Vogelsang aus Dinkelsbühl weis angeblich nicht das die Bäume alle abgesägt wurden und Auftraggeber der Baumfällaktion ist die Firma Lidl.
Ein trauriges Bild bietet sich den Kunden der Geschäfte am so genannten Lidl-Parkplatz an der „Gößweinsteiner Einkaufsmeile“. Kein einziger Baum rund um das Areal steht mehr. „Ich war richtig schockiert“, sagt Gertrud Pöhlein, eine der Mieterinnen die den Zeitschriftenladen mit Postfiliale auf dem Grundstück betreibt. Einen Ast mit schönstem Herbstlaub konnte sie noch retten bevor auch dieser gehäckselt worden wäre. Er steht als „Mahnmal“ in einer Bodenvase vor ihrem Geschäft. Ihr Mann Erhard konnte in letzter Sekunde seinen Apelbaum noch retten den die beauftragte Firma auch noch umsägen wollte.
Metzger und Bäcker sind entsetzt
Metzgermeister Peter Wehrfritz aus Muggendorf ist ebenso entsetzt. Er betreibt auf dem Gelände seit Jahren eine Metzgereifiliale und ärgert sich maßlos dass er als Mieter nicht einmal gefragt wurde bevor alle Bäume abgesägt wurden. Wehrfritz vermutet dass er extra nicht gefragt wurde. Denn er hätte sein Veto eingelegt und dann wären nicht alle Bäume weggekommen. Auch Bäckermeister Dietmar Brandes ist stinksauer. „Überall wird von Umweltschutz im Zeichen des Klimawandels gesprochen und dann rasiert man einfach die Bäume um ohne mit uns als Mieter Rücksprache zu halten. „Im Sommer spendeten die Bäume schatten im Herbst hatten sie ein herrliches Herbstlaub“, so Brandes der hinter der Aktion reine Profitgier vermutet.
Markt hat keine Baumschutzverordung
Im Rathaus liefen gestern die Telefone heiß. Es kamen viele Beschwerdeanrufe bestätigt Marktgeschäftsführer Peter Thiem. Doch die Gemeinde Gößweinstein kann nichts machen. „Das ist Sache des Grundstückseigentümers und eine Baumschutzverordnung haben wir nicht“, sagt Thiem. Grundstückseigentümer ist der ehemalige Schuhfabrikant Friedrich Vogelsang aus Dinkelsbühl der das Areal im Jahr 2000 als Geldanlage gekauft hat. Vogelsang wundert sich ebenfalls und betont gegenüber unserer Zeitung, das er nichts davon weis das alle Bäume gefällt wurden. Richtig sei allerdings das es mit der Firma Lidl eine Vereinbarung gäbe, da diese ihren Supermarkt saniert und neu gestaltet. Wie sich herausstellt ist in der Tat die Firma Lidl Auftraggeber der Baumfällaktion. Das der Grundstückseigentümer nichts davon weis das alle Bäume abgeholzt wurden kann sich Tobias Grasser jedoch nicht vorstellen. Grasser ist Importfoliomanager der Firma Lidl und für den Lidl-Markt in Gößweinstein zuständig. Vor etwa einem Dreivierteljahr habe er mit Herrn Vogelsang auch besprochen das die Bäume wegkommen wenn der Lidl-Markt nach dem neuen Konzept von Lidl modernisiert wird. Der Eigentümer sei also bestens eingebunden und informiert worden, sagt Grasser und betont, dass dies auch mit der Gemeinde Gößweinstein abgesprochen war. Offenbar gab es aber ein Kommunikationsproblem zwischen dem Eigentümer und den Mietern. Die vorderen Bäume sind allerdings bewusst weggenommen worden um eine bessere Sicht auf den Lidl-Markt zu haben, räumt Grasser ein.
Bald neuer Lidl-Markt in Gößweinstein
„Wir sehen Gößweinstein als ein Zentrum der Fränkischen Schweiz und möchten uns hier die nächsten Jahre gut präsentierten“, so Grasser. Lidl werde sich aber bemühen auch die ganze Grünanlage vor dem Markt wieder herzustellen. Neue Bäume werden an den alten Stellen jedoch nicht mehr gepflanzt werden. Das neue Begrünungskonzept steht noch nicht. „Es wird aber keine Wiese bleiben. Im Gespräch sind neue Büsche oder Kugelahornbäume“, so Grasser. Vom 14. November bis 8. Dezember ist der Lidl-Markt wegen den Umbauarbeiten erst einmal geschlossen. Wie viel Lidl in Gößweinstein in seinen neuen Markt investiert, will Grasser nicht sagen. Es kursiert allerdings das Gerücht das es an die 500.000 Euro sein könnten. „Es ist eine andere Summe die im Raum steht“, sagt Grasser dazu jedoch. Ob die Erneuerung des Lidl-Marks mit der dann verschärften Konkurrenzsituation etwas zu tun hat wenn oberhalb der neue Aldi-Markt bald eröffnet, ist ebenfalls nicht in Erfahrung zu bringen. Wie Grasser betont setzt Lidl in vielen Märkten sein neues Konzept um. Nebenbei erfährt man noch das der Getränkemarkt Lang nun doch nicht hoch zum Aldi zieht, sondern unten an seinem Standort mit Metzger und Bäcker bleibt. Und das für die Postagentur und das Geschäft Kunterbunt ein Nachfolger gesucht wird. Gertrud Pöhlein hört Ende Januar nächsten Jahres aus Altersgründen auf.
Bilder oben: Kein einziger Baum steht mehr rund um den Lidl-Parkplatz Bild unten: Nur noch die Baumstümpfe blieben übrig.