Premiere: Erster ökumenischer Gottesdienst in der Basilika Gößweinstein
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Welch ein seltener Anblick. Eine evangelische Pfarrerin steht am Altar der katholischen Basilika und liest die Fürbitten vor und ein evangelischer Geistlicher hält erstmals eine Predigt in diesem Gotteshaus. Der Grund dafür ist der erste ökumenische Gottesdienst der in der Basilika Zur Heiligen Dreifaltigkeit stattfand.
Foto v.l.: Pfarrer David Kieslich, Pfarrer Pater Ludwig Mazur, Pfarrerin Janina Wölfel, Pfarrer Dr. Peter Zeh, Kaplan Pater Igor Rybak OFM
„Tut Gutes! Sucht das Recht!“, lautet das Motto zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in diesem Jahr. Entnommen ist dieser Aufruf der Bibel aus dem Buch Jesaja (1,17). Der Gößweinsteiner Pfarrer Pater Ludwig Mazur hatte hierzu nicht nur die Christinnen und Christen beider Konfessionen, sondern auch die Geistlichen der evangelisch-lutherischen Nachbarpfarreien zum ökumenischen Gottesdienst in die Basilika eingeladen. Neben Peter Zeh, der als Pfarrer von Kirchahorn auch für Gößweinstein zuständig ist, feierten Pfarrerin Janina Wölfel, Affalterthal, Pfarrer David Kieslich, Muggendorf, und Kaplan Pater Igor Rybak vom Franziskanerkloster Gößweinstein gemeinsam mit den Gläubigen in der voll besetzten Basilika Gößweinstein diesen ökumenischen Gottesdienst. Entsprechend freudig fiel daher auch die Begrüßung von Pater Ludwig aus.
Diese große Freude teilte auch Pfarrer Zeh und bezog hier auch seine Pfarrerskollegin und -kollegen mit ein. Die Gültigkeit des fast dreitausend Jahre alten Jesajawortes „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ entfaltete Pfarrer Zeh in seiner Predigt.
So werde schon mit diesem Gottesdienst Gutes getan, weil wir unserem gewachsenen Miteinander Ausdruck geben und uns ermutigen lassen, unser Miteinander weiter zu vertiefen. Darüber hinaus beschrieb er, wie die Kirchen in ihrem diakonischen Handeln, in Seelsorge und Verkündigung von Gottes Wort Gutes tun. Sie leisteten so für das soziale Gefüge unserer Gesellschaft einen wesentlichen Beitrag. „Aus dem Glauben an den versöhnenden Gott mögen sich die Kirchen für den Frieden stark machen und die Möglichkeit der Versöhnung wach halten“, rief Pfarrer Zeh auf. Die Kirchen müssten dabei auch immer selbstkritisch bleiben, Schuld bekennen und aufarbeiten.
Ein weiteres Augenmerk lenkte Pfarrer Zeh auf das persönliche Verhalten eines jeden Menschen. Gott rufe jede Einzelne und jeden Einzelnen auf, an dem Ort, an den er oder sie gestellt ist, Gutes zu tun. Dabei sei es nicht immer einfach umweltbewusster und sozial gerechter zu leben. Oder überhaupt zu erkennen, was das Gute sei. Auch hierzu bezog sich Zeh auf den Propheten Jesaja: Lernt Gutes zu tun. „Im Tun des Guten werden wir Menschen immer Lernende bleiben. Doch auf uns Menschen, die wir als Schülerinnen und Schüler auf dem Weg sind, baut Gott,“ dies sei der befreiende Trost in unserem Bemühen.
Schließlich schaute Zeh darauf, wie die Kirchen auf Ihrem Weg des Miteinanders gelernt haben Gutes zu tun. Dies heiße, den ökumenischen Weg weiter gehen, darauf zu vertrauen, dass Versöhnung und Frieden möglich sind, es bedeute aber auch Verschiedenheiten auszuhalten, weil das Verbindende viel mehr ist. Gutes tun werde dabei weiter heißen, nicht hinter dem Erreichten zurückzukehren, geduldig sein aber auch beharrlich bleiben und voneinander lernen. Das Motto der Gebetswoche sei als Mahnung, Ermutigung und Trost schließlich eine heilvolle Einladung.
„Lernt Gutes tun, immer wieder im Alltag, in den großen gesellschaftlichen Herausforderungen, im Miteinander als Christinnen und Christen. Christus traut es uns zu. Die ihm nachfolgten waren keine Glaubenshelden. Sie waren Menschen wie du und ich. Lernt Gutes tun und erlebt dabei, wie ihr beschenkt werdet, wie Gott euch beschenkt“, schloss Pfarrer Zeh seine Predigt.
Vor Beginn des Gottesdienstes gab Lektorin Roswitha Redel eine Hinführung zum Motto des Gottesdienstes. Das Eingangsgebet sprachen Pfarrerin Wölfel sowie die Pfarrer Zeh und Kieslich. Das Sündenbekenntnis und die Vergebungsbitten trugen sie gemeinsam mit Pater Ludwig und Lektorin Redel vor. Für das Reinwaschen von den Sünden goss Pater Ludwig symbolisch etwas Wasser in eine auf dem Altartisch stehende Schüssel. Die Lesung aus dem Brief des heiligen Paulus an die Gemeinde in Ephesus (2, 12 – 22) trug ebenfalls Roswitha Redel vor. Pater Ludwig verkündete das Evangelium und gemeinsam mit Pfarrerin Wölfel und den Pfarrern Zeh und Kieslich riefen sie Gott in den Fürbitten an. Georg Schäffner gestaltete den Gottesdienst an der Orgel und als Kantor musikalisch würdevoll. Das „Vater unser“ wurde von den Geistlichen gemeinsam mit der Gottesdienstgemeinde gebetet. Pater Ludwig und Pfarrer Zeh beschlossen den Gottesdienst mit dem Segen.
Danach kündigte Pater Ludwig, dass der nächste gemeinsame ökumenische Gottesdienst um die Einheit der Christen im Januar 2024 in Muggendorf stattfinden wird.
Eine große Anzahl der Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer folgte schließlich noch der Einladung von Pfarrer Pater Ludwig zu einem kleinen Umtrunk in den Fürstensaal des Pfarrhauses, wo noch lebhaft diskutiert wurde. Der gemeinsame Gottesdienst wurde dabei als Bereicherung gesehen. Eine gewisse Vorfreude auf den nächsten Gottesdienst ebenso.