Sondersitzung des Marktgemeinderats Gößweinstein Teil 1
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN Auf großes Interesse bei den Bürgern stieß die Sondersitzung des Marktgemeinderats zu den Themen Rathaus und Hallenbad. Es kamen so viele Besucher die gar nicht alle Platz auf den Zuhörerstühlen im Schulungsraum des Feuerwehrgerätehauses hatten und einige mussten aus Platzmangel sogar wieder gehen. Von der Regierung von Oberfranken war Baudirektor Günther Neuberger gekommen der über die allgemeinen Grundsätze der Städtebauförderung informierte und mehrmals betonte, dass ein Rathausneubau nicht gefördert wird. Für eine Überraschung während der Sitzung sorgte Thomas Siebenhaar, Geschäftsführer der Hirschaider Firma Projekt Bauart WohnInvest GmbH, die das Hallenbad und den dazugehörigen Parkplatz für einen symbolischen Preis von der Gemeinde erwerben will. Siebenhaar, der aus Leutenbach stammt, will das Hallenbadgebäude teilweise abbrechen, danach sanieren und darin dann 15 barrierefreie Wohneinheiten mit insgesamt 1460 Quadratmetern Wohnfläche für Senioren mit der Option für Betreutes Wohnen durch das BRK schaffen.
Außerdem will Siebenhaar als Investor eine Facharztpraxis im ehemaligen Hallenbad ansiedeln die von Dr. Gabriele Brütting betreiben werden soll die derzeit ihre Arztpraxis im SeniVita-Seniorenhaus St. Elisabeth in Pottenstein hat. Die frühre CSU-Marktgemeinderätin würde dazu ihren Arztsitz von Pottenstein nach Gößweinstein verlegen. Während der Sitzung wurde Gabriele Brütting ebenfalls erwartet um ihr Konzept vorzustellen, doch sie kam nicht. Wie Siebenhaar weiter erläuterte will er das Gelände um das Bad aufwerten, den bestehenden Kinderspielplatz erhalten und eine zusätzliche Kommunikationszone für Jung und Alt schaffen. Eine weitere Idee Siebenhaars ist außerdem ein Rathausneubau auf dem insgesamt 14000 Quadratmeter großen und gemeindeeigenem Grundstück hinter dem Hallenbad oberhalb des Spielplatzes. Dies hätte den Vorteil überschaubarer und kalkulierbarer Baukosten und Unterhaltskosten für das neue Rathaus das von der dann neuen Seniorenwohnanlage im jetzigen Hallenbad durch eine Hackschnitzel- oder Pellettsheizung mit beheizt werden könnte. Bei dieser Variante wäre das vom Gemeinderat bisher favorisierte Projekt Rathausneubau im ehemaligen Gasthof Rose am Marktplatz gestorben. Weiterer Vorteil für ein neues Rathaus am Standort Hallenbad wären zudem die bereits vorhandenen Parkplätze die ebenso für die Seniorenwohnanlage mitgenutzt werden könnten. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von Siebenhaars Projekt der „Entwicklung Hallenbad“ sind allerdings der symbolische Kaufpreis für den aktuellen Grundstücksanteils des Hallenbads, der Abschluss eines städtebaulichen Vertrages zur Sicherstellung der steuerlichen Geltendmachung der Absetzung für die Abnutzungen für die Wertminderung von Anlagevermögen, eine Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau pro Wohneinheit von 20.000 Euro und einem zinsgünstigen Darlehen von 0,75 Prozent Zinsen und die Förderung der Abbruchleistungen aus Mitteln der Städtebauförderung. Auch ohne einen Rathausneubau auf dem Hallenbadareal würde Siebenhaar unter diesen Voraussetzungen sein Projekt für eine Seniorenwohnanlage im dann umgebauten Hallenbad verwirklichen wollen.
Gute Lage für 55+
Die Lage dafür bezeichnete Siebenhaar wegen dem nahen Einkaufszentrum, dem gegenüberliegenden Therapiezentrum von Markus Poser am Steinernen Herrgott, der Nähe zum Ortskern und der bevorstehenden Ansiedlung des BRK-Seniorenzentrums am Standort der ehemaligen Jugendherberge für Senioren als ideal. Ein Rathausneubau hinter dem Hallenbad wäre zudem „kostenvariabel“, je nach Bedarf und Ansprüchen der Gemeinde für ein neues Büro- und Verwaltungsgebäude. Siebenhaar schwebt auch bereits eine konkrete Zeitschiene für sein Projekt vor. So müsste bis zum 30. Juni eine Grundsatzentscheidung im Gemeinderat für sein Projekt fallen. Bis 30. September würde seine Firma dann die Planung für die Umnutzung des Hallenbads fertig stellen, mit der Vermarktung der Wohnungen und der Arztpraxis beginnen, den Raumbedarf und eine Ausstattungsliste für das neue Rathaus erstellen und das Kostenbudget für den Rathausneubau mit Fixpreis festlegen. Bis Ab 1. Juli 2018 könnte dann mit dem Rathausneubau und dem Umbau des Hallenbads begonnen werden und die Vermarktung der Wohnungen und der Praxis wären bis dahin bereits abgeschlossen. Fertigstellung und Übergabe des neuen Rathauses, der Wohnungen und der Arztpraxis wären dann spätestens am 30. Oktober 2019.
Bedenken der Regierung
Baudirektor Neuberger meldete bezüglich des symbolischen Grundstückverkaufspreises sowie der Förderung für den Teilabbruch des Hallenbades Bedenken an. Grundsätzlich könne die Gemeinde ein Grundstück nicht für den symbolischen Preis von einem Euro verkaufen, sondern nur nach dem Verkehrswert. Außerdem könne die Regierung einen Privatinvestor der dann Grundstückseigentümer wäre, aus Mitteln der Städtebauförderung für den Hallenbadabbruch nicht fördern, sondern nur die Gemeinde, so Neuberger. Jürgen Kränzlein (SPD) sah dies jedoch anders. Denn schließlich würde die Gemeinde ein Abriss des Hallenbads rund 200.000 Euro kosten, die bei einer Übernahme durch Siebenhaars Firma eingespart werden könnten. Kränzlein nannte es gar ein „Leuchtturmprojekt“ das Hallenbad so mit vergleichbar günstigem Wohnraum im Ortszentrum wiederzubeleben. Da dadurch auch eine ganz neue Einrichtung mit Facharztpraxis geschaffen werde, die laut Kränzlein nur hier entstehen kann, hielt der ehemalige Landgerichtspräsident auch eine Förderung aus Städtebaumitteln für möglich. Ebenso den Verkauf des Grundstücks für einen symbolischen Preis, da sich der Markt die Abbruchkosten einspart. Die Aussage das Hallenbad samt Grund für einen Euro zu verkaufen, hielt Peter Helldörfer (CSU) jedoch für leichtfertig.
"Was wollen wir ?" Bürgermeister Zimmermann
Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) hielt es nicht für entscheidend ob man für einen Euro verkauft, sondern was der Gemeinderat will. „Bisher hat man keine Gewinnerzielungschance gesehen“, so Zimmermann. Georg Rodler (CSU) sah dies jedoch anders. Wenn die Gemeinde das Hallenbadgelände als Bauplätze vermarktet und einen Zuschuss für den Abriss des Hallenbads bekommt, könne man auch mit einem Gewinn für die Gemeinde rechnen, so Rodler. Kränzlein erinnerte daran das er der einzige war der gegen den Abriss des Hallenbads gestimmt hatte. Der Beschluss für den Abriss sei nun lediglich bis Juli diesen Jahres ausgesetzt. Wenn bis dahin über das Projekt von Siebenhaar noch immer nicht entschieden ist, müsste erneut über die Aussetzung des Abrissbeschlusses entschieden werden, so Kränzlein. Daniela Drummer (FWG) erklärte, das ihr Siebenhaars Konzept sehr gut gefällt. So würde der Gößweinsteiner „Hyde Park“ mit der grünen Lunge und dem Kinderspielplatz erhalten bleiben und das Angebot für zusätzliches betreutes Wohnen sei sehr gut, so Drummer. Allerdings ist Drummer für ein Rathaus in der Ortsmitte, Dietmar Winkler (CSU) hingegen kann sich vorstellen dass das Rathaus aus dem Ortskern „rauswandert“. Als schade befand Winkler dass das Ganze nicht ohne das „Prinzip Steuerzahler“ funktioniert. „Wenn wir Familien wollen müssen wir das Hallenbad abreißen und das Gelände vermarkten“, so jedoch Rainer Polster (FWG). Polster sprach sich für ein Rathaus am Marktplatz aus. Damit man das Leerstandsmanagement im Zentrum in den Griff bekomme. Georg Lang (CSU) ist nach wie vor für den Abriss des alten Rathauses in der Burgstraße und einen Neubau an gleicher Stelle. „Hier gehört uns das Grundstück zumindest“, so Lang. Eine Entscheidung gab es am Schluss nicht. Nun wird weiter beraten und diskutiert.
Wird aus dem Hallenbad eine Wohnanlage für Senioren ? Foto: Thomas Weichert