Einsturzgefahr: Klosterkirche Gößweinstein muss geschlossen werden.
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
In den Jahren 1623 bis 1632 wurde die Gößweinsteiner Marienkirche erbaut die heute allgemein als Klosterkirche bekannt ist. Nun muss das viel besuchte und genutzte Gotteshaus hinter der Basilika wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Ab kommendem Montag werden die Besucher deshalb vor einer verschlossenen Kirchentür stehen. Die lange Zeit bekannte bedenkliche statische Situation hat sich in den letzten Tagen dermaßen dramatisch zugespitzt das man dringend handeln musste, sagt Kirchenpfleger Bernhard Schrüfer. Es sei wegen herunterfallenden Putz- und Gesteinsbrocken von der Kirchendecke einfach zu gefährlich die Kirche weiterhin offen zu lassen.
Nun steht man in Gößweinstein vor vollendeten Tatsachen und vor einem großen Problem. Denn die Gößweinsteiner Kirchenstiftung, die Eigentümer der Klosterkirche ist, kann den Eigenanteil von rund 180.000 Euro für die mit 620.000 Euro teure veranschlagte, schon abgespeckte und bereits durch Bamberg genehmigte Sanierung nicht aufbringen. Vor etwa 140 Jahren wurde der Dachstuhl der Klosterkirche erneuert. Und dabei, so das vorliegende Gutachten eines Statikers, wurde ein eklatanter Baufehler begangen weil die Balken nicht fachgerecht verankert wurden obwohl dies schon damals technisch möglich gewesen wäre. Seitdem arbeitet es im Dachstuhl, das nicht richtig verankerte Gewölbe drückt aus einander und irgendwann droht durch die auseinander driftenden Wände die gesamte unter Denkmalschutz stehende Kirche einzustürzen. Durch die jeweiligen Periodenwechsel von Sommer und Winter und durch Schnee- und Eislasten hat sich der Druck auf die Tragwerkskonstruktion noch verstärkt. „Dadurch kann es möglich werden, dass sich Gewölbeteile aus dem Verbund lösen und Stein- oder Putzteile herunterfallen“, teilt auch der Hollfelder Architekt Hartmut Schmidt der Kirchenverwaltung mit.
180000 Euro Eigenanteil ist nicht leistbar
Nicht nur der Dachstuhl und das Gebälk müssen also erneuert werden sondern die seit Jahrzehnten immer weiter auseinanderdriftenden Kirchenmauern müssen mit Zugankern zusammengezogen und verankert werden. Dies hatte ein Gutachten ergeben das der Kirchenverwaltung schon seit zweienhalb Jahren vorliegt. Seitdem versucht man die Finanzierung der Kirchensanierung auf die Beine zu stellen. Das erzbischöfliche Ordinariat hat einen Zuschuss von 65 Prozent zugesichert. Dies sind rund 336000 Euro. Die Bayerische Landesstiftung in München, der Markt Gößweinstein und die Oberfrankenstiftung geben insgesamt 103000 Euro für die Sanierung und somit bleibt für die Kirchenstiftung ein Eigenanteil von rund 180000 Euro übrig. Als Rücklagen hat die Kirchenstiftung aber nur etwa 90000 Euro auf ihrem Konto. Somit würden also noch 90000 Euro fehlen. Braucht man jedoch die Rücklagen komplett für die Sanierung der Klosterkirche auf, ist kein Geld mehr für dringend zu erledigende andere Maßnahmen da die überraschend kommen könnten.
Nur noch ein Drittel Lohnkostenzuschuss aus Bamberg
Viele meinen die Kirchenstiftung Gößweinstein sei reich wenn man den Prunk in der Basilika oder im Pfarrhaus mit seinem Fürstensaal sieht der früher als Sommerresidenz des Fürstbischofs diente. Gerade das Gegenteil sei aber der Fall, rechnet Schrüfer vor. Durch Sammlungen in den Gottesdiensten und die Opferstöcke nimmt man jährlich etwa 70000 Euro ein. Durch Kerzen- und Kartenverkäufe in der Basilika und der Klosterkirche weitere 25000 Euro, als Zuschuss aus Bamberg bekommt die Kirchenstiftung im Jahr 95000 Euro und durch den Trödelmarkt der Familie Zambelli kommen etwa 15000 Euro im Jahr rein. Macht Gesamteinnahmen von stolzen 205000 Euro. Allerdings sind die Einnahmen durch den Trödelmarkt zweckgebunden für den Erhalt der Basilika und alleine die Lohnkosten für die Angestellten vom Mesner über den Organisten und den Pfarrsekretär und weiteres Personal liegen bei rund 190000 Euro im Jahr. Somit bei den jährlichen Ein- und Ausgaben quasi eine Nullnummer bei der unter dem Strich nichts mehr übrig bleibt. Alleine das Stimmen der Orgel in der Basilika muss dreimal im Jahr durchgeführt werden und kostet über 2000 Euro. Kommt dann noch wie diese Woche erst ein Sturmschaden am Dach der Basilika hinzu, werden unerwartet 6000 Euro fällig. „Viele sagen Gößweinstein ist ein Wallfahrtsort, denen geht es deshalb gut“, so Schrüfer. Was Gößweinstein aber gerade von anderen Kirchengemeinden unterscheidet sei eben das man ein Wallfahrtsort ist und deshalb hauptamtliches Personal braucht. Vor zehn Jahren war das noch leichter. Denn da hat das Erzbistum noch 75 Prozent der Lohnkosten für die hauptamtlich Beschäftigten übernommen. „Da ging es uns noch relativ gut“, so Schrüfer. Bis dann der Schlüssel für die Bezuschussung des Personals auf die Anzahl der Katholiken in der Kirchengemeinde umgestellt wurde. So kommt jetzt nur noch ein Drittel an Zuschuss für die Personalkosten im Vergleich von vor zehn Jahren aus Bamberg rein.
Pfarrer ruft zu Spenden auf
Außerdem hat die Kirchenstiftung viele alte Gebäude zu erhalten. Ebenso den Kindergarten St. Franziskus. Alleine in das Gebäude in dem nun das Wallfahrtsmuseum untergebracht ist und den katholischen Kindergarten hat man in den letzten Jahren insgesamt 3 Millionen Euro investiert. Dann ist da noch das Pfarrzentrum, das Pfarrhaus und weitere Gebäude die zu unterhalten sind. Gebäude zwar mit schönen Fassaden aber in denen immer was gemacht werden muss. Dringend gemacht werden müsste auch die Pflaster um die Basilika die viele Stolperstellen haben. Aber auch dafür ist kein Geld da und man müsste eigentlich ein Schild mit der Aufschrift „Betreten auf eigene Gefahr“ aufstellen. In geradezu erbärmlichen Zustand sind auch die Toiletten die auch vom Markt Gößweinstein als öffentliches WC mit genutzt werden. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf. „Wir sind da immer in der Haftung wenn was passiert und manchmal schämen wir uns als Kirchenvorstand“, sagt Schrüfer und betont: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht wie es weitergeht.“ „Der Zustand ist total im Eimer, wir sind wirklich arm geworden und auf Spenden angewiesen“, sagt auch Gößweinsteins Pfarrer Pater Flavian Michali. Er ruft deshalb die Bevölkerung zu Spenden für die Sanierung der Klosterkirche auf. Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) spricht von einer kleinen Katastrophe. Schon alleine aus Kapazitätsgründen brauche man die Klosterkirche wenn viele Wallfahrer kommen die alle auf einmal gar keinen Platz in der Basilika haben. Denn in der Klosterkirche fanden bisher die Parallelgottesdienste statt. Auch Georg Schäffners Orgelunterrichte können nun nicht mehr in der Klosterkirche stattfinden wie auch Vieles mehr nicht mehr. „Das führt auch zu Unzufriedenheit bei den Touristen und vor allem bei den Wallfahrern, von denen Gößweinstein als Tourismusort lebt. Mir wird Angst und Bange das wir bei unseren Gästen und der Bevölkerung dann Unmut schaffen“, so Zimmermann. Schrüfer will die Klosterkirche in mehreren Bauabschnitten sanieren. Im ersten Bauabschnitt müssen die Kirchenmauern dringend stabilisiert und der Dachstuhl erneuert werden.
Info: Für die Sanierung der Klosterkirche wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Spenden dafür können unter dem Stichwort „Klosterkirche“ auf die Konten der Kirchenstiftung Gößweinstein unter IBAN: DE69 7639 1000 0006 0239 75 BIC: GENODEF1FOH oder IBAN: DE32 7635 1040 0005 4523 39 BIC: BYLADEM1FOR eingezahlt werden.
Bild 1: Innenansicht Bild 2 und 3: Sorgenvolle Blicke an die Decke v.l. Kirchenpfleger Bernhard Schrüfer, Bürgermeister Hanngörg Zimmermann und Pfarrer Pater Flavian Michali Bild 4: Einer der großen Risse über einem Kirchenfenster Bild 5: Außenansicht Fotos: Thomas Weichert