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Stadtrat Waischenfeld gibt grünes Licht für Literaturfestival in Erinnerung an die Gruppe 47
Stadtrat Waischenfeld gibt grünes Licht für Konzepterstellung für ein Literaturfestival in Erinnerung an die Gruppe 47
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD
Das letzte reguläre Treffen deutscher Schriftsteller der berühmten „Gruppe 47“, zu denen Hans Werner Richter von 1947 bis 1967 einlud, fand in der Abgeschiedenheit der romantisch gelegenen Pulvermühle bei Waischenfeld statt. Der heute berühmteste Teilnehmer in der Pulvermühle war sicherlich Literaturnobelpreisträger Günter Grass. Weil sich dieses letzte legendäre Schriftstellertreffen in der Pulvermühle heuer zum 50sten Mal jährt, wollte die Stadt Waischenfeld ursprünglich eine Gedenkfeier veranstalten. Nun scheint es jedoch anders zu kommen. Denn der Stadtrat gab nun gegen die Stimmen von Dr. Udo Lunz (SPD) und Herbert Neubauer (FWSL) grünes Licht für die Beauftragung einer Konzepterstellung durch die Bayreuther Firma „Kultur Partner“, die daraus ein Projekt mit Langzeitwirkung für Waischenfeld und die gesamte Region machen will.
Zunächst stand die Diskussion und Abstimmung über diesen Tagesordnungspunkt im nichtöffentlichen Sitzungsteil. Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) lies jedoch darüber abstimmen, dies in die öffentliche Sitzung zu verschieben. „Damit die Bevölkerung nicht über Umwege erfährt wie wir darüber entschieden haben“, so seine Begründung. Ehrenamtlich betreut dieses Projekt die 74-jährige Kulturwissenschaftlerin Dr. Karla Fohrbeck aus Neudrossenfeld. Am Telefon mit unserer Zeitung ist sie kurz angebunden. Über das Konzept will sie noch nichts verraten. Auch nicht über die Sponsoren. Nur so viel: „Zu dem Ergebnis sollen die Schriftsteller, die nach Waischenfeld durch dieses Projekt, das Pirkelmann als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet, selbst kommen. Sie arbeite ehrenamtlich bei „Kultur Partner“ und habe aktuell noch sieben weitere große Projekte am laufen. Wie Fohrbeck noch sagt soll mit dem Projekt das „literarische romantische Eckchen wieder entdeckt werden.“ Weiteres will sie jetzt mit der Presse nicht diskutieren, nicht vorher Wind machen, sondern erst Taten folgen lassen. „Wir suchen nach Zuschussgebern“, so Fohrbeck. Dann bricht sie das Gespräch ab und legt auf. Sie hätte auch keine Zeit mehr, da sie einen wichtigen Termin hätte.
Kosten: 70000 Euro
Während der Stadtratssitzung nennt Pirkelmann Kosten von rund 70000 Euro für ein immer wiederkehrendes Literaturfestival, dass alle zwei Jahre mit der Auslobung eines Literaturpreises für Nachwuchsschriftsteller verbunden sein könnte. Pirkelmann hat viele Gespräche geführt, auch im Landratsamt zum Thema Nachhaltigkeit. Wie Pirkelmann meint komme der Landkreis nicht umhin sich mit dem gleichen Betrag wie die Stadt zu beteiligen. Diesen Betrag für die Stadt wollen die Stadträte auf 10000 Euro gedeckelt wissen. Denn mehr gibt die ohnehin angespannte Haushaltslage für diese freiwillige Leistung nicht her. Mehr geht auch deshalb nicht weil Waischenfeld vom Freistaat Stabilisierungshilfe bekommt. Wie Pirkelmann weiter informiert habe die Oberfrankenstiftung 20 Prozent Zuschuss signalisiert und 23000 Euro könnte es Sonderfördermittel vom Freistaat geben. Pirkelmann sieht gewisse Chancen in so einem Projekt, denn es gäbe viele Festivals, aber eben kein Literaturfestival. „Die meisten Einnahmen sind Zuschüsse, daher ist das Risiko überschaubar und der Stadtrat hat immer die Hand drauf“, sagt Pirkelmanns Stellvertreter Thomas Thiem (CSU). Für dritten Bürgermeister Kurt Neuner (BBN) gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir machen was, oder nichts.“
Huß für Obergrenze
Lothar Huß (FWSL) plädiert für eine Obergrenze von 10000 Euro für die Stadt. „Wenn das nicht reicht können wir im Stadtrat noch nach verhandeln“, meint Huß. „Da kommen Leute die gebildet sind und Schmuck haben und die Werbung dafür ist unbezahlbar“, so Jürgen Spessert (WGL). „Ich war auch skeptisch und momentan kommt nicht viel dabei raus. Wir sind aber kein kleines Städtla irgendwo ihn der Prärie, sondern Heimat der Romantiker“, so Neuner, der dieses Projekt als zukunftsweisend ansieht und als eine Chance für Waischenfeld die kein anderer hat. „Wo ist der Kontrollmechanismus“, wirft Huß ein. „Wir müssen die Hand drauf haben und mehr Investoren herholen als wir eigentlich kriegen können“, ist Neuners Antwort. „Man muss Visionen haben, sonst darf man nichts machen“, so noch einmal Spessert. „Konzept hin - Konzept her, wenn es nicht für die breite Bevölkerung gedacht ist“, zeigte sich Lunz äußerst skeptisch und meinte: „Die kriegen 10000 Euro bar auf den Tisch, dann sind wir außen vor“. Außen vor kann die Stadt jedoch nicht sein, da nur sie die Zuschüsse beantragen kann, erklärt Pirkelmann. Lunz erinnert noch an die 700 Jahrfeier. Die kam für die Stadt auch teurer als geplant.
Thiem: Riesiger Hype für wenig Geld
Für Thiem steht aber fest, dass man sich auf einem ganz neuen Gebiet für überschaubares Geld profilieren könnte und daraus ein riesiger Hype für Waischenfeld werden kann. Nur Lunz und Neubauer sind dann am Schluss der Debatte gegen das Konzept und den Finanzierungsplan. Wie bisher bekannt wurde könnte im Fraunhofer-Forschungscampus Waischenfeld die zentrale Festivität steigen. Auch der neue Pulvermüller habe seine Mitwirkung zugesichert, hieß es. Und neben Ausstellungen, Lesungen oder Podiumsdiskussionen könnte nahe der Pulvermühle auch eine Gedenkstele aufgestellt werden die an das Treffen der „Gruppe 47“ erinnert.
Wird Kaspar-Bezold-Weg ausgebaut?
Von der Hammermühle aus führt der noch geschotterte Kaspar-Bezold-Weg zur Pülvermühle. Eine Asphaltierung dieses überörtlichen Wanderweges auf drei Meter Breite würde laut Pirkelmann 44000 Euro kosten. Da vom Freistaat für den Radwegebau auch für den Kaspar-Bezold-Weg schon einmal ein Zuschuss im Gespräch war, will Pirkelmann nun versuchen für die Asphaltierung bis zu Pulvermühle 30000 Euro Fördermittel zu bekommen. Dann könnten die Teilnehmer des Schriftstellerfestivals die Pulvermühle trockenen Fußes erreichen. Für Pirkelmann würde auch eine Ausbaubreite von 2,50 Meter für den Kaspar Bezold Weg reichen. Neubauer, der auch Kommandant der Feuerwehr ist, hielt aus Sicherheitsgründen jedoch unbedingt drei Meter Ausbaubreite für nötig. Denn über die Wiesentbrücke der Pulvermühle darf die Drehleiter nicht fahren. Gibt es die 30000 Euro Zuschuss nicht, wird der Schotterweg nur ausgebessert.
Wenn es 30000 Euro Zuschuss gibt dann wird der nach dem legendären Pulvermüller Kaspar Bezold benannte Weg zwischen der Hammermühle und der Pulvermühle aspaltiert. Denn dann könnten die Teilnehmer eines Schrifstellertreffens bei Regenwetter die Pulvermühle trockenen Fußes erreichen. Foto: Thomas Weichert