Im Oktober Schriftstellertreffen in Waischenfeld ?
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD
Karla Fohrbeck ist überzeugt davon dass es etwas Großes und Nachhaltiges für Waischenfeld wird. Die Rede ist von einem immer wiederkehrenden und im deutschsprachigem Raum einmaligen und bedeutendem Literaturfestival in Erinnerung an die letzte Tagung deutscher Schriftsteller der „Gruppe 47“ vor 50 Jahren in der Pulvermühle bei Waischenfeld. Ein erstes dreitägiges Treffen namhafter deutscher Schriftsteller soll bereits heuer vom 13. bis 15. Oktober in Waischenfeld stattfinden. Die 74-jährige promovierte Kulturwissenschaftlerin und ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bayreuther Firma „KulturPartner“ war nun mit deren Geschäftsführer Clemens Lukas und den weiteren Mitarbeitern Frank Piontek und Annett Krause zur Stadtratssitzung in Waischenfeld gekommen. Sie bilden das vierköpfige Team das Waischenfeld bundesweit als ländliches Literaturzentrum in die Schlagzeilen überörtlicher Medien bringen will.
Bereits während der vorletzten Stadtratssitzung hatte der Stadtrat gegen die Stimmen von Udo Lunz (SPD) und Herbert Neubauer (FWSL) grünes Licht für eine Konzepterstellung durch die Firma „KulturPartner“ gegeben. Inzwischen drängt die Zeit, vor allem was die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts für ein erstes Schriftstellertreffen in Waischenfeld im Oktober dieses Jahres anbelangt. Am Donnerstag dieser Woche treffen sich Forbach und Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) deshalb nun zu einem Gespräch mit Landrat Hermann Hübner (CSU) im Landratsamt. „Die Zeit drängt und am Donnerstag müssen wir mit dem Landrat kämpfen der dann auch mal mit 15000 Euro dabei sein muss“, sagt Fohrbeck während der Stadtratsitzung am Dienstagabend im Badershaus. Als sie in Bayreuth den Jean-Paul-Weg kreiert hatte erntete sie zunächst ein müdes Lächeln des Landrats. Dies wurde jedoch inzwischen ein durchschlagender Erfolg.
Landrat kennt Gruppe 47 noch nicht ?
„Der Landrat kennt natürlich auch die Gruppe 47 nicht“, sagt Fohrbeck. Er habe aber vollste Unterstützung zugesagt. „Der Landrat muss wirklich auch hinter dieser Gemeinde stehen“, so Fohrbeck. Wenn Karla Fohrbeck von der Gruppe 47 erzählt, gerät sie geradezu ins Schwärmen. Dies waren und sind heute noch die bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit die sich einst in Waischenfeld trafen. 59 Schriftsteller der berühmten Gruppe 47 leben heute noch und Fohrbeck hofft, das man mindestens die Hälfte davon schon im Oktober nach Waischenfeld bringen kann. Sie nennt einige Namen wie Martin Walser, Peter Handke und Michael Krüger. Walser wurde durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden bekannt, Krüger ist seit 2013 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Handke gilt als größter Kritiker der Gruppe 47 dessen Kritik Günter Grass später als „Blattschuss“ für die Gruppe 47 bezeichnete. „Da sind schöne Zugpferde dabei“, so Fohrbeck. „Das Thema ist dermaßen mit Energie geladen“, so Fohrbeck weiter, „und wenn man dies in der Region explodieren lässt, dann sieht man was sich bewegt.“ Und dies in einer Gegend die im 19. Jahrhundert durch Tieck und Wackenroder zum Zentrum der deutschen Romantik wurde. Ein Potential, vor allem auch für Waischenfeld, mit dem man wuchern kann und das lange noch nicht ausgeschöpft ist. „Von der Nachhaltigkeit sind wir überzeugt, obwohl noch gar keine Finanzierung steht“, so Fohrbeck. Immerhin hat aber die Oberfrankenstiftung schon 20 Prozent Zuschuss zugesichert und laut Lukas müsse man nun auch noch mit Söders bayerischem Heimatministerium sprechen.
Nicht in der Halle sondern in der Höhle
Mit im Finanzierungsboot vielleicht auch eine Versicherungsgesellschaft, laut Lukas für ein „ländliches Literaturfestival das nicht in großen Hallen sondern in der Höhle stattfindet.“ Als Programm angedacht für ein erstes Schriftstellertreffen im Oktober ist jedenfalls schon mal ein Fischessen in der Pulvermühle am ersten Abend. Da soll dann auch die frühere Wirtin der Pulvermühle des letzten Treffens der Gruppe 47 dabei sein die heute in München lebt. Erika Bezold, Ehefrau des legendären Pulvermüller-Kaspers mit der roten Weste, habe bereits ihre Teilnahme zugesagt, so Fohrbeck. Am zweiten Tag dann zwei Podiumsdiskussionen im Fraunhofer Forschungscampus Waischenfeld mit unterschiedlichen Schwerpunkten und ein Ritteressen auf Burg Waischenfeld. Dies muss jedoch noch geklärt werden. Fohrbeck ist überzeugt davon dass es sehr spannende Diskussionen geben wird mit anschließenden Fragen was man der nächsten Generation an Utopien weitergeben kann. Für künftige Literatentreffen sollen dann auch weitere touristische Anziehungspunkte wie Mühlen oder die Burg Rabeneck mit einbezogen werden. „Das Thema könnte etwas Neues in Waischenfeld begründen, wenn wir Glück haben“, so Lukas.
Ein Zukunftsprojekt
Und zwar mit einem Zukunftsprojekt für mindestens die weiteren 50 Jahre. Laut Piontek gilt die Gruppe 47 noch heute immerhin als die bedeutendste literarische Gruppe der gesamten Bundesrepublik. „Ich finde es total spannend das diese Literaten hier damals in diesem idyllischem Ort waren“, sagt Piontek und betont, das es sich nicht um irgendeine Gruppe, sondern um die bedeutendsten deutschen Literaten handelte. Bürgermeister Pirkelmann ist davon überzeugt, dass es eine „gute Sache für Waischenfeld“ wird. Auich wenn das Thema bei der Bevölkerung inzwischen „weg“ sei. Oder wie Paul Lindner (CSU) als ältestes Ratsmitglied meinte noch die „da gewesen“ sei. Als einiger könne er sich noch an die Gruppe 47 erinnern. „Für uns als Bauernbuschen war das damals aber kein Thema“, so Lindner. Für Pirkelmann steht fest: „Daraus kann man in Zukunft mehr für Waischenfeld machen.“ Jan Wolf (JW) konnte die Finanzierung des Projekts nicht so recht nachvollziehen. Aufklärung kam von Kämmerin Marianne Wehrl. Im Haushaltsansatz stehen dafür heuer 78800 Euro. An Einnahmen dafür 68800 Euro. Verleibt also wie bereits vom Stadtrat beschlossen ein Eigenanteil für die Stadt von 10000 Euro.
Das Organisationsteam der Bayreuther Firma KulturPartner für das Literatentreffen und ein wiederkehrendes Literaturfestival in Erinnerung an die Gruppe 47 v.l.n.r. Annett Krause, Dr. Frank Piontek, Dr. Karla Fohrbeck und Dr. Clemens Lukas. Im Hintergrund Burg Waischenfeld und die Stadtpfarrkirche St. Johannis der Täufer. Foto: Thomas Weichert